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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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Sonnette
XX. Auf den Sontag deß versuchten Sohns
Gottes/ oder Invocavit. Matth. 4.
WEg! weg! hinweg du stoltzer Geist! dafern mir schon die
rawe Wüsten
Jn welcher GOtt mich prüfen wil/ nichts alß nur harte
Steine weist;
Wird meine matte Seele doch durch dessen kräfftigs Wort
gespeißt
Der alles Brott vnd Speise schafft. dafern du gleich mit
schlimmen Lüsten
Mich in den Abgrund stürtzen wilt/ wird mich doch dessen
Allmacht fristen
Der für die seinen trewlich sorgt/ der in dem weg vns blei-
ben heist/
Der durch der Engel starcken Schutz/ den seinen festen
beystand leist.
Vnd nicht von vnß versucht wil seyn! du wirst doch (glaub
ich/) keinen Ehristen
Der seinen IESuS trwlich meynt/ durch tolle Herrligkeit
der Welt
Durch prächtig auffgeschmücktes nichts/ durch wollust
vnd vergänglich Geldt
Bewegen daß er Knie vnd Hertz/ ohn mächtig wunder! vor
dir neige?
Kom an! versuche wie du wilt! Jch wil/ weil IESuS für
mich batt.
Der deine gantze macht zustört/ vnd dir den Kopff zutret-
ten hatt
Dir Erbfeind widerstehn/ biß Er die Ehren-Kron mir endtlich
zeige.
XXI. Auf den Sontag deß mit vnß kämpfen-
den Heylands/ oder Reminiscere.
Matth. 18.
JCh hochbetrübtes Hertz! Jch Schaw-Platz grauser plagen/
Schrey für vnd für. vmbsonst! der/ auf den je vnd eh

Sonnette
XX. Auf den Sontag deß verſuchten Sohns
Gottes/ oder Invocavit. Matth. 4.
WEg! weg! hinweg du ſtoltzer Geiſt! dafern mir ſchon die
rawe Wuͤſten
Jn welcher GOtt mich pruͤfen wil/ nichts alß nur harte
Steine weiſt;
Wird meine matte Seele doch durch deſſen kraͤfftigs Wort
geſpeißt
Der alles Brott vnd Speiſe ſchafft. dafern du gleich mit
ſchlimmen Luͤſten
Mich in den Abgrund ſtuͤrtzen wilt/ wird mich doch deſſen
Allmacht friſten
Der fuͤr die ſeinen trewlich ſorgt/ der in dem weg vns blei-
ben heiſt/
Der durch der Engel ſtarcken Schutz/ den ſeinen feſten
beyſtand leiſt.
Vnd nicht von vnß verſucht wil ſeyn! du wirſt doch (glaub
ich/) keinen Ehriſten
Der ſeinen IESuS trwlich meynt/ durch tolle Herꝛligkeit
der Welt
Durch praͤchtig auffgeſchmuͤcktes nichts/ durch wolluſt
vnd vergaͤnglich Geldt
Bewegen daß er Knie vnd Hertz/ ohn maͤchtig wunder! vor
dir neige?
Kom an! verſuche wie du wilt! Jch wil/ weil IESuS fuͤr
mich batt.
Der deine gantze macht zuſtoͤrt/ vnd dir den Kopff zutret-
ten hatt
Dir Erbfeind widerſtehn/ biß Er die Ehren-Kron mir endtlich
zeige.
XXI. Auf den Sontag deß mit vnß kaͤmpfen-
den Heylands/ oder Reminiſcere.
Matth. 18.
JCh hochbetruͤbtes Hertz! Jch Schaw-Platz grauſer plagẽ/
Schrey fuͤr vnd fuͤr. vmbſonſt! der/ auf den je vnd eh

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[210/0222] Sonnette XX. Auf den Sontag deß verſuchten Sohns Gottes/ oder Invocavit. Matth. 4. WEg! weg! hinweg du ſtoltzer Geiſt! dafern mir ſchon die rawe Wuͤſten Jn welcher GOtt mich pruͤfen wil/ nichts alß nur harte Steine weiſt; Wird meine matte Seele doch durch deſſen kraͤfftigs Wort geſpeißt Der alles Brott vnd Speiſe ſchafft. dafern du gleich mit ſchlimmen Luͤſten Mich in den Abgrund ſtuͤrtzen wilt/ wird mich doch deſſen Allmacht friſten Der fuͤr die ſeinen trewlich ſorgt/ der in dem weg vns blei- ben heiſt/ Der durch der Engel ſtarcken Schutz/ den ſeinen feſten beyſtand leiſt. Vnd nicht von vnß verſucht wil ſeyn! du wirſt doch (glaub ich/) keinen Ehriſten Der ſeinen IESuS trwlich meynt/ durch tolle Herꝛligkeit der Welt Durch praͤchtig auffgeſchmuͤcktes nichts/ durch wolluſt vnd vergaͤnglich Geldt Bewegen daß er Knie vnd Hertz/ ohn maͤchtig wunder! vor dir neige? Kom an! verſuche wie du wilt! Jch wil/ weil IESuS fuͤr mich batt. Der deine gantze macht zuſtoͤrt/ vnd dir den Kopff zutret- ten hatt Dir Erbfeind widerſtehn/ biß Er die Ehren-Kron mir endtlich zeige. XXI. Auf den Sontag deß mit vnß kaͤmpfen- den Heylands/ oder Reminiſcere. Matth. 18. JCh hochbetruͤbtes Hertz! Jch Schaw-Platz grauſer plagẽ/ Schrey fuͤr vnd fuͤr. vmbſonſt! der/ auf den je vnd eh

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/222>, abgerufen am 05.12.2024.