Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
wolte/ also machte auch jeder etwas besonders auß
mir/ etliche hielten mich vor einen Spionen/ andere
vor ein Unsinnigen/ andere vor ein wilden Menschen/
und aber andere vor ein Geist/ Gespenst/ oder sonst
vor ein Wunder/ welches etwas besonders bedeuten
würde: Auch waren etliche/ die hielten mich vor ein
Narren/ welche wol am nächsten zum Zweck geschos-
sen haben möchten/ wann ich den lieben GOtt nicht
gekennet hätte.

Das XX. Capitel.

ALs ich vor den Gubernator gebracht wurde/ fragte
er mich/ wo ich herkäme? Jch aber antwortet/
ich wüste es nicht: Er fragt weiter/ wo wilstu dann
hin? Jch antwortet abermal/ ich weiß nicht: was
Teuffel weistu dann/ fragte er ferner/ was ist dann
dein Handtierung? Jch antwortet noch wie vor/
ich wüste es nicht: Er fragte/ wo bistu zu Hauß?
und als ich wiederumb antwortet/ ich wüste es nicht/
verändert er sich im Gesicht/ nicht weiß ich/ obs auß
Zorn oder Verwunderung geschahe? Dieweil aber
jederman das Böse zu argwohnen pflegt/ zumalen
der Feind in der Nähe war/ als welcher allererst/ wie
gemeldt/ die vorige Nacht Gelnhausen eingenommen/
und ein Regiment Dragoner darinn zu schanden ge-
macht hatte/ fiele er denen bey/ die mich vor einen
Verräther oder Kundschaffter hielten/ befahl da-
rauff/ man solte mich besuchen; Als er aber von den
Soldaten von der Wacht/ so mich zu ihm geführet
hatten/ vername/ daß solches schon beschehen/ und
anders nichts bey mir gefunden worden wäre/ als
gegenwärtiges Büchlein/ welches sie ihm zugleich

über-

Erſtes Buch.
wolte/ alſo machte auch jeder etwas beſonders auß
mir/ etliche hielten mich vor einen Spionen/ andere
vor ein Unſinnigen/ andere vor ein wilden Menſchen/
und aber andere vor ein Geiſt/ Geſpenſt/ oder ſonſt
vor ein Wunder/ welches etwas beſonders bedeuten
wuͤrde: Auch waren etliche/ die hielten mich vor ein
Narꝛen/ welche wol am naͤchſten zum Zweck geſchoſ-
ſen haben moͤchten/ wann ich den lieben GOtt nicht
gekennet haͤtte.

Das XX. Capitel.

ALs ich vor den Gubernator gebracht wurde/ fragte
er mich/ wo ich herkaͤme? Jch aber antwortet/
ich wuͤſte es nicht: Er fragt weiter/ wo wilſtu dann
hin? Jch antwortet abermal/ ich weiß nicht: was
Teuffel weiſtu dann/ fragte er ferner/ was iſt dann
dein Handtierung? Jch antwortet noch wie vor/
ich wuͤſte es nicht: Er fragte/ wo biſtu zu Hauß?
und als ich wiederumb antwortet/ ich wuͤſte es nicht/
veraͤndert er ſich im Geſicht/ nicht weiß ich/ obs auß
Zorn oder Verwunderung geſchahe? Dieweil aber
jederman das Boͤſe zu argwohnen pflegt/ zumalen
der Feind in der Naͤhe war/ als welcher allererſt/ wie
gemeldt/ die vorige Nacht Gelnhauſen eingenom̃en/
und ein Regiment Dragoner darinn zu ſchanden ge-
macht hatte/ fiele er denen bey/ die mich vor einen
Verꝛaͤther oder Kundſchaffter hielten/ befahl da-
rauff/ man ſolte mich beſuchen; Als er aber von den
Soldaten von der Wacht/ ſo mich zu ihm gefuͤhret
hatten/ vername/ daß ſolches ſchon beſchehen/ und
anders nichts bey mir gefunden worden waͤre/ als
gegenwaͤrtiges Buͤchlein/ welches ſie ihm zugleich

uͤber-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0075" n="69"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
wolte/ al&#x017F;o machte auch jeder etwas be&#x017F;onders auß<lb/>
mir/ etliche hielten mich vor einen Spionen/ andere<lb/>
vor ein Un&#x017F;innigen/ andere vor ein wilden Men&#x017F;chen/<lb/>
und aber andere vor ein Gei&#x017F;t/ Ge&#x017F;pen&#x017F;t/ oder &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
vor ein Wunder/ welches etwas be&#x017F;onders bedeuten<lb/>
wu&#x0364;rde: Auch waren etliche/ die hielten mich vor ein<lb/>
Nar&#xA75B;en/ welche wol am na&#x0364;ch&#x017F;ten zum Zweck ge&#x017F;cho&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en haben mo&#x0364;chten/ wann ich den lieben GOtt nicht<lb/>
gekennet ha&#x0364;tte.</p>
      </div><lb/>
      <div n="2">
        <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">XX.</hi> </hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">A</hi>Ls ich vor den <hi rendition="#aq">Gubernator</hi> gebracht wurde/ fragte<lb/>
er mich/ wo ich herka&#x0364;me? Jch aber antwortet/<lb/>
ich wu&#x0364;&#x017F;te es nicht: Er fragt weiter/ wo wil&#x017F;tu dann<lb/>
hin? Jch antwortet abermal/ ich weiß nicht: was<lb/>
Teuffel wei&#x017F;tu dann/ fragte er ferner/ was i&#x017F;t dann<lb/>
dein Handtierung? Jch antwortet noch wie vor/<lb/>
ich wu&#x0364;&#x017F;te es nicht: Er fragte/ wo bi&#x017F;tu zu Hauß?<lb/>
und als ich wiederumb antwortet/ ich wu&#x0364;&#x017F;te es nicht/<lb/>
vera&#x0364;ndert er &#x017F;ich im Ge&#x017F;icht/ nicht weiß ich/ obs auß<lb/>
Zorn oder Verwunderung ge&#x017F;chahe? Dieweil aber<lb/>
jederman das Bo&#x0364;&#x017F;e zu argwohnen pflegt/ zumalen<lb/>
der Feind in der Na&#x0364;he war/ als welcher allerer&#x017F;t/ wie<lb/>
gemeldt/ die vorige Nacht Gelnhau&#x017F;en eingenom&#x0303;en/<lb/>
und ein Regiment Dragoner darinn zu &#x017F;chanden ge-<lb/>
macht hatte/ fiele er denen bey/ die mich vor einen<lb/>
Ver&#xA75B;a&#x0364;ther oder Kund&#x017F;chaffter hielten/ befahl da-<lb/>
rauff/ man &#x017F;olte mich be&#x017F;uchen; Als er aber von den<lb/>
Soldaten von der Wacht/ &#x017F;o mich zu ihm gefu&#x0364;hret<lb/>
hatten/ vername/ daß &#x017F;olches &#x017F;chon be&#x017F;chehen/ und<lb/>
anders nichts bey mir gefunden worden wa&#x0364;re/ als<lb/>
gegenwa&#x0364;rtiges Bu&#x0364;chlein/ welches &#x017F;ie ihm zugleich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">u&#x0364;ber-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0075] Erſtes Buch. wolte/ alſo machte auch jeder etwas beſonders auß mir/ etliche hielten mich vor einen Spionen/ andere vor ein Unſinnigen/ andere vor ein wilden Menſchen/ und aber andere vor ein Geiſt/ Geſpenſt/ oder ſonſt vor ein Wunder/ welches etwas beſonders bedeuten wuͤrde: Auch waren etliche/ die hielten mich vor ein Narꝛen/ welche wol am naͤchſten zum Zweck geſchoſ- ſen haben moͤchten/ wann ich den lieben GOtt nicht gekennet haͤtte. Das XX. Capitel. ALs ich vor den Gubernator gebracht wurde/ fragte er mich/ wo ich herkaͤme? Jch aber antwortet/ ich wuͤſte es nicht: Er fragt weiter/ wo wilſtu dann hin? Jch antwortet abermal/ ich weiß nicht: was Teuffel weiſtu dann/ fragte er ferner/ was iſt dann dein Handtierung? Jch antwortet noch wie vor/ ich wuͤſte es nicht: Er fragte/ wo biſtu zu Hauß? und als ich wiederumb antwortet/ ich wuͤſte es nicht/ veraͤndert er ſich im Geſicht/ nicht weiß ich/ obs auß Zorn oder Verwunderung geſchahe? Dieweil aber jederman das Boͤſe zu argwohnen pflegt/ zumalen der Feind in der Naͤhe war/ als welcher allererſt/ wie gemeldt/ die vorige Nacht Gelnhauſen eingenom̃en/ und ein Regiment Dragoner darinn zu ſchanden ge- macht hatte/ fiele er denen bey/ die mich vor einen Verꝛaͤther oder Kundſchaffter hielten/ befahl da- rauff/ man ſolte mich beſuchen; Als er aber von den Soldaten von der Wacht/ ſo mich zu ihm gefuͤhret hatten/ vername/ daß ſolches ſchon beſchehen/ und anders nichts bey mir gefunden worden waͤre/ als gegenwaͤrtiges Buͤchlein/ welches ſie ihm zugleich uͤber-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/75
Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/75>, abgerufen am 27.11.2024.