Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665.Horribilicribrifax Sempron. Ut nox longa qvibus mentitur amica diesqve. Horatius in Satyr. Tot sunt in amore dolores. Virgilius in Ecclog. Wo mag sich Cyrille so lange auffhalten/ suspicatur animus nescio qvid mali, videone illam? sie ist es selbst. Cyrilla. Jm Himmel/ im Himmel/ sind Freuden so viel/ do dantzen die Engelchen und haben ihr Spiel. Sempron. Expectata venis! Cyrilla. Fragt ihr/ ob Speck zu wehn ist? O ich bin mein Lebenlang nicht dorte gewesen. Sempron. Dia ti om to bradeos ekeis; Cyrilla. Nein/ der Tod hat mich nicht geküsset. Sempron. Non asseqveris divinas ratiocinationes meas, nec satis apte respondes adqvaesita. Cyrilla. O Herr/ ihr redet gar zu geschwinde. Jch weis nicht/ ob es Böhmisch oder Polnisch sey. Sempr. Loqvar ergo tardius. Cyrilla. Woher irgend ein Marder ist? Sempr. Antwortet pure. Cyrilla. Beym heilgen Creutze/ ich leid es in die Länge nicht! Last mich mit der Hure ungestichelt/ bin ich eine/ so bin ichs vor mich! Was ist euch daran ge- legen? mir geschicht unrecht! ich bin so reine/ als ich von Mutterleibe geboren worden bin [!] alle Leu- te heissen mich heute eine Hure. Ketterle/ Ket- terle muß geschwatzet haben. Sempr. Büldet euch doch nicht dergleichen Gedancken ein/ absit injuria! Cyrilla. Nun sehet/ ihr heisset mich eine Pfaffenhure/ und ich soll immer schweigen. Sempron. Ey nein doch/ Jch rede Ciceroniane/ und ihr verstehet es nicht. Cyrilla. Jch verstehe genung/ daß ihr mich stichelt/ und außholippert. Sempr. Jch frage/ qvid respondet Coelestina? Cyrilla. Ja/ ja/ sie ist verwundet Coelestina, sie läs- set
Horribilicribrifax Sempron. Ut nox longa qvibus mentitur amíca diesqve. Horatius in Satyr. Tot ſunt in amore dolores. Virgilius in Ecclog. Wo mag ſich Cyrille ſo lange auffhalten/ ſuſpicatur animus neſcio qvid mali, videone illam? ſie iſt es ſelbſt. Cyrilla. Jm Himmel/ im Himmel/ ſind Freuden ſo viel/ do dantzen die Engelchen und haben ihr Spiel. Sempron. Expectata venis! Cyrilla. Fragt ihr/ ob Speck zu wehn iſt? O ich bin mein Lebenlang nicht dorte geweſen. Sempron. Διὰ τὶ ομ το βραδέως ἥκεις; Cyrilla. Nein/ der Tod hat mich nicht gekuͤſſet. Sempron. Non aſſeqveris divinas ratiocinationes meas, nec ſatis aptè reſpondes adqvæſita. Cyrilla. O Herr/ ihr redet gar zu geſchwinde. Jch weis nicht/ ob es Boͤhmiſch oder Polniſch ſey. Sempr. Loqvar ergo tardius. Cyrilla. Woher irgend ein Marder iſt? Sempr. Antwortet purè. Cyrilla. Beym heilgen Creutze/ ich leid es in die Laͤnge nicht! Laſt mich mit der Hure ungeſtichelt/ bin ich eine/ ſo bin ichs vor mich! Was iſt euch daran ge- legen? mir geſchicht unrecht! ich bin ſo reine/ als ich von Mutterleibe geboren worden bin [!] alle Leu- te heiſſen mich heute eine Hure. Ketterle/ Ket- terle muß geſchwatzet haben. Sempr. Buͤldet euch doch nicht dergleichen Gedancken ein/ abſit injuria! Cyrilla. Nun ſehet/ ihr heiſſet mich eine Pfaffenhure/ und ich ſoll immer ſchweigen. Sempron. Ey nein doch/ Jch rede Ciceroniane/ und ihr verſtehet es nicht. Cyrilla. Jch verſtehe genung/ daß ihr mich ſtichelt/ und außholippert. Sempr. Jch frage/ qvid reſpondet Cœleſtina? Cyrilla. Ja/ ja/ ſie iſt verwundet Cœleſtina, ſie laͤſ- ſet
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Horribilicribrifax
Sempron. Ut nox longa qvibus mentitur amíca diesqve.
Horatius in Satyr. Tot ſunt in amore dolores.
Virgilius in Ecclog. Wo mag ſich Cyrille ſo lange
auffhalten/ ſuſpicatur animus neſcio qvid mali,
videone illam? ſie iſt es ſelbſt.
Cyrilla. Jm Himmel/ im Himmel/ ſind Freuden ſo viel/
do dantzen die Engelchen und haben ihr Spiel.
Sempron. Expectata venis!
Cyrilla. Fragt ihr/ ob Speck zu wehn iſt? O ich bin mein
Lebenlang nicht dorte geweſen.
Sempron. Διὰ τὶ ομ το βραδέως ἥκεις;
Cyrilla. Nein/ der Tod hat mich nicht gekuͤſſet.
Sempron. Non aſſeqveris divinas ratiocinationes meas,
nec ſatis aptè reſpondes adqvæſita.
Cyrilla. O Herr/ ihr redet gar zu geſchwinde. Jch weis
nicht/ ob es Boͤhmiſch oder Polniſch ſey.
Sempr. Loqvar ergo tardius.
Cyrilla. Woher irgend ein Marder iſt?
Sempr. Antwortet purè.
Cyrilla. Beym heilgen Creutze/ ich leid es in die Laͤnge
nicht! Laſt mich mit der Hure ungeſtichelt/ bin ich
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legen? mir geſchicht unrecht! ich bin ſo reine/ als
ich von Mutterleibe geboren worden bin ! alle Leu-
te heiſſen mich heute eine Hure. Ketterle/ Ket-
terle muß geſchwatzet haben.
Sempr. Buͤldet euch doch nicht dergleichen Gedancken ein/
abſit injuria!
Cyrilla. Nun ſehet/ ihr heiſſet mich eine Pfaffenhure/ und
ich ſoll immer ſchweigen.
Sempron. Ey nein doch/ Jch rede Ciceroniane/ und ihr
verſtehet es nicht.
Cyrilla. Jch verſtehe genung/ daß ihr mich ſtichelt/ und
außholippert.
Sempr. Jch frage/ qvid reſpondet Cœleſtina?
Cyrilla. Ja/ ja/ ſie iſt verwundet Cœleſtina, ſie laͤſ-
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