Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite
Horribilicribrifax
Harpax. Monsieur Sempronius, die Reye etwas zusagen/
ist nun an euch gelanget.
Sempron. Jch sage derowegen/ qvod nihil dictum sit ab
eo, qvod non sit dictum prius;
und bey dieser Ge-
legenheit etwas zu sagen/ wolte ich lieber also ge-
saget haben: upselan aretan Anaktes!
Harpax. Höret Wunder! höret!
Sempron. Daß man mir nicht in die Rede falle! O ihr
durchlauchtigsten und unüberwindlichsten Heroes,
welcher unvergleichliche Stärcke sich nicht auffhal-
ten lässet in den alten und gedrangen Gräntzen/
Montium Pyreneorum, Alpium, Atlanticorum,
Apenniorum
und Sarmaticorum, sondern weit ü-
ber die Gräntzen/ in welchen Calisto nicht auff-
gehet/ sese penetrat, unb herumb fähret durch den
zwölffthierigen Kreis des Titanis, penetrans die
beschwärtzten AEthiopes, streiffet umb das Vorge-
birge bonae Spei, floret durch die wolrichenden Mo-
luceas,
henget sich an die bepfefferte Bengala, ge-
het fürüber bey denen/ ihrer Einbildung nach zwey
äugichten Chinesern, und hält Mittags Ruh in
Japan. Jch der ich nicht bin der andere Marcus
Tullius Cicero,
der nicht erreichen kan lactifluam
eloqventiam Titi Livii, qvi non adspiro ad gravi-
tatem Salustianam, neqve asseqvor Cornelii Ta-
citi divinam Majestatem,
Jch/ sage ich/ der ich
gleichwol diese Discursus vor die treflichsten halte/
oitines peri megison tugkhanomsin ontes, kai
tmos te legontas lalisa epideiknuomsi, will
euch mit vielen Worten nicht auffhalten/ cum a-
lias
die Zeit kurtz/ & jus sit in armis: remittire mich
also auff die/ die bißanher geschwiegen haben/ und
noch de facto schweigen. Dixi. Was hält Har-
pax
von dieser Oration?
Harpax. Sie war bey meiner Seel auch schön: ob ich wol
kein
Horribilicribrifax
Harpax. Monſieur Sempronius, die Reye etwas zuſagen/
iſt nun an euch gelanget.
Sempron. Jch ſage derowegen/ qvod nihil dictum ſit ab
eo, qvod non ſit dictum prius;
und bey dieſer Ge-
legenheit etwas zu ſagen/ wolte ich lieber alſo ge-
ſaget haben: ὑψηλὰν ἀρετᾶν Ανακτες!
Harpax. Hoͤret Wunder! hoͤret!
Sempron. Daß man mir nicht in die Rede falle! O ihr
durchlauchtigſten und unuͤberwindlichſten Heroës,
welcher unvergleichliche Staͤrcke ſich nicht auffhal-
ten laͤſſet in den alten und gedrangen Graͤntzen/
Montium Pyreneorum, Alpium, Atlanticorum,
Apenniorum
und Sarmaticorum, ſondern weit uͤ-
ber die Graͤntzen/ in welchen Caliſto nicht auff-
gehet/ ſeſe penetrat, unb herumb faͤhret durch den
zwoͤlffthierigen Kreis des Titanis, penetrans die
beſchwaͤrtzten Æthiopes, ſtreiffet umb das Vorge-
birge bonæ Spei, floret durch die wolrichenden Mo-
luceas,
henget ſich an die bepfefferte Bengala, ge-
het fuͤruͤber bey denen/ ihrer Einbildung nach zwey
aͤugichten Chineſern, und haͤlt Mittags Ruh in
Japan. Jch der ich nicht bin der andere Marcus
Tullius Cicero,
der nicht erreichen kan lactifluam
eloqventiam Titi Livii, qvi non adſpiro ad gravi-
tatem Saluſtianam, neqve aſſeqvor Cornelii Ta-
citi divinam Majeſtatem,
Jch/ ſage ich/ der ich
gleichwol dieſe Diſcurſus vor die treflichſten halte/
ὁίτινες περὶ μεγίςων τυγχάνομσιν ὄντες, καὶ
τμὸς τε λέγοντας λάλιςα έπιδεικνύομσι, will
euch mit vielen Worten nicht auffhalten/ cùm a-
lias
die Zeit kurtz/ & jus ſit in armis: remittire mich
alſo auff die/ die bißanher geſchwiegen haben/ und
noch de facto ſchweigen. Dixi. Was haͤlt Har-
pax
von dieſer Oration?
Harpax. Sie war bey meiner Seel auch ſchoͤn: ob ich wol
kein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0064" n="48"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Horribilicribrifax</hi> </fw><lb/>
          <sp who="#HAR">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Harpax.</hi> </speaker>
            <p><hi rendition="#aq">Mon&#x017F;ieur Sempronius,</hi> die Reye etwas zu&#x017F;agen/<lb/>
i&#x017F;t nun an euch gelanget.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SEM">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Sempron.</hi> </speaker>
            <p>Jch &#x017F;age derowegen/ <hi rendition="#aq">qvod nihil dictum &#x017F;it ab<lb/>
eo, qvod non &#x017F;it dictum prius;</hi> und bey die&#x017F;er Ge-<lb/>
legenheit etwas zu &#x017F;agen/ wolte ich lieber al&#x017F;o ge-<lb/>
&#x017F;aget haben: &#x1F51;&#x03C8;&#x03B7;&#x03BB;&#x1F70;&#x03BD; &#x1F00;&#x03C1;&#x03B5;&#x03C4;&#x1FB6;&#x03BD; &#x0391;&#x03BD;&#x03B1;&#x03BA;&#x03C4;&#x03B5;&#x03C2;!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HAR">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Harpax.</hi> </speaker>
            <p>Ho&#x0364;ret Wunder! ho&#x0364;ret!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SEM">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Sempron.</hi> </speaker>
            <p>Daß man mir nicht in die Rede falle! O ihr<lb/>
durchlauchtig&#x017F;ten und unu&#x0364;berwindlich&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Heroës,</hi><lb/>
welcher unvergleichliche Sta&#x0364;rcke &#x017F;ich nicht auffhal-<lb/>
ten la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et in den alten und gedrangen Gra&#x0364;ntzen/<lb/><hi rendition="#aq">Montium Pyreneorum, Alpium, Atlanticorum,<lb/>
Apenniorum</hi> und <hi rendition="#aq">Sarmaticorum,</hi> &#x017F;ondern weit u&#x0364;-<lb/>
ber die Gra&#x0364;ntzen/ in welchen <hi rendition="#aq">Cali&#x017F;to</hi> nicht auff-<lb/>
gehet/ <hi rendition="#aq">&#x017F;e&#x017F;e penetrat,</hi> unb herumb fa&#x0364;hret durch den<lb/>
zwo&#x0364;lffthierigen Kreis des <hi rendition="#aq">Titanis, penetrans</hi> die<lb/>
be&#x017F;chwa&#x0364;rtzten <hi rendition="#aq">Æthiopes,</hi> &#x017F;treiffet umb das Vorge-<lb/>
birge <hi rendition="#aq">bonæ Spei, floret</hi> durch die wolrichenden <hi rendition="#aq">Mo-<lb/>
luceas,</hi> henget &#x017F;ich an die bepfefferte <hi rendition="#aq">Bengala,</hi> ge-<lb/>
het fu&#x0364;ru&#x0364;ber bey denen/ ihrer Einbildung nach zwey<lb/>
a&#x0364;ugichten <hi rendition="#aq">Chine&#x017F;ern,</hi> und ha&#x0364;lt Mittags Ruh in<lb/><hi rendition="#aq">Japan.</hi> Jch der ich nicht bin der andere <hi rendition="#aq">Marcus<lb/>
Tullius Cicero,</hi> der nicht erreichen kan <hi rendition="#aq">lactifluam<lb/>
eloqventiam Titi Livii, qvi non ad&#x017F;piro ad gravi-<lb/>
tatem Salu&#x017F;tianam, neqve a&#x017F;&#x017F;eqvor Cornelii Ta-<lb/>
citi divinam Maje&#x017F;tatem,</hi> Jch/ &#x017F;age ich/ der ich<lb/>
gleichwol die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Di&#x017F;cur&#x017F;us</hi> vor die treflich&#x017F;ten halte/<lb/>
&#x1F41;&#x03AF;&#x03C4;&#x03B9;&#x03BD;&#x03B5;&#x03C2; &#x03C0;&#x03B5;&#x03C1;&#x1F76; &#x03BC;&#x03B5;&#x03B3;&#x03AF;&#x03C2;&#x03C9;&#x03BD; &#x03C4;&#x03C5;&#x03B3;&#x03C7;&#x03AC;&#x03BD;&#x03BF;&#x03BC;&#x03C3;&#x03B9;&#x03BD; &#x1F44;&#x03BD;&#x03C4;&#x03B5;&#x03C2;, &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76;<lb/>
&#x03C4;&#x03BC;&#x1F78;&#x03C2; &#x03C4;&#x03B5; &#x03BB;&#x03AD;&#x03B3;&#x03BF;&#x03BD;&#x03C4;&#x03B1;&#x03C2; &#x03BB;&#x03AC;&#x03BB;&#x03B9;&#x03C2;&#x03B1; &#x03AD;&#x03C0;&#x03B9;&#x03B4;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BA;&#x03BD;&#x03CD;&#x03BF;&#x03BC;&#x03C3;&#x03B9;, will<lb/>
euch mit vielen Worten nicht auffhalten/ <hi rendition="#aq">cùm a-<lb/>
lias</hi> die Zeit kurtz/ <hi rendition="#aq">&amp; jus &#x017F;it in armis: remittire</hi> mich<lb/>
al&#x017F;o auff die/ die bißanher ge&#x017F;chwiegen haben/ und<lb/>
noch <hi rendition="#aq">de facto</hi> &#x017F;chweigen. <hi rendition="#aq">Dixi.</hi> Was ha&#x0364;lt <hi rendition="#aq">Har-<lb/>
pax</hi> von die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Oration<hi rendition="#i">?</hi></hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HAR">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Harpax.</hi> </speaker>
            <p>Sie war bey meiner Seel auch &#x017F;cho&#x0364;n: ob ich wol<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kein</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0064] Horribilicribrifax Harpax. Monſieur Sempronius, die Reye etwas zuſagen/ iſt nun an euch gelanget. Sempron. Jch ſage derowegen/ qvod nihil dictum ſit ab eo, qvod non ſit dictum prius; und bey dieſer Ge- legenheit etwas zu ſagen/ wolte ich lieber alſo ge- ſaget haben: ὑψηλὰν ἀρετᾶν Ανακτες! Harpax. Hoͤret Wunder! hoͤret! Sempron. Daß man mir nicht in die Rede falle! O ihr durchlauchtigſten und unuͤberwindlichſten Heroës, welcher unvergleichliche Staͤrcke ſich nicht auffhal- ten laͤſſet in den alten und gedrangen Graͤntzen/ Montium Pyreneorum, Alpium, Atlanticorum, Apenniorum und Sarmaticorum, ſondern weit uͤ- ber die Graͤntzen/ in welchen Caliſto nicht auff- gehet/ ſeſe penetrat, unb herumb faͤhret durch den zwoͤlffthierigen Kreis des Titanis, penetrans die beſchwaͤrtzten Æthiopes, ſtreiffet umb das Vorge- birge bonæ Spei, floret durch die wolrichenden Mo- luceas, henget ſich an die bepfefferte Bengala, ge- het fuͤruͤber bey denen/ ihrer Einbildung nach zwey aͤugichten Chineſern, und haͤlt Mittags Ruh in Japan. Jch der ich nicht bin der andere Marcus Tullius Cicero, der nicht erreichen kan lactifluam eloqventiam Titi Livii, qvi non adſpiro ad gravi- tatem Saluſtianam, neqve aſſeqvor Cornelii Ta- citi divinam Majeſtatem, Jch/ ſage ich/ der ich gleichwol dieſe Diſcurſus vor die treflichſten halte/ ὁίτινες περὶ μεγίςων τυγχάνομσιν ὄντες, καὶ τμὸς τε λέγοντας λάλιςα έπιδεικνύομσι, will euch mit vielen Worten nicht auffhalten/ cùm a- lias die Zeit kurtz/ & jus ſit in armis: remittire mich alſo auff die/ die bißanher geſchwiegen haben/ und noch de facto ſchweigen. Dixi. Was haͤlt Har- pax von dieſer Oration? Harpax. Sie war bey meiner Seel auch ſchoͤn: ob ich wol kein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar stellt den ersten datierten Druck da… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/64
Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/64>, abgerufen am 25.11.2024.