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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Drittes Buch.
man mich bey den Haaren über sich zöge/ und einen
Kübel voll kalt Wasser über mich abgösse/ doch
konte ich nichts sehen/ aber das Pferd stellte sich viel
seltzamer/ also daß ich mir nichts anders einbilden
konte/ als ich müste vielleicht mit sampt dem Pferd
verzaubert seyn/ und in dem selben Keller mein Ende
nemmen; derowegen wolte ich wieder zurück/ aber
mein Pferd thät mir nicht folgen/ dahero wurde ich
noch ängstiger/ und so verwirrt/ daß ich schier nicht
wuste was ich thät. Zuletzt nam ich eine Pistol auff
den Arm/ und band das Pferd an einen starcken Hol-
derstock (der im Keller auffgewachsen war) der Mey-
nung/ auß dem Keller zu gehen/ und Leut in der Nähe
zu suchen/ die meinem Pferd wieder herauff hülffen/
und in dem ich so hiermit umbgehe/ fällt mir ein/ ob
nicht vielleicht in diesem alten Gemäur ein Schatz
verborgen lege/ dahero es so ungeheur seyn möchte?
Jch glaubte meinem Einfall/ und sahe mich genauer
umb/ und sonderlich in dem Eck/ dahin mein Pferd
so gar nicht wolte/ wurde ich eines Stück Gemäurs
gewahr/ ohngefähr so groß als ein gemeiner Kammer-
Laden/ welches dem andern alten Gemäur beydes
an der Farb und Arbeit nicht allerdings gleichte/ da
ich aber hinzu gehen wolte/ wurde mir abermal wie
zuvor/ nemlich als ob mir alle Haar gen Berg stün-
den/ welches mich in meiner Meynung stärckte/ daß
nemlich ein Schatz daselbst verborgen seyn müste.

Zehen/ ja hundert mal lieber hätte ich Kugeln ge-
wechselt/ als mich in solcher Angst befunden. Jch
wurde gequält/ und wuste doch nicht von wem/ denn
ich sahe oder hörete nichts; ich nam das ander Pi-
stol auch von meinem Pferd/ und wolte damit durch

gehen
O v

Drittes Buch.
man mich bey den Haaren uͤber ſich zoͤge/ und einen
Kübel voll kalt Waſſer uͤber mich abgoͤſſe/ doch
konte ich nichts ſehen/ aber das Pferd ſtellte ſich viel
ſeltzamer/ alſo daß ich mir nichts anders einbilden
konte/ als ich muͤſte vielleicht mit ſampt dem Pferd
verzaubert ſeyn/ und in dem ſelben Keller mein Ende
nemmen; derowegen wolte ich wieder zuruͤck/ aber
mein Pferd thaͤt mir nicht folgen/ dahero wurde ich
noch aͤngſtiger/ und ſo verwirꝛt/ daß ich ſchier nicht
wuſte was ich thaͤt. Zuletzt nam ich eine Piſtol auff
den Arm/ und band das Pferd an einen ſtarcken Hol-
derſtock (der im Keller auffgewachſen war) der Mey-
nung/ auß dem Keller zu gehen/ und Leut in der Naͤhe
zu ſuchen/ die meinem Pferd wieder herauff huͤlffen/
und in dem ich ſo hiermit umbgehe/ faͤllt mir ein/ ob
nicht vielleicht in dieſem alten Gemaͤur ein Schatz
verborgen lege/ dahero es ſo ungeheur ſeyn moͤchte?
Jch glaubte meinem Einfall/ und ſahe mich genauer
umb/ und ſonderlich in dem Eck/ dahin mein Pferd
ſo gar nicht wolte/ wurde ich eines Stuͤck Gemaͤurs
gewahr/ ohngefaͤhr ſo groß als ein gemeiner Kam̃er-
Laden/ welches dem andern alten Gemaͤur beydes
an der Farb und Arbeit nicht allerdings gleichte/ da
ich aber hinzu gehen wolte/ wurde mir abermal wie
zuvor/ nemlich als ob mir alle Haar gen Berg ſtuͤn-
den/ welches mich in meiner Meynung ſtaͤrckte/ daß
nemlich ein Schatz daſelbſt verborgen ſeyn muͤſte.

Zehen/ ja hundert mal lieber haͤtte ich Kugeln ge-
wechſelt/ als mich in ſolcher Angſt befunden. Jch
wurde gequaͤlt/ und wuſte doch nicht von wem/ denn
ich ſahe oder hoͤrete nichts; ich nam das ander Pi-
ſtol auch von meinem Pferd/ und wolte damit durch

gehen
O v
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[319/0325] Drittes Buch. man mich bey den Haaren uͤber ſich zoͤge/ und einen Kübel voll kalt Waſſer uͤber mich abgoͤſſe/ doch konte ich nichts ſehen/ aber das Pferd ſtellte ſich viel ſeltzamer/ alſo daß ich mir nichts anders einbilden konte/ als ich muͤſte vielleicht mit ſampt dem Pferd verzaubert ſeyn/ und in dem ſelben Keller mein Ende nemmen; derowegen wolte ich wieder zuruͤck/ aber mein Pferd thaͤt mir nicht folgen/ dahero wurde ich noch aͤngſtiger/ und ſo verwirꝛt/ daß ich ſchier nicht wuſte was ich thaͤt. Zuletzt nam ich eine Piſtol auff den Arm/ und band das Pferd an einen ſtarcken Hol- derſtock (der im Keller auffgewachſen war) der Mey- nung/ auß dem Keller zu gehen/ und Leut in der Naͤhe zu ſuchen/ die meinem Pferd wieder herauff huͤlffen/ und in dem ich ſo hiermit umbgehe/ faͤllt mir ein/ ob nicht vielleicht in dieſem alten Gemaͤur ein Schatz verborgen lege/ dahero es ſo ungeheur ſeyn moͤchte? Jch glaubte meinem Einfall/ und ſahe mich genauer umb/ und ſonderlich in dem Eck/ dahin mein Pferd ſo gar nicht wolte/ wurde ich eines Stuͤck Gemaͤurs gewahr/ ohngefaͤhr ſo groß als ein gemeiner Kam̃er- Laden/ welches dem andern alten Gemaͤur beydes an der Farb und Arbeit nicht allerdings gleichte/ da ich aber hinzu gehen wolte/ wurde mir abermal wie zuvor/ nemlich als ob mir alle Haar gen Berg ſtuͤn- den/ welches mich in meiner Meynung ſtaͤrckte/ daß nemlich ein Schatz daſelbſt verborgen ſeyn muͤſte. Zehen/ ja hundert mal lieber haͤtte ich Kugeln ge- wechſelt/ als mich in ſolcher Angſt befunden. Jch wurde gequaͤlt/ und wuſte doch nicht von wem/ denn ich ſahe oder hoͤrete nichts; ich nam das ander Pi- ſtol auch von meinem Pferd/ und wolte damit durch gehen O v

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/325>, abgerufen am 22.11.2024.