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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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Sonnette
Der gutt's zu thnn sich müht: der Christum fleissig hört
Vnd Jhn mit fester trew' vnd reinem Leben ehrt/
Wird/ was er darff vnd wil/ mit überfluß erlangen.
XLV. Auff den Sontag deß Hertz erkennen-
den Prophetens/ oder VIII. Sontag nach
dem Fest der H. Dreyeinigkeit Matth. 7.
NJcht grosser Blätter art: nicht weiter äste sprossen:
Nicht hoher Stämme Macht/ nicht zartter Blüten
licht.
Jst was den Bawm bewehrt/ Mann suchet nur die Frücht
Alß bald die reiffe zeit deß Sommers ist verflossen/
Der Zweig verraucht von dem nie Jemand was genossen:
So nutzen schöne Wort vnd kluge Reden nicht
Wenn Gott den schlimmen Wolff nach seinen thaten richt
Der Christum in den Mund/ nie in das Hertz verschlossen.
Drumb prüfe Mensch die Werck/ schaw nicht die Klei-
der an:
Es ist kein Distelstrauch der Feigen bringen kan.
Ob dessen blüt' auch schon von fernen Rosen gleichet/
Ob schon manch Mord Prophet/ Herr ohn auffhören
schrey't
Vnd wol den Teufel zwingt: kom't doch die hartte zeit
Jn welcher IESuS spricht: Jch kenn' euch nicht: entweichet.
XLVI. Auf den Sontag deß Rechnung for-
dernden Hauß Vatters/ oder VIII. Sontag
nach dem Fest der H. Dreyeinigkeit.
Luc. 16.
HERR! aller Herren höchster Gott/ wo werd ich armer vor
dir bleiben!
Jch dein durchauß vnnützer Knecht: Mein Hertz erzittert
Tag vnd Nacht.
Weil mir das ernste donnerwortt durch Ohr vnd Mutt/
vnd Geister kracht.

Thu
Sonnette
Der gutt’s zu thnn ſich muͤht: der Chriſtum fleiſſig hoͤrt
Vnd Jhn mit feſter trew’ vnd reinem Leben ehrt/
Wird/ was er darff vnd wil/ mit uͤberfluß erlangen.
XLV. Auff den Sontag deß Hertz erkennen-
den Prophetens/ oder VIII. Sontag nach
dem Feſt der H. Dreyeinigkeit Matth. 7.
NJcht groſſer Blaͤtter art: nicht weiter aͤſte ſproſſen:
Nicht hoher Staͤmme Macht/ nicht zartter Bluͤten
licht.
Jſt was den Bawm bewehrt/ Mann ſuchet nur die Fruͤcht
Alß bald die reiffe zeit deß Sommers iſt verfloſſen/
Der Zweig verꝛaucht von dem nie Jemand was genoſſen:
So nutzen ſchoͤne Wort vnd kluge Reden nicht
Wenn Gott den ſchlimmen Wolff nach ſeinen thaten richt
Der Chriſtum in den Mund/ nie in das Hertz verſchloſſen.
Drumb pruͤfe Menſch die Werck/ ſchaw nicht die Klei-
der an:
Es iſt kein Diſtelſtrauch der Feigen bringen kan.
Ob deſſen bluͤt’ auch ſchon von fernen Roſen gleichet/
Ob ſchon manch Mord Prophet/ Herꝛ ohn auffhoͤren
ſchrey’t
Vnd wol den Teufel zwingt: kom’t doch die hartte zeit
Jn welcher IESuS ſpricht: Jch kenn’ euch nicht: entweichet.
XLVI. Auf den Sontag deß Rechnung for-
dernden Hauß Vatters/ oder VIII. Sontag
nach dem Feſt der H. Dreyeinigkeit.
Luc. 16.
HERR! aller Herꝛen hoͤchſter Gott/ wo werd ich armer vor
dir bleiben!
Jch dein durchauß vnnuͤtzer Knecht: Mein Hertz erzittert
Tag vnd Nacht.
Weil mir das ernſte donnerwortt durch Ohr vnd Mutt/
vnd Geiſter kracht.

Thu
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[224/0236] Sonnette Der gutt’s zu thnn ſich muͤht: der Chriſtum fleiſſig hoͤrt Vnd Jhn mit feſter trew’ vnd reinem Leben ehrt/ Wird/ was er darff vnd wil/ mit uͤberfluß erlangen. XLV. Auff den Sontag deß Hertz erkennen- den Prophetens/ oder VIII. Sontag nach dem Feſt der H. Dreyeinigkeit Matth. 7. NJcht groſſer Blaͤtter art: nicht weiter aͤſte ſproſſen: Nicht hoher Staͤmme Macht/ nicht zartter Bluͤten licht. Jſt was den Bawm bewehrt/ Mann ſuchet nur die Fruͤcht Alß bald die reiffe zeit deß Sommers iſt verfloſſen/ Der Zweig verꝛaucht von dem nie Jemand was genoſſen: So nutzen ſchoͤne Wort vnd kluge Reden nicht Wenn Gott den ſchlimmen Wolff nach ſeinen thaten richt Der Chriſtum in den Mund/ nie in das Hertz verſchloſſen. Drumb pruͤfe Menſch die Werck/ ſchaw nicht die Klei- der an: Es iſt kein Diſtelſtrauch der Feigen bringen kan. Ob deſſen bluͤt’ auch ſchon von fernen Roſen gleichet/ Ob ſchon manch Mord Prophet/ Herꝛ ohn auffhoͤren ſchrey’t Vnd wol den Teufel zwingt: kom’t doch die hartte zeit Jn welcher IESuS ſpricht: Jch kenn’ euch nicht: entweichet. XLVI. Auf den Sontag deß Rechnung for- dernden Hauß Vatters/ oder VIII. Sontag nach dem Feſt der H. Dreyeinigkeit. Luc. 16. HERR! aller Herꝛen hoͤchſter Gott/ wo werd ich armer vor dir bleiben! Jch dein durchauß vnnuͤtzer Knecht: Mein Hertz erzittert Tag vnd Nacht. Weil mir das ernſte donnerwortt durch Ohr vnd Mutt/ vnd Geiſter kracht. Thu

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/236>, abgerufen am 27.04.2024.