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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Zweytes Buch.

Drittens/ auß was Ursachen ich mich in Weiber-
Kleider verstellet?

Viertens/ ob ich mich nicht auch neben andern
Unholden auff dem Hexentantz befunden?

Wo Fünfftens mein Vatterland/ und wer meine
Eltern gewesen seyen?

Sechstens/ wo ich mich auffgehalten/ ehe ich in
das Läger vor Magdeburg kommen?

Wo und zu was End ich Sibendens die Weiber-
Arbeit/ als wäschen/ bachen/ kochen/ etc. gelernet?
Jtem das Lautenschlagen?

Hierauff wolte ich mein gantzes Leben erzehlen/
damit die Umbständ meiner seltzamen Begegnussen
alles recht erleutern/ und diese Fragen mit der War-
heit fein verständlich unterscheiden könten; der Re-
giments-Schultheiß war aber nicht so curios, son-
dern vom marchiren müd und verdrossen/ derowegen
begehrte er nur eine kurtze runde Antwort auff das/
was gefragt würde. Demnach antwortet ich folgen-
der gestalt/ darauß man aber nichts eigentliches und
gründliches fassen konte/ und zwar

Auff die erste Frag/ Jch hätte zwar nicht studirt/
könte aber doch Teutsch lesen und schreiben.

Auff die Zweyte/ weil ich kein ander Kleid gehabt/
hätte ich wol im Narrnkleid auffziehen müssen.

Auff die Dritte/ weil ich meines Narrnkleids müd
gewesen/ und keine Mannskleider haben können.

Auff die Vierte/ Ja/ ich sey aber wider meinen
Willen hin gefahren/ könte aber gleichwol nich
zaubern.

Auff die Fünffte/ mein Vatterland sey der Spes-
fert/ und meine Eltern Bauersleut.

Auff
Zweytes Buch.

Drittens/ auß was Urſachen ich mich in Weiber-
Kleider verſtellet?

Viertens/ ob ich mich nicht auch neben andern
Unholden auff dem Hexentantz befunden?

Wo Fuͤnfftens mein Vatterland/ und wer meine
Eltern geweſen ſeyen?

Sechſtens/ wo ich mich auffgehalten/ ehe ich in
das Laͤger vor Magdeburg kommen?

Wo und zu was End ich Sibendens die Weiber-
Arbeit/ als waͤſchen/ bachen/ kochen/ ꝛc. gelernet?
Jtem das Lautenſchlagen?

Hierauff wolte ich mein gantzes Leben erzehlen/
damit die Umbſtaͤnd meiner ſeltzamen Begegnuſſen
alles recht erleutern/ und dieſe Fragen mit der War-
heit fein verſtaͤndlich unterſcheiden koͤnten; der Re-
giments-Schultheiß war aber nicht ſo curios, ſon-
dern vom marchiren muͤd und verdroſſen/ derowegen
begehrte er nur eine kurtze runde Antwort auff das/
was gefragt wuͤrde. Demnach antwortet ich folgen-
der geſtalt/ darauß man aber nichts eigentliches und
gruͤndliches faſſen konte/ und zwar

Auff die erſte Frag/ Jch haͤtte zwar nicht ſtudirt/
koͤnte aber doch Teutſch leſen und ſchreiben.

Auff die Zweyte/ weil ich kein ander Kleid gehabt/
haͤtte ich wol im Narꝛnkleid auffziehen muͤſſen.

Auff die Dritte/ weil ich meines Narꝛnkleids muͤd
geweſen/ und keine Mannskleider haben koͤnnen.

Auff die Vierte/ Ja/ ich ſey aber wider meinen
Willen hin gefahren/ koͤnte aber gleichwol nich
zaubern.

Auff die Fuͤnffte/ mein Vatterland ſey der Speſ-
fert/ und meine Eltern Bauersleut.

Auff
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[229/0235] Zweytes Buch. Drittens/ auß was Urſachen ich mich in Weiber- Kleider verſtellet? Viertens/ ob ich mich nicht auch neben andern Unholden auff dem Hexentantz befunden? Wo Fuͤnfftens mein Vatterland/ und wer meine Eltern geweſen ſeyen? Sechſtens/ wo ich mich auffgehalten/ ehe ich in das Laͤger vor Magdeburg kommen? Wo und zu was End ich Sibendens die Weiber- Arbeit/ als waͤſchen/ bachen/ kochen/ ꝛc. gelernet? Jtem das Lautenſchlagen? Hierauff wolte ich mein gantzes Leben erzehlen/ damit die Umbſtaͤnd meiner ſeltzamen Begegnuſſen alles recht erleutern/ und dieſe Fragen mit der War- heit fein verſtaͤndlich unterſcheiden koͤnten; der Re- giments-Schultheiß war aber nicht ſo curios, ſon- dern vom marchiren muͤd und verdroſſen/ derowegen begehrte er nur eine kurtze runde Antwort auff das/ was gefragt wuͤrde. Demnach antwortet ich folgen- der geſtalt/ darauß man aber nichts eigentliches und gruͤndliches faſſen konte/ und zwar Auff die erſte Frag/ Jch haͤtte zwar nicht ſtudirt/ koͤnte aber doch Teutſch leſen und ſchreiben. Auff die Zweyte/ weil ich kein ander Kleid gehabt/ haͤtte ich wol im Narꝛnkleid auffziehen muͤſſen. Auff die Dritte/ weil ich meines Narꝛnkleids muͤd geweſen/ und keine Mannskleider haben koͤnnen. Auff die Vierte/ Ja/ ich ſey aber wider meinen Willen hin gefahren/ koͤnte aber gleichwol nich zaubern. Auff die Fuͤnffte/ mein Vatterland ſey der Speſ- fert/ und meine Eltern Bauersleut. Auff

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/235>, abgerufen am 23.11.2024.