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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Zweytes Buch.
jenigen wirst/ dem du sein Geld abgewonnen hast/
wenn nemlich dessen Verlust so groß ist/ daß er da-
rüber in Armut/ in die äusserste Noth und Despera-
tion,
oder sonst in andere abscheuliche Laster geräth/
darvor die Außred nichts hilfft/ wenn du sagst: Jch
hab das Meinig daran gesetzt/ und redlich gewon-
nen; dann du Schalck bist auff den Spielplatz gan-
gen/ der Meynung/ mit eines andern Schaden reich
zu werden: Verspielest du dann/ so ists mit der Buß
darumb nicht außgericht/ daß du deß Deinigen ent-
beren must/ sondern du hasts/ wie der Reiche Mann/
bey GOtt schwerlich zu verantworten/ daß du das
jenige so unnütz verschwendet/ welches er dir zu dein
und der Deinigen Lebens. Auffenthalt verliehen ge-
habt! Wer sich auff den Spielplatz begibt zu spie-
len/ derselbe begibt sich in eine Gefahr/ darinnen er
nicht allein sein Geld/ sondern auch sein Leib/ Leben/
ja was das allerschröcklichste ist/ so gar seiner See-
len Seeligkeit verlieren kan. Jch sage dir dieses zur
Nachricht/ liebster Simplici, weil du vorgibst/ das
Spielen sey dir unbekant/ damit du dich all dein Le-
benlang darvor hüten sollest.

Jch antwortet/ Liebster Herr/ wann dann das
Spielen ein so schröcklich und gefährlich Ding ist/
warumb lassens dann die Vorgesetzte zu? mein Hof-
meister antwortet mir/ Jch will nicht sagen darum/
dieweil theils Officier selbst mit machen; sondern es
geschicht deßwegen/ weil es die Soldaten nicht mehr
lassen wollen/ ja auch nicht lassen können/ dann wer
sich dem Spielen einmal ergeben/ oder welchen die
Gewonheit/ oder vielmehr der Spiel-Teuffel einge-
nommen/ der wird nach und nach (er gewinne oder

ver-
J vj

Zweytes Buch.
jenigen wirſt/ dem du ſein Geld abgewonnen haſt/
wenn nemlich deſſen Verluſt ſo groß iſt/ daß er da-
ruͤber in Armut/ in die aͤuſſerſte Noth und Deſpera-
tion,
oder ſonſt in andere abſcheuliche Laſter geraͤth/
darvor die Außred nichts hilfft/ wenn du ſagſt: Jch
hab das Meinig daran geſetzt/ und redlich gewon-
nen; dann du Schalck biſt auff den Spielplatz gan-
gen/ der Meynung/ mit eines andern Schaden reich
zu werden: Verſpieleſt du dann/ ſo iſts mit der Buß
darumb nicht außgericht/ daß du deß Deinigen ent-
beren muſt/ ſondern du haſts/ wie der Reiche Mann/
bey GOtt ſchwerlich zu verantworten/ daß du das
jenige ſo unnuͤtz verſchwendet/ welches er dir zu dein
und der Deinigen Lebens. Auffenthalt verliehen ge-
habt! Wer ſich auff den Spielplatz begibt zu ſpie-
len/ derſelbe begibt ſich in eine Gefahr/ darinnen er
nicht allein ſein Geld/ ſondern auch ſein Leib/ Leben/
ja was das allerſchroͤcklichſte iſt/ ſo gar ſeiner See-
len Seeligkeit verlieren kan. Jch ſage dir dieſes zur
Nachricht/ liebſter Simplici, weil du vorgibſt/ das
Spielen ſey dir unbekant/ damit du dich all dein Le-
benlang darvor huͤten ſolleſt.

Jch antwortet/ Liebſter Herꝛ/ wann dann das
Spielen ein ſo ſchroͤcklich und gefaͤhrlich Ding iſt/
warumb laſſens dann die Vorgeſetzte zu? mein Hof-
meiſter antwortet mir/ Jch will nicht ſagen darum/
dieweil theils Officier ſelbſt mit machen; ſondern es
geſchicht deßwegen/ weil es die Soldaten nicht mehr
laſſen wollen/ ja auch nicht laſſen koͤnnen/ dann wer
ſich dem Spielen einmal ergeben/ oder welchen die
Gewonheit/ oder vielmehr der Spiel-Teuffel einge-
nommen/ der wird nach und nach (er gewinne oder

ver-
J vj
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[201/0207] Zweytes Buch. jenigen wirſt/ dem du ſein Geld abgewonnen haſt/ wenn nemlich deſſen Verluſt ſo groß iſt/ daß er da- ruͤber in Armut/ in die aͤuſſerſte Noth und Deſpera- tion, oder ſonſt in andere abſcheuliche Laſter geraͤth/ darvor die Außred nichts hilfft/ wenn du ſagſt: Jch hab das Meinig daran geſetzt/ und redlich gewon- nen; dann du Schalck biſt auff den Spielplatz gan- gen/ der Meynung/ mit eines andern Schaden reich zu werden: Verſpieleſt du dann/ ſo iſts mit der Buß darumb nicht außgericht/ daß du deß Deinigen ent- beren muſt/ ſondern du haſts/ wie der Reiche Mann/ bey GOtt ſchwerlich zu verantworten/ daß du das jenige ſo unnuͤtz verſchwendet/ welches er dir zu dein und der Deinigen Lebens. Auffenthalt verliehen ge- habt! Wer ſich auff den Spielplatz begibt zu ſpie- len/ derſelbe begibt ſich in eine Gefahr/ darinnen er nicht allein ſein Geld/ ſondern auch ſein Leib/ Leben/ ja was das allerſchroͤcklichſte iſt/ ſo gar ſeiner See- len Seeligkeit verlieren kan. Jch ſage dir dieſes zur Nachricht/ liebſter Simplici, weil du vorgibſt/ das Spielen ſey dir unbekant/ damit du dich all dein Le- benlang darvor huͤten ſolleſt. Jch antwortet/ Liebſter Herꝛ/ wann dann das Spielen ein ſo ſchroͤcklich und gefaͤhrlich Ding iſt/ warumb laſſens dann die Vorgeſetzte zu? mein Hof- meiſter antwortet mir/ Jch will nicht ſagen darum/ dieweil theils Officier ſelbſt mit machen; ſondern es geſchicht deßwegen/ weil es die Soldaten nicht mehr laſſen wollen/ ja auch nicht laſſen koͤnnen/ dann wer ſich dem Spielen einmal ergeben/ oder welchen die Gewonheit/ oder vielmehr der Spiel-Teuffel einge- nommen/ der wird nach und nach (er gewinne oder ver- J vj

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/207>, abgerufen am 24.11.2024.