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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
verspiele) so verpicht darauff/ daß ers weniger lassen
kan/ als den natürlichen Schlaff; wie man dann
sihet/ daß etliche die gantze Nacht durch und durch
raßlen/ und vor das beste Essen und Trincken hinein
spielen/ und solten sie auch ohne Hemd davon gehen:
Das Spielen ist bereits zu unterschiedlichen malen
bey Leib- und Lebensstraff verbotten/ und auß Befelch
der Generalität durch Rumormeister/ Provosen/
Hencker und Steckenknecht/ mit gewaffneter Hand
offentlich und mit Gewalt verwehret worden; Aber
das halff alles nichts/ dann die Spieler kamen an-
derwerts in heimlichen Winckeln/ und hinder den
Hecken zusammen/ gewannen einander das Geld ab/
entzweyten sich/ und brachen einander die Häls da-
rüber: Also daß man solcher Mord und Todtschläg
halber/ und vornemlich auch/ weil mancher sein Ge-
wehr und Pferd/ ja so gar sein weniges Commiß-
Brot verspielte/ das Spielen nicht allein wieder of-
fentlich erlauben/ sondern so gar diesen eigenen Platz
darzu widmen muste/ damit die Haupt-wacht bey
der Hand wäre/ die allem Unheyl/ so sich etwan er-
eignen möchte/ vorkäme/ welche doch nicht allezeit
verhüten kan/ daß nicht einer oder der ander auff dem
Platz bleibt. Und weil das Spielen deß leydigen
Teuffels eigene Inv[e]ntion ist/ und ihme nicht wenig
einträgt/ also hat er auch absonderliche Spiel-Teuf-
fel geordnet/ und in der Welt herumb schwermen/
die sonst nichts zu thun haben/ als die Menschen zum
Spielen anzuräitzen; diesen ergeben sich unterschied-
liche leichtfertige Gesellen durch gewisse Pacten und
Bündnus/ daß er sie gewinnen lasse; und wird man
doch unter zehentausend Spielern selten einen reichen

finden

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
verſpiele) ſo verpicht darauff/ daß ers weniger laſſen
kan/ als den natuͤrlichen Schlaff; wie man dann
ſihet/ daß etliche die gantze Nacht durch und durch
raßlen/ und vor das beſte Eſſen und Trincken hinein
ſpielen/ und ſolten ſie auch ohne Hemd davon gehen:
Das Spielen iſt bereits zu unterſchiedlichen malen
bey Leib- und Lebensſtraff verbotten/ und auß Befelch
der Generalitaͤt durch Rumormeiſter/ Provoſen/
Hencker und Steckenknecht/ mit gewaffneter Hand
offentlich und mit Gewalt verwehret worden; Aber
das halff alles nichts/ dann die Spieler kamen an-
derwerts in heimlichen Winckeln/ und hinder den
Hecken zuſammen/ gewannen einander das Geld ab/
entzweyten ſich/ und brachen einander die Haͤls da-
ruͤber: Alſo daß man ſolcher Mord und Todtſchlaͤg
halber/ und vornemlich auch/ weil mancher ſein Ge-
wehr und Pferd/ ja ſo gar ſein weniges Commiß-
Brot verſpielte/ das Spielen nicht allein wieder of-
fentlich erlauben/ ſondern ſo gar dieſen eigenen Platz
darzu widmen muſte/ damit die Haupt-wacht bey
der Hand waͤre/ die allem Unheyl/ ſo ſich etwan er-
eignen moͤchte/ vorkaͤme/ welche doch nicht allezeit
verhuͤten kan/ daß nicht einer oder der ander auff dem
Platz bleibt. Und weil das Spielen deß leydigen
Teuffels eigene Inv[e]ntion iſt/ und ihme nicht wenig
eintraͤgt/ alſo hat er auch abſonderliche Spiel-Teuf-
fel geordnet/ und in der Welt herumb ſchwermen/
die ſonſt nichts zu thun haben/ als die Menſchen zum
Spielen anzuraͤitzen; dieſen ergeben ſich unterſchied-
liche leichtfertige Geſellen durch gewiſſe Pacten und
Buͤndnus/ daß er ſie gewinnen laſſe; und wird man
doch unter zehentauſend Spielern ſelten einen reichen

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[202/0208] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi verſpiele) ſo verpicht darauff/ daß ers weniger laſſen kan/ als den natuͤrlichen Schlaff; wie man dann ſihet/ daß etliche die gantze Nacht durch und durch raßlen/ und vor das beſte Eſſen und Trincken hinein ſpielen/ und ſolten ſie auch ohne Hemd davon gehen: Das Spielen iſt bereits zu unterſchiedlichen malen bey Leib- und Lebensſtraff verbotten/ und auß Befelch der Generalitaͤt durch Rumormeiſter/ Provoſen/ Hencker und Steckenknecht/ mit gewaffneter Hand offentlich und mit Gewalt verwehret worden; Aber das halff alles nichts/ dann die Spieler kamen an- derwerts in heimlichen Winckeln/ und hinder den Hecken zuſammen/ gewannen einander das Geld ab/ entzweyten ſich/ und brachen einander die Haͤls da- ruͤber: Alſo daß man ſolcher Mord und Todtſchlaͤg halber/ und vornemlich auch/ weil mancher ſein Ge- wehr und Pferd/ ja ſo gar ſein weniges Commiß- Brot verſpielte/ das Spielen nicht allein wieder of- fentlich erlauben/ ſondern ſo gar dieſen eigenen Platz darzu widmen muſte/ damit die Haupt-wacht bey der Hand waͤre/ die allem Unheyl/ ſo ſich etwan er- eignen moͤchte/ vorkaͤme/ welche doch nicht allezeit verhuͤten kan/ daß nicht einer oder der ander auff dem Platz bleibt. Und weil das Spielen deß leydigen Teuffels eigene Invention iſt/ und ihme nicht wenig eintraͤgt/ alſo hat er auch abſonderliche Spiel-Teuf- fel geordnet/ und in der Welt herumb ſchwermen/ die ſonſt nichts zu thun haben/ als die Menſchen zum Spielen anzuraͤitzen; dieſen ergeben ſich unterſchied- liche leichtfertige Geſellen durch gewiſſe Pacten und Buͤndnus/ daß er ſie gewinnen laſſe; und wird man doch unter zehentauſend Spielern ſelten einen reichen finden

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/208>, abgerufen am 03.05.2024.