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Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665.

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Schertz-Spiel.
ten höher als aller närrischer Jungfern Tocken-
Kram! hab ich sie euch für golden gegeben? Jch
habe sie dem Könige in China, als ich für dreyen
Jahren mit den Tartern eingefallen/ und ihr Ge-
neral
gewesen/ mit meinen eignen Händen von
dem Halse gerissen. Vnd daselbst schätzet man
Messing weit über Gold.
Selenissa. Ander Land/ andre Sitten! wenn ich ihm zu
arm/ hätte er eine mögen in China heyrathen/ die
etliche Königreiche besessen hätte.
Daradir. Cest assetz. Je cherche vous. Andere kan
ich ieden Augenblick haben. Als wenn mir nicht
die Königin von Monopotapa noch gestern durch
einen eignen Curir ihr Königreich hätte anbieten
lassen/ mit dem Bedinge/ daß ich sie heyrathen
solle!
Anton. Er heyrathe sie denn nach seinen Willen/ und lasse
mich und mein Kind unbetrogen.
Darad. Was? wolt ihr mir die Heyrath auffkündigen?
Outrage pour l' outrage! da soll euch der Don-
nerknall von Carthaunen darfür erschlagen! euch
zu Trotz müst ihr mich haben/ Jhr sollet mich ha-
ben/ und wenn ich euch gleich nicht haben wolte/ so
will ich dennoch euch anietzo behalten; damit ihr
sehet/ daß es nicht in eurer/ sondern in meiner
Macht stehe mit euch zuhandeln/ zu thun und zu
lassen/ zu schelten und zu walten. Jch mag euch
verschencken/ verkauffen/ verstechen/ verjagen/
verschicken/ verwechseln/ verbeuten! ihr seyd mein
avec tous ces deffauts, nicht anders als leibeigen;
darnach habts euch zurichten! denn das ist unser
endlicher/ ernster/ und ungnädigster Wille.

Er gehet darvon.
Selenissa. Jch will mein Leben daran setzen/ und nicht ru-
hen/ biß ich seiner loß worden/ oder ihn von dem
Platze gebracht. Jch will den Capiten Horri-
bili-
F iv
Schertz-Spiel.
ten hoͤher als aller naͤrriſcher Jungfern Tocken-
Kram! hab ich ſie euch fuͤr golden gegeben? Jch
habe ſie dem Koͤnige in China, als ich fuͤr dreyen
Jahren mit den Tartern eingefallen/ und ihr Ge-
neral
geweſen/ mit meinen eignen Haͤnden von
dem Halſe geriſſen. Vnd daſelbſt ſchaͤtzet man
Meſſing weit uͤber Gold.
Seleniſſa. Ander Land/ andre Sitten! wenn ich ihm zu
arm/ haͤtte er eine moͤgen in China heyrathen/ die
etliche Koͤnigreiche beſeſſen haͤtte.
Daradir. Ceſt aſſetz. Je cherche vous. Andere kan
ich ieden Augenblick haben. Als wenn mir nicht
die Koͤnigin von Monopotapa noch geſtern durch
einen eignen Curir ihr Koͤnigreich haͤtte anbieten
laſſen/ mit dem Bedinge/ daß ich ſie heyrathen
ſolle!
Anton. Er heyrathe ſie denn nach ſeinen Willen/ und laſſe
mich und mein Kind unbetrogen.
Darad. Was? wolt ihr mir die Heyrath auffkuͤndigen?
Outrage pour l’ outrage! da ſoll euch der Don-
nerknall von Carthaunen darfuͤr erſchlagen! euch
zu Trotz muͤſt ihr mich haben/ Jhr ſollet mich ha-
ben/ und wenn ich euch gleich nicht haben wolte/ ſo
will ich dennoch euch anietzo behalten; damit ihr
ſehet/ daß es nicht in eurer/ ſondern in meiner
Macht ſtehe mit euch zuhandeln/ zu thun und zu
laſſen/ zu ſchelten und zu walten. Jch mag euch
verſchencken/ verkauffen/ verſtechen/ verjagen/
verſchicken/ verwechſeln/ verbeuten! ihr ſeyd mein
avec tous ces deffauts, nicht anders als leibeigen;
darnach habts euch zurichten! denn das iſt unſer
endlicher/ ernſter/ und ungnaͤdigſter Wille.

Er gehet darvon.
Seleniſſa. Jch will mein Leben daran ſetzen/ und nicht ru-
hen/ biß ich ſeiner loß worden/ oder ihn von dem
Platze gebracht. Jch will den Capiten Horri-
bili-
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[75/0091] Schertz-Spiel. ten hoͤher als aller naͤrriſcher Jungfern Tocken- Kram! hab ich ſie euch fuͤr golden gegeben? Jch habe ſie dem Koͤnige in China, als ich fuͤr dreyen Jahren mit den Tartern eingefallen/ und ihr Ge- neral geweſen/ mit meinen eignen Haͤnden von dem Halſe geriſſen. Vnd daſelbſt ſchaͤtzet man Meſſing weit uͤber Gold. Seleniſſa. Ander Land/ andre Sitten! wenn ich ihm zu arm/ haͤtte er eine moͤgen in China heyrathen/ die etliche Koͤnigreiche beſeſſen haͤtte. Daradir. Ceſt aſſetz. Je cherche vous. Andere kan ich ieden Augenblick haben. Als wenn mir nicht die Koͤnigin von Monopotapa noch geſtern durch einen eignen Curir ihr Koͤnigreich haͤtte anbieten laſſen/ mit dem Bedinge/ daß ich ſie heyrathen ſolle! Anton. Er heyrathe ſie denn nach ſeinen Willen/ und laſſe mich und mein Kind unbetrogen. Darad. Was? wolt ihr mir die Heyrath auffkuͤndigen? Outrage pour l’ outrage! da ſoll euch der Don- nerknall von Carthaunen darfuͤr erſchlagen! euch zu Trotz muͤſt ihr mich haben/ Jhr ſollet mich ha- ben/ und wenn ich euch gleich nicht haben wolte/ ſo will ich dennoch euch anietzo behalten; damit ihr ſehet/ daß es nicht in eurer/ ſondern in meiner Macht ſtehe mit euch zuhandeln/ zu thun und zu laſſen/ zu ſchelten und zu walten. Jch mag euch verſchencken/ verkauffen/ verſtechen/ verjagen/ verſchicken/ verwechſeln/ verbeuten! ihr ſeyd mein avec tous ces deffauts, nicht anders als leibeigen; darnach habts euch zurichten! denn das iſt unſer endlicher/ ernſter/ und ungnaͤdigſter Wille. Er gehet darvon. Seleniſſa. Jch will mein Leben daran ſetzen/ und nicht ru- hen/ biß ich ſeiner loß worden/ oder ihn von dem Platze gebracht. Jch will den Capiten Horri- bili- F iv

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/91>, abgerufen am 07.05.2024.