German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Drittes Buch. hört haben würde/ was ich zu wissen verlangte: Da-rauff sagte er/ Lieber Ganymede, (leugne nur nicht mehr/ dann ich sehe wol daß du es bist) es wird als- denn in Teutschland das Gold-machen so gewiß und so gemein werden/ als das Hafner-Handwerck/ also daß schier ein jeder Roßbub den Lapidem Philosopho- rum wird umbschleppen! Jch fragte/ wie wird aber Teutschland bey so unterschiedlichen Religionen ein so langwierigen Frieden haben können? werden so unterschiedliche Pfaffen nicht die Jhrige hetzen/ und wegen ihres Glaubens wiederumb einen Krieg an- spinnen? O Nein! sagt Jupiter, mein Held wird dieser Sorg weislich vorkommen/ und vor allen Dingen alle Christliche Religionen in der gantzen Welt miteinander vereinigen; Jch sagte/ o Wun- der/ das wäre ein groß Werck! wie müste das zuge- hen? Jupiter antwortet/ das will ich dir hertzlich gern offenbaren: Nachdem mein Held den Univer- sal-Frieden der gantzen Welt verschafft/ wird er die Geist- und Weltliche Vorsteher und Häupter der Christlichen Völcker und unterschiedlichen Kirchen mit einer sehr beweglichen Sermon anreden/ und ih- nen die bißherige hochschädliche Spaltungen in den Glaubens-sachen trefflich zu Gemüth führen/ sie auch durch hochvernünfftige Gründe und unwider- treibliche Argumenta dahin bringen/ daß sie von sich selbst eine allgemeine Vereinigung wünschen/ und ihme das gantze Werck/ seiner hohen Vernunfft nach zu dirigirn/ übergeben werden: Alsdann wird er die aller-geistreichste/ gelehrteste und frömmste Theologi von allen Orten und Enden her/ auß allen Religionen zusammen bringen/ und ihnen einen Ort/ wie vor diesem
Drittes Buch. hoͤrt haben wuͤrde/ was ich zu wiſſen verlangte: Da-rauff ſagte er/ Lieber Ganymede, (leugne nur nicht mehr/ dann ich ſehe wol daß du es biſt) es wird als- denn in Teutſchland das Gold-machen ſo gewiß und ſo gemein werden/ als das Hafner-Handwerck/ alſo daß ſchier ein jeder Roßbub den Lapidem Philoſopho- rum wird umbſchleppen! Jch fragte/ wie wird aber Teutſchland bey ſo unterſchiedlichen Religionen ein ſo langwierigen Frieden haben koͤnnen? werden ſo unterſchiedliche Pfaffen nicht die Jhrige hetzen/ und wegen ihres Glaubens wiederumb einen Krieg an- ſpinnen? O Nein! ſagt Jupiter, mein Held wird dieſer Sorg weislich vorkommen/ und vor allen Dingen alle Chriſtliche Religionen in der gantzen Welt miteinander vereinigen; Jch ſagte/ ô Wun- der/ das waͤre ein groß Werck! wie muͤſte das zuge- hen? Jupiter antwortet/ das will ich dir hertzlich gern offenbaren: Nachdem mein Held den Univer- ſal-Frieden der gantzen Welt verſchafft/ wird er die Geiſt- und Weltliche Vorſteher und Haͤupter der Chriſtlichen Voͤlcker und unterſchiedlichen Kirchen mit einer ſehr beweglichen Sermon anreden/ und ih- nen die bißherige hochſchaͤdliche Spaltungen in den Glaubens-ſachen trefflich zu Gemuͤth fuͤhren/ ſie auch durch hochvernuͤnfftige Gruͤnde und unwider- treibliche Argumenta dahin bringen/ daß ſie von ſich ſelbſt eine allgemeine Vereinigung wuͤnſchen/ und ihme das gantze Werck/ ſeiner hohen Vernunfft nach zu dirigirn/ uͤbergeben werden: Alsdann wird er die aller-geiſtreichſte/ gelehrteſte und froͤmmſte Theologi von allen Orten und Enden her/ auß allen Religionen zuſammen bringen/ und ihnen einen Ort/ wie vor dieſem
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Drittes Buch.
hoͤrt haben wuͤrde/ was ich zu wiſſen verlangte: Da-
rauff ſagte er/ Lieber Ganymede, (leugne nur nicht
mehr/ dann ich ſehe wol daß du es biſt) es wird als-
denn in Teutſchland das Gold-machen ſo gewiß und
ſo gemein werden/ als das Hafner-Handwerck/ alſo
daß ſchier ein jeder Roßbub den Lapidem Philoſopho-
rum wird umbſchleppen! Jch fragte/ wie wird aber
Teutſchland bey ſo unterſchiedlichen Religionen ein
ſo langwierigen Frieden haben koͤnnen? werden ſo
unterſchiedliche Pfaffen nicht die Jhrige hetzen/ und
wegen ihres Glaubens wiederumb einen Krieg an-
ſpinnen? O Nein! ſagt Jupiter, mein Held wird
dieſer Sorg weislich vorkommen/ und vor allen
Dingen alle Chriſtliche Religionen in der gantzen
Welt miteinander vereinigen; Jch ſagte/ ô Wun-
der/ das waͤre ein groß Werck! wie muͤſte das zuge-
hen? Jupiter antwortet/ das will ich dir hertzlich
gern offenbaren: Nachdem mein Held den Univer-
ſal-Frieden der gantzen Welt verſchafft/ wird er die
Geiſt- und Weltliche Vorſteher und Haͤupter der
Chriſtlichen Voͤlcker und unterſchiedlichen Kirchen
mit einer ſehr beweglichen Sermon anreden/ und ih-
nen die bißherige hochſchaͤdliche Spaltungen in den
Glaubens-ſachen trefflich zu Gemuͤth fuͤhren/ ſie
auch durch hochvernuͤnfftige Gruͤnde und unwider-
treibliche Argumenta dahin bringen/ daß ſie von ſich
ſelbſt eine allgemeine Vereinigung wuͤnſchen/ und
ihme das gantze Werck/ ſeiner hohen Vernunfft nach
zu dirigirn/ uͤbergeben werden: Alsdann wird er die
aller-geiſtreichſte/ gelehrteſte und froͤmmſte Theologi
von allen Orten und Enden her/ auß allen Religionen
zuſammen bringen/ und ihnen einen Ort/ wie vor
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