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Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665.

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Schertz-Spiel.
Selenissa. Horribilicribrifax.
Harpax.
Horrib. Sie zweifelt nicht/ er ist todt! es ist unmöglich/
daß er leben kan/ wenn sie sich meines Degens/
mit welchen io rompe esserciti, e fracasso armate,
metto Spavento al Cielo, al mare & al inferno,

darzu gebrauchen woltet. Ja mir einem Anblick
kan ich ihn von der Erden heben. Solte mich ei-
ne Jungfrau umb etwas ausprechen/ das ich ihr
versagen könte!
Selenissa. Er muß entweder tod seyn/ oder ich muß bey
ihm nicht leben/ und solte ich gleich des andern
Tages den Kopff lassen! lieber einmal muthig und
hurtig gestorben/ als sein Lebenlang in Jammer
und Elend gestecket.
Horrib. Veramente pensiero nobilissimo. Vnd warumb
Verzogen? Die Jungfrau glaube sicher/ das
Werck ist sonder alle Gefahr.
Selenissa. Wenn ihn nur niemand meldet.
Horribil. Was? mein gantzes Verlangen ist d' esser co-
noscinto!
Denn es ist vornemlich daran gelegen/
daß man wisse/ wer die That verrichte. Denn
die gemeine Kundschafft von meiner Großmüttig-
keit hebet alle Gefahr auff. So bald als die töd-
lichen Wunden an den Leichen gesehen werden/
schleust man/ daß sie von keines andern Hand/ als
von der meinen herrühren. So bald als sie vor
die Meinigen erkennet worden/ ist kein Mensch/
welcher klagen/ kein Zeuge/ der etwas ablegen/ kein
Notario, der etwas schreiben/ kein Advocato, der
den Process formiren, kein Stadt Diener der an-
greiffen/ kein Richter der examiniren/ keine O-
brigkeit/ die Vrtheilen/ kein Scharffrichter der
exeqviren dörffte.
Harpax. Es ist nicht anders/ als wie mein Herr erzehlet.
Jch
F v
Schertz-Spiel.
Seleniſſa. Horribilicribrifax.
Harpax.
Horrib. Sie zweifelt nicht/ er iſt todt! es iſt unmoͤglich/
daß er leben kan/ wenn ſie ſich meines Degens/
mit welchen io rompe eſſerciti, e fracaſſo armate,
metto Spavento al Cielo, al mare & al inferno,

darzu gebrauchen woltet. Ja miꝛ einem Anblick
kan ich ihn von der Erden heben. Solte mich ei-
ne Jungfrau umb etwas auſprechen/ das ich ihr
verſagen koͤnte!
Seleniſſa. Er muß entweder tod ſeyn/ oder ich muß bey
ihm nicht leben/ und ſolte ich gleich des andern
Tages den Kopff laſſen! lieber einmal muthig und
hurtig geſtorben/ als ſein Lebenlang in Jammer
und Elend geſtecket.
Horrib. Veramente penſiero nobiliſſimo. Vnd warumb
Verzogen? Die Jungfrau glaube ſicher/ das
Werck iſt ſonder alle Gefahr.
Seleniſſa. Wenn ihn nur niemand meldet.
Horribil. Was? mein gantzes Verlangen iſt d’ eſſer co-
noſcinto!
Denn es iſt vornemlich daran gelegen/
daß man wiſſe/ wer die That verrichte. Denn
die gemeine Kundſchafft von meiner Großmuͤttig-
keit hebet alle Gefahr auff. So bald als die toͤd-
lichen Wunden an den Leichen geſehen werden/
ſchleuſt man/ daß ſie von keines andern Hand/ als
von der meinen herruͤhren. So bald als ſie vor
die Meinigen erkennet worden/ iſt kein Menſch/
welcher klagen/ kein Zeuge/ der etwas ablegen/ kein
Notario, der etwas ſchreiben/ kein Advocato, der
den Proceſſ formiren, kein Stadt Diener der an-
greiffen/ kein Richter der examiniren/ keine O-
brigkeit/ die Vrtheilen/ kein Scharffrichter der
exeqviren doͤrffte.
Harpax. Es iſt nicht anders/ als wie mein Herr erzehlet.
Jch
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[77/0093] Schertz-Spiel. Seleniſſa. Horribilicribrifax. Harpax. Horrib. Sie zweifelt nicht/ er iſt todt! es iſt unmoͤglich/ daß er leben kan/ wenn ſie ſich meines Degens/ mit welchen io rompe eſſerciti, e fracaſſo armate, metto Spavento al Cielo, al mare & al inferno, darzu gebrauchen woltet. Ja miꝛ einem Anblick kan ich ihn von der Erden heben. Solte mich ei- ne Jungfrau umb etwas auſprechen/ das ich ihr verſagen koͤnte! Seleniſſa. Er muß entweder tod ſeyn/ oder ich muß bey ihm nicht leben/ und ſolte ich gleich des andern Tages den Kopff laſſen! lieber einmal muthig und hurtig geſtorben/ als ſein Lebenlang in Jammer und Elend geſtecket. Horrib. Veramente penſiero nobiliſſimo. Vnd warumb Verzogen? Die Jungfrau glaube ſicher/ das Werck iſt ſonder alle Gefahr. Seleniſſa. Wenn ihn nur niemand meldet. Horribil. Was? mein gantzes Verlangen iſt d’ eſſer co- noſcinto! Denn es iſt vornemlich daran gelegen/ daß man wiſſe/ wer die That verrichte. Denn die gemeine Kundſchafft von meiner Großmuͤttig- keit hebet alle Gefahr auff. So bald als die toͤd- lichen Wunden an den Leichen geſehen werden/ ſchleuſt man/ daß ſie von keines andern Hand/ als von der meinen herruͤhren. So bald als ſie vor die Meinigen erkennet worden/ iſt kein Menſch/ welcher klagen/ kein Zeuge/ der etwas ablegen/ kein Notario, der etwas ſchreiben/ kein Advocato, der den Proceſſ formiren, kein Stadt Diener der an- greiffen/ kein Richter der examiniren/ keine O- brigkeit/ die Vrtheilen/ kein Scharffrichter der exeqviren doͤrffte. Harpax. Es iſt nicht anders/ als wie mein Herr erzehlet. Jch F v

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/93>, abgerufen am 22.11.2024.