Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

Bild:
<< vorherige Seite
TrawrSpiel.
Fehlt einer oder zwey! es sind viel tausend dar
Die Jhrem Keyser hold. Die willig'st in gefahr
Sich wagen vor sein heil/ die jhr verpflichtet leben
Vor sein gekröntes Haupt in die rappuse geben.
Leo. Es ist noch etwas mehr/ das Seel vnd sinnen nagt.
Exab. Vergibt der Fürst dem/ der vmb sein anliegen fragt!
Leo Vns hat noch kurtz vorhin ein harter traum beschweret/
Nicand. Der schafft jhm selber angst der sich an träume
kehret.
Leo. Der Himmel hat durch träum offt grosse ding entdeckt.
Exab. Der wahn hat offt durch träum' ein müdes hertz er-
schreckt.
Leo. Der traum von Phocas hat dem Mauritz nicht gelogen.
Exab. Wer viel auf träume baw't/ wird alzuviel betrogen.
Nicand. Bestürm't ein traum den geist/ den nicht der fein-
de macht
Den kein bewehrter grim' je in bestürtzung bracht.
Bestürm't ein traum den geist/ vor dem die trotzen hauffen
Der Parthen sich entsetzt/ vor dem die Bulgarn lauffen?
Wo sind wir/ grosser Fürst.
Leo. Nicander glaub es fest
Daß keiner blitzen glantz/ kein vngehew're Pest
Vnß je den muth benam. diß eine wir bekennen/
War mächtig schier die Seel aus dieser brust zu trennen.
Exab. Der Fürst entdeck' vnß doch das schreckliche gesicht
Leo. Folgt vns ins zimmer nach.
Nicand. Trabanten bringt
ein licht.
Der Fünffte Eingang.
Michael. Papias. Ein Wächter.
Pap. Auff Herr! was thun wir! ach! wir sind dem tod im
Rachen!
Auff Herr! ach! kann man nun den Mann nicht munter
machen!
Auff! Auff!
Mich. Was mangelt dir? was ist das rasen noth?
Was zitterst du?
Pap. wir sind/ mein Herr/ schon lebend todt!
Mich. Was hör ich? traum't dir?
Pap. ach!
Mich. sag an.
Pap. ich bin verlohren!

Mich.
TrawrSpiel.
Fehlt einer oder zwey! es ſind viel tauſend dar
Die Jhrem Keyſer hold. Die willig’ſt in gefahr
Sich wagen vor ſein heil/ die jhr verpflichtet leben
Vor ſein gekroͤntes Haupt in die rappuſe geben.
Leo. Es iſt noch etwas mehr/ das Seel vnd ſinnen nagt.
Exab. Vergibt der Fuͤrſt dem/ der vmb ſein anliegen fragt!
Leo Vns hat noch kurtz vorhin ein harter traum beſchweret/
Nicand. Der ſchafft jhm ſelber angſt der ſich an traͤume
kehret.
Leo. Der Himmel hat durch traͤum offt groſſe ding entdeckt.
Exab. Der wahn hat offt durch traͤum’ ein muͤdes hertz er-
ſchreckt.
Leo. Der traum von Phocas hat dem Mauritz nicht gelogen.
Exab. Wer viel auf traͤume baw’t/ wird alzuviel betrogen.
Nicand. Beſtuͤrm’t ein traum den geiſt/ den nicht der fein-
de macht
Den kein bewehrter grim’ je in beſtuͤrtzung bracht.
Beſtuͤrm’t ein traum den geiſt/ vor dem die trotzen hauffen
Der Parthen ſich entſetzt/ vor dem die Bulgarn lauffen?
Wo ſind wir/ groſſer Fuͤrſt.
Leo. Nicander glaub es feſt
Daß keiner blitzen glantz/ kein vngehew’re Peſt
Vnß je den muth benam. diß eine wir bekennen/
War maͤchtig ſchier die Seel aus dieſer bruſt zu trennen.
Exab. Der Fuͤrſt entdeck’ vnß doch das ſchreckliche geſicht
Leo. Folgt vns ins zimmer nach.
Nicand. Trabanten bringt
ein licht.
Der Fuͤnffte Eingang.
Michael. Papias. Ein Waͤchter.
Pap. Auff Herꝛ! was thun wir! ach! wir ſind dem tod im
Rachen!
Auff Herꝛ! ach! kann man nun den Mann nicht munter
machen!
Auff! Auff!
Mich. Was mangelt dir? was iſt das raſen noth?
Was zitterſt du?
Pap. wir ſind/ mein Herꝛ/ ſchon lebend todt!
Mich. Was hoͤr ich? traum’t dir?
Pap. ach!
Mich. ſag an.
Pap. ich bin verlohren!

Mich.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#EXA">
              <p><pb facs="#f0059" n="47"/><fw place="top" type="header">TrawrSpiel.</fw><lb/><hi rendition="#fr">F</hi>ehlt einer oder zwey! es &#x017F;ind viel tau&#x017F;end dar<lb/>
Die Jhrem Key&#x017F;er hold. Die willig&#x2019;&#x017F;t in gefahr<lb/>
Sich wagen vor &#x017F;ein heil/ die jhr verpflichtet leben<lb/>
Vor &#x017F;ein gekro&#x0364;ntes <hi rendition="#fr">H</hi>aupt in die rappu&#x017F;e geben.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LEO">
              <speaker>Leo.</speaker>
              <p>Es i&#x017F;t noch etwas mehr/ das Seel vnd &#x017F;innen nagt.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#EXA">
              <speaker>Exab.</speaker>
              <p>Vergibt der Fu&#x0364;r&#x017F;t dem/ der vmb &#x017F;ein anliegen fragt!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LEO">
              <speaker>Leo</speaker>
              <p>Vns hat noch kurtz vorhin ein harter traum be&#x017F;chweret/</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NIC">
              <speaker>Nicand.</speaker>
              <p>Der &#x017F;chafft jhm &#x017F;elber ang&#x017F;t der &#x017F;ich an tra&#x0364;ume<lb/>
kehret.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LEO">
              <speaker>Leo.</speaker>
              <p>Der Himmel hat durch tra&#x0364;um offt gro&#x017F;&#x017F;e ding entdeckt.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#EXA">
              <speaker>Exab.</speaker>
              <p><hi rendition="#fr">D</hi>er wahn hat offt durch tra&#x0364;um&#x2019; ein mu&#x0364;des hertz er-<lb/>
&#x017F;chreckt.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LEO">
              <speaker>Leo.</speaker>
              <p><hi rendition="#fr">D</hi>er traum von Phocas hat dem Mauritz nicht gelogen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#EXA">
              <speaker>Exab.</speaker>
              <p>Wer viel auf tra&#x0364;ume baw&#x2019;t/ wird alzuviel betrogen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NIC">
              <speaker>Nicand.</speaker>
              <p><hi rendition="#fr">B</hi>e&#x017F;tu&#x0364;rm&#x2019;t ein traum den gei&#x017F;t/ den nicht der fein-<lb/>
de macht<lb/><hi rendition="#fr">D</hi>en kein bewehrter grim&#x2019; je in be&#x017F;tu&#x0364;rtzung bracht.<lb/>
Be&#x017F;tu&#x0364;rm&#x2019;t ein traum den gei&#x017F;t/ vor dem die trotzen hauffen<lb/><hi rendition="#fr">D</hi>er Parthen &#x017F;ich ent&#x017F;etzt/ vor dem die Bulgarn lauffen?<lb/>
Wo &#x017F;ind wir/ gro&#x017F;&#x017F;er Fu&#x0364;r&#x017F;t.</p>
            </sp>
            <sp who="#LEO">
              <speaker>Leo.</speaker>
              <p>Nicander glaub es fe&#x017F;t<lb/><hi rendition="#fr">D</hi>aß keiner blitzen glantz/ kein vngehew&#x2019;re Pe&#x017F;t<lb/>
Vnß je den muth benam. diß eine wir bekennen/<lb/>
War ma&#x0364;chtig &#x017F;chier die <hi rendition="#fr">S</hi>eel aus die&#x017F;er bru&#x017F;t zu trennen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#EXA">
              <speaker>Exab.</speaker>
              <p>Der <hi rendition="#fr">F</hi>u&#x0364;r&#x017F;t entdeck&#x2019; vnß doch das &#x017F;chreckliche ge&#x017F;icht</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LEO">
              <speaker>Leo.</speaker>
              <p><hi rendition="#fr">F</hi>olgt vns ins zimmer nach.</p>
            </sp>
            <sp who="#NIC">
              <speaker>Nicand.</speaker>
              <p>Trabanten bringt<lb/>
ein licht.</p>
            </sp>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Der Fu&#x0364;nffte Eingang.</hi> </head><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">Michael. Papias.</hi> Ein Wa&#x0364;chter.</hi> </stage><lb/>
            <sp who="#PAP">
              <speaker>Pap.</speaker>
              <p>Auff <hi rendition="#fr">H</hi>er&#xA75B;! was thun wir! ach! wir &#x017F;ind dem tod im<lb/>
Rachen!<lb/>
Auff Her&#xA75B;! ach! kann man nun den Mann nicht munter<lb/>
machen!<lb/>
Auff! Auff!</p>
            </sp>
            <sp who="#MIC">
              <speaker>Mich.</speaker>
              <p>Was mangelt dir? was i&#x017F;t das ra&#x017F;en noth?<lb/><hi rendition="#fr">W</hi>as zitter&#x017F;t du?</p>
            </sp>
            <sp who="#PAP">
              <speaker>Pap.</speaker>
              <p>wir &#x017F;ind/ mein <hi rendition="#fr">H</hi>er&#xA75B;/ &#x017F;chon lebend todt!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MIC">
              <speaker>Mich.</speaker>
              <p>Was ho&#x0364;r ich? traum&#x2019;t dir?</p>
            </sp>
            <sp who="#PAP">
              <speaker>Pap.</speaker>
              <p>ach!</p>
            </sp>
            <sp who="#MIC">
              <speaker>Mich.</speaker>
              <p>&#x017F;ag an.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#PAP">
              <speaker>Pap.</speaker>
              <p>ich bin verlohren!<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Mich.</fw></p>
            </sp><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0059] TrawrSpiel. Fehlt einer oder zwey! es ſind viel tauſend dar Die Jhrem Keyſer hold. Die willig’ſt in gefahr Sich wagen vor ſein heil/ die jhr verpflichtet leben Vor ſein gekroͤntes Haupt in die rappuſe geben. Leo. Es iſt noch etwas mehr/ das Seel vnd ſinnen nagt. Exab. Vergibt der Fuͤrſt dem/ der vmb ſein anliegen fragt! Leo Vns hat noch kurtz vorhin ein harter traum beſchweret/ Nicand. Der ſchafft jhm ſelber angſt der ſich an traͤume kehret. Leo. Der Himmel hat durch traͤum offt groſſe ding entdeckt. Exab. Der wahn hat offt durch traͤum’ ein muͤdes hertz er- ſchreckt. Leo. Der traum von Phocas hat dem Mauritz nicht gelogen. Exab. Wer viel auf traͤume baw’t/ wird alzuviel betrogen. Nicand. Beſtuͤrm’t ein traum den geiſt/ den nicht der fein- de macht Den kein bewehrter grim’ je in beſtuͤrtzung bracht. Beſtuͤrm’t ein traum den geiſt/ vor dem die trotzen hauffen Der Parthen ſich entſetzt/ vor dem die Bulgarn lauffen? Wo ſind wir/ groſſer Fuͤrſt. Leo. Nicander glaub es feſt Daß keiner blitzen glantz/ kein vngehew’re Peſt Vnß je den muth benam. diß eine wir bekennen/ War maͤchtig ſchier die Seel aus dieſer bruſt zu trennen. Exab. Der Fuͤrſt entdeck’ vnß doch das ſchreckliche geſicht Leo. Folgt vns ins zimmer nach. Nicand. Trabanten bringt ein licht. Der Fuͤnffte Eingang. Michael. Papias. Ein Waͤchter. Pap. Auff Herꝛ! was thun wir! ach! wir ſind dem tod im Rachen! Auff Herꝛ! ach! kann man nun den Mann nicht munter machen! Auff! Auff! Mich. Was mangelt dir? was iſt das raſen noth? Was zitterſt du? Pap. wir ſind/ mein Herꝛ/ ſchon lebend todt! Mich. Was hoͤr ich? traum’t dir? Pap. ach! Mich. ſag an. Pap. ich bin verlohren! Mich.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/59
Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/59>, abgerufen am 25.11.2024.