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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abenth. Simplicissimi
vermerckt würden; Fienge darauff an zu erzehlen/
erstlich auß was vor natürlichen Ursachen mich die
Leibs-Dünste zu plagen pflegten/ was ich durch sol-
che dem Secretario vor einen Unlust in die Cantzley
angerichtet: Was ich neben dem Wahrsagen vor
ein Kunst darwider gelernet/ und wie schlim solche in
der Prob bestanden. Jtem wie seltzam mir das tan-
tzen vorkommen/ weil ich dergleichen niemalen gese-
hen/ was ich vor Bericht deßhalber von meinem
Cameraden eingenommen/ welcher Ursachen halder
ich dann die vornehme Dame ergriffen/ und darüber
in Gänsstall kommen. Solches aber brachte er mit
einer wol-anständigen Art zu reden vor/ daß sie sich
trefflich zerlachen musten/ entschuldigt darbey meine
Einfalt und Unwissenheit so bescheidenlich/ daß ich
wieder in meines Herrn Gnad kame/ und vor der
Tafel auffwarten dorffte/ aber von dem was mir im
Gänsstall begegnet/ und wie ich wieder darauß er-
löst worden/ wolte er nichts sagen/ weil ihn bedünck-
te/ es hätten sich an seiner Person etliche Saturni-
sche Holtzböck geärgert/ die da vermeynten/ Geist-
liche solten nur immer sauer sehen; hingegen fragte
mich mein Herr/ seinen Gästen ein Spaß zu machen/
was ich meinem Cameraden geben hätte/ daß er mich
so saubere Künste gelehret? und als ich antwortet/
nichts! sagte er/ so will ich ihm das Lehrgelt vor
dich bezahlen/ wie er ihn dann hier auff in ein Futter-
wanne spannen/ und allerdings karbäitschen liesse/
wie man mirs den vorigen Tag gemacht/ als ich die
Kunst probirt/ und falsch befunden hatte.

Mein Herr hatte nunmehr genug Nachricht von
meiner Einfalt/ wolte mich derowegen stimmen/ ihm

und

Deß Abenth. Simpliciſſimi
vermerckt wuͤrden; Fienge darauff an zu erzehlen/
erſtlich auß was vor natuͤrlichen Urſachen mich die
Leibs-Duͤnſte zu plagen pflegten/ was ich durch ſol-
che dem Secretario vor einen Unluſt in die Cantzley
angerichtet: Was ich neben dem Wahrſagen vor
ein Kunſt darwider gelernet/ und wie ſchlim ſolche in
der Prob beſtanden. Jtem wie ſeltzam mir das tan-
tzen vorkommen/ weil ich dergleichen niemalen geſe-
hen/ was ich vor Bericht deßhalber von meinem
Cameraden eingenommen/ welcher Urſachen halder
ich dann die vornehme Dame ergriffen/ und daruͤber
in Gaͤnsſtall kommen. Solches aber brachte er mit
einer wol-anſtaͤndigen Art zu reden vor/ daß ſie ſich
trefflich zerlachen muſten/ entſchuldigt darbey meine
Einfalt und Unwiſſenheit ſo beſcheidenlich/ daß ich
wieder in meines Herꝛn Gnad kame/ und vor der
Tafel auffwarten dorffte/ aber von dem was mir im
Gaͤnsſtall begegnet/ und wie ich wieder darauß er-
loͤſt worden/ wolte er nichts ſagen/ weil ihn beduͤnck-
te/ es haͤtten ſich an ſeiner Perſon etliche Saturni-
ſche Holtzboͤck geaͤrgert/ die da vermeynten/ Geiſt-
liche ſolten nur immer ſauer ſehen; hingegen fragte
mich mein Herꝛ/ ſeinen Gaͤſten ein Spaß zu machen/
was ich meinem Cameraden geben haͤtte/ daß er mich
ſo ſaubere Kuͤnſte gelehret? und als ich antwortet/
nichts! ſagte er/ ſo will ich ihm das Lehrgelt vor
dich bezahlen/ wie er ihn dann hier auff in ein Futter-
wanne ſpannen/ und allerdings karbaͤitſchen lieſſe/
wie man mirs den vorigen Tag gemacht/ als ich die
Kunſt probirt/ und falſch befunden hatte.

Mein Herꝛ hatte nunmehr genug Nachricht von
meiner Einfalt/ wolte mich derowegen ſtimmen/ ihm

und
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[130/0136] Deß Abenth. Simpliciſſimi vermerckt wuͤrden; Fienge darauff an zu erzehlen/ erſtlich auß was vor natuͤrlichen Urſachen mich die Leibs-Duͤnſte zu plagen pflegten/ was ich durch ſol- che dem Secretario vor einen Unluſt in die Cantzley angerichtet: Was ich neben dem Wahrſagen vor ein Kunſt darwider gelernet/ und wie ſchlim ſolche in der Prob beſtanden. Jtem wie ſeltzam mir das tan- tzen vorkommen/ weil ich dergleichen niemalen geſe- hen/ was ich vor Bericht deßhalber von meinem Cameraden eingenommen/ welcher Urſachen halder ich dann die vornehme Dame ergriffen/ und daruͤber in Gaͤnsſtall kommen. Solches aber brachte er mit einer wol-anſtaͤndigen Art zu reden vor/ daß ſie ſich trefflich zerlachen muſten/ entſchuldigt darbey meine Einfalt und Unwiſſenheit ſo beſcheidenlich/ daß ich wieder in meines Herꝛn Gnad kame/ und vor der Tafel auffwarten dorffte/ aber von dem was mir im Gaͤnsſtall begegnet/ und wie ich wieder darauß er- loͤſt worden/ wolte er nichts ſagen/ weil ihn beduͤnck- te/ es haͤtten ſich an ſeiner Perſon etliche Saturni- ſche Holtzboͤck geaͤrgert/ die da vermeynten/ Geiſt- liche ſolten nur immer ſauer ſehen; hingegen fragte mich mein Herꝛ/ ſeinen Gaͤſten ein Spaß zu machen/ was ich meinem Cameraden geben haͤtte/ daß er mich ſo ſaubere Kuͤnſte gelehret? und als ich antwortet/ nichts! ſagte er/ ſo will ich ihm das Lehrgelt vor dich bezahlen/ wie er ihn dann hier auff in ein Futter- wanne ſpannen/ und allerdings karbaͤitſchen lieſſe/ wie man mirs den vorigen Tag gemacht/ als ich die Kunſt probirt/ und falſch befunden hatte. Mein Herꝛ hatte nunmehr genug Nachricht von meiner Einfalt/ wolte mich derowegen ſtimmen/ ihm und

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/136>, abgerufen am 10.05.2024.