Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

Hertzliebsten werde solches auch bekand
seyn/ und er werde derowegen sich mei-
nes Herkommens erinnern/ und mich
nicht/ als wann ich von seinen Fußsoh-
len genommen worden wäre/ vor sein
Fuß-Thuch/ sondern vor sein Ehe-Ge-
mahl halten/ vornemblich; wann ich
mich auch nicht unterstünde ihme auf
den Kopff zu sitzen/ sondern mich an sei-
ner Seiten behülffe/ mit demütiger Bit-
te/ er wolte diese Abendteurliche Fecht-
schul einstellen; Ha ha! sagte er/ das
seyn die rechte Weiber-Griffe/ die Herr-
schafft zu sich zu reissen ehe mans gewahr
wird; aber es muß zuvor darumb ge-
fochten seyn/ damit ich wisse/ wer dem
anderen künfftig zu gehorsammen schul-
dig/ und damit warffe er sich aus meinen
Armen wie ein anderer Narr/ ich aber
sprang aus dem Bette/ und legte mein
Hembt und Schlaffhosen an/ erwischte
den kürtzten aber doch den stärcksten Prü-
gel/ und sagte/ weil ihr mir je zu fechten
befehlet/ und dem obsiegenden Theil die
Oberherrlichkeit (an die ich doch keine

An-
D

Hertzliebſten werde ſolches auch bekand
ſeyn/ und er werde derowegen ſich mei-
nes Herkommens erinnern/ und mich
nicht/ als wann ich von ſeinen Fußſoh-
len genommen worden waͤre/ vor ſein
Fuß-Thuch/ ſondern vor ſein Ehe-Ge-
mahl halten/ vornemblich; wann ich
mich auch nicht unterſtuͤnde ihme auf
den Kopff zu ſitzen/ ſondern mich an ſei-
ner Seiten behuͤlffe/ mit demuͤtiger Bit-
te/ er wolte dieſe Abendteurliche Fecht-
ſchul einſtellen; Ha ha! ſagte er/ das
ſeyn die rechte Weiber-Griffe/ die Herr-
ſchafft zu ſich zu reiſſen ehe mans gewahr
wird; aber es muß zuvor darumb ge-
fochten ſeyn/ damit ich wiſſe/ wer dem
anderen kuͤnfftig zu gehorſammen ſchul-
dig/ und damit warffe er ſich aus meinen
Armen wie ein anderer Narr/ ich aber
ſprang aus dem Bette/ und legte mein
Hembt und Schlaffhoſen an/ erwiſchte
den kuͤrtzten aber doch den ſtaͤrckſten Pꝛuͤ-
gel/ und ſagte/ weil ihr mir je zu fechten
befehlet/ und dem obſiegenden Theil die
Oberherrlichkeit (an die ich doch keine

An-
D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0071" n="69"/>
Hertzlieb&#x017F;ten werde &#x017F;olches auch bekand<lb/>
&#x017F;eyn/ und er werde derowegen &#x017F;ich mei-<lb/>
nes Herkommens erinnern/ und mich<lb/>
nicht/ als wann ich von &#x017F;einen Fuß&#x017F;oh-<lb/>
len genommen worden wa&#x0364;re/ vor &#x017F;ein<lb/>
Fuß-Thuch/ &#x017F;ondern vor &#x017F;ein Ehe-Ge-<lb/>
mahl halten/ vornemblich; wann ich<lb/>
mich auch nicht unter&#x017F;tu&#x0364;nde ihme auf<lb/>
den Kopff zu &#x017F;itzen/ &#x017F;ondern mich an &#x017F;ei-<lb/>
ner Seiten behu&#x0364;lffe/ mit demu&#x0364;tiger Bit-<lb/>
te/ er wolte die&#x017F;e Abendteurliche Fecht-<lb/>
&#x017F;chul ein&#x017F;tellen; Ha ha! &#x017F;agte er/ das<lb/>
&#x017F;eyn die rechte Weiber-Griffe/ die Herr-<lb/>
&#x017F;chafft zu &#x017F;ich zu rei&#x017F;&#x017F;en ehe mans gewahr<lb/>
wird; aber es muß zuvor darumb ge-<lb/>
fochten &#x017F;eyn/ damit ich wi&#x017F;&#x017F;e/ wer dem<lb/>
anderen ku&#x0364;nfftig zu gehor&#x017F;ammen &#x017F;chul-<lb/>
dig/ und damit warffe er &#x017F;ich aus meinen<lb/>
Armen wie ein anderer Narr/ ich aber<lb/>
&#x017F;prang aus dem Bette/ und legte mein<lb/>
Hembt und Schlaffho&#x017F;en an/ erwi&#x017F;chte<lb/>
den ku&#x0364;rtzten aber doch den &#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;ten P&#xA75B;u&#x0364;-<lb/>
gel/ und &#x017F;agte/ weil ihr mir je zu fechten<lb/>
befehlet/ und dem ob&#x017F;iegenden Theil die<lb/>
Oberherrlichkeit (an die ich doch keine<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D</fw><fw place="bottom" type="catch">An-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0071] Hertzliebſten werde ſolches auch bekand ſeyn/ und er werde derowegen ſich mei- nes Herkommens erinnern/ und mich nicht/ als wann ich von ſeinen Fußſoh- len genommen worden waͤre/ vor ſein Fuß-Thuch/ ſondern vor ſein Ehe-Ge- mahl halten/ vornemblich; wann ich mich auch nicht unterſtuͤnde ihme auf den Kopff zu ſitzen/ ſondern mich an ſei- ner Seiten behuͤlffe/ mit demuͤtiger Bit- te/ er wolte dieſe Abendteurliche Fecht- ſchul einſtellen; Ha ha! ſagte er/ das ſeyn die rechte Weiber-Griffe/ die Herr- ſchafft zu ſich zu reiſſen ehe mans gewahr wird; aber es muß zuvor darumb ge- fochten ſeyn/ damit ich wiſſe/ wer dem anderen kuͤnfftig zu gehorſammen ſchul- dig/ und damit warffe er ſich aus meinen Armen wie ein anderer Narr/ ich aber ſprang aus dem Bette/ und legte mein Hembt und Schlaffhoſen an/ erwiſchte den kuͤrtzten aber doch den ſtaͤrckſten Pꝛuͤ- gel/ und ſagte/ weil ihr mir je zu fechten befehlet/ und dem obſiegenden Theil die Oberherrlichkeit (an die ich doch keine An- D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/71
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/71>, abgerufen am 05.05.2024.