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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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Oden
2. Gegensatz.
DJe Seele der du hast
Offt beystandt zugesagt/
Jn die du dich verliebet
Die träget diese last/
Die ist die so betrübet
Dir jhre banden klagt
Es ist dein trawtes Kindt/ HERR das dein feind verwa-
chet/
Das seine freyheit sucht.
Es ist dein Kindt das man so hönisch jtzt verlachet.
Dem man so hündisch flucht.
Dein Kindt hertzlibster GOTT!
Jst frembder spiel vnd spott.
2. Zusatz.
JCh wündtsche frey zu seyn/ nur daß ich meine zeit
Jn deinem dienste möge schlissen[!]
HERR wenn du dis mein netz zurissen!
Wil ich dein hohes lob vermehren weit vnd breit.
Dein Nahme soll in meinem munde/
Dein ruhm in meinen Lippen blühn/
Vnd wenn ich mus von hinnen zihn;
Sey dis das werck der letzten stunde.
Vnd wenn ich werd' auffs newe leben:
Wil ich von deinem lob anheben.
VII.
DOMINE USQUE QUO?
ACh wie lang/ O GOtt! mein GOtt wie lange/
Wilst du dich von meinen threnen kehren/
Vnd keiner bitte mich gewehren!
Ach/ wie ist mir doch so hefftig bange!
Daß du mich nun gantz auß deinem hertzen/
Schleust vnd in grundlosen schmertzen/
Ohne trost versincken läst.

Soll
Oden
2. Gegenſatz.
DJe Seele der du haſt
Offt beyſtandt zugeſagt/
Jn die du dich verliebet
Die traͤget dieſe laſt/
Die iſt die ſo betruͤbet
Dir jhre banden klagt
Es iſt dein trawtes Kindt/ HERR das dein feind verwa-
chet/
Das ſeine freyheit ſucht.
Es iſt dein Kindt das man ſo hoͤniſch jtzt verlachet.
Dem man ſo huͤndiſch flucht.
Dein Kindt hertzlibſter GOTT!
Jſt frembder ſpiel vnd ſpott.
2. Zuſatz.
JCh wuͤndtſche frey zu ſeyn/ nur daß ich meine zeit
Jn deinem dienſte moͤge ſchliſſen[!]
HERR wenn du dis mein netz zuriſſen!
Wil ich dein hohes lob vermehren weit vnd breit.
Dein Nahme ſoll in meinem munde/
Dein ruhm in meinen Lippen bluͤhn/
Vnd wenn ich mus von hinnen zihn;
Sey dis das werck der letzten ſtunde.
Vnd wenn ich werd’ auffs newe leben:
Wil ich von deinem lob anheben.
VII.
DOMINE USQUE QUO?
ACh wie lang/ O GOtt! mein GOtt wie lange/
Wilſt du dich von meinen threnen kehren/
Vnd keiner bitte mich gewehren!
Ach/ wie iſt mir doch ſo hefftig bange!
Daß du mich nun gantz auß deinem hertzen/
Schleuſt vnd in grundloſen ſchmertzen/
Ohne troſt verſincken laͤſt.

Soll
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[96/0108] Oden 2. Gegenſatz. DJe Seele der du haſt Offt beyſtandt zugeſagt/ Jn die du dich verliebet Die traͤget dieſe laſt/ Die iſt die ſo betruͤbet Dir jhre banden klagt Es iſt dein trawtes Kindt/ HERR das dein feind verwa- chet/ Das ſeine freyheit ſucht. Es iſt dein Kindt das man ſo hoͤniſch jtzt verlachet. Dem man ſo huͤndiſch flucht. Dein Kindt hertzlibſter GOTT! Jſt frembder ſpiel vnd ſpott. 2. Zuſatz. JCh wuͤndtſche frey zu ſeyn/ nur daß ich meine zeit Jn deinem dienſte moͤge ſchliſſen! HERR wenn du dis mein netz zuriſſen! Wil ich dein hohes lob vermehren weit vnd breit. Dein Nahme ſoll in meinem munde/ Dein ruhm in meinen Lippen bluͤhn/ Vnd wenn ich mus von hinnen zihn; Sey dis das werck der letzten ſtunde. Vnd wenn ich werd’ auffs newe leben: Wil ich von deinem lob anheben. VII. DOMINE USQUE QUO? ACh wie lang/ O GOtt! mein GOtt wie lange/ Wilſt du dich von meinen threnen kehren/ Vnd keiner bitte mich gewehren! Ach/ wie iſt mir doch ſo hefftig bange! Daß du mich nun gantz auß deinem hertzen/ Schleuſt vnd in grundloſen ſchmertzen/ Ohne troſt verſincken laͤſt. Soll

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/108>, abgerufen am 02.05.2024.