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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
Käiserthumb. So bezeuget Flavius Vobiscus, daß
Bonosus Imperator eines armen Schul-Meisters
Sohn gewest seye; Hyperbolus, Chermidis Sohn/
war erstlich ein Laternen-macher/ und nachgehends
Fürst zu Athen; Justinus, so vor Justiniano regierte/
war vor seinem Käiserthumb ein Säuhirt; Hugo
Capetus
eines Metzgers Sohn/ hernach König in
Franckreich; Pizarrus gleichfalls ein Schweinhirt/
und hernach Marggraf in den West-Jndianischen
Ländern/ welcher das Gold mit Centern außzuwä-
gen hatte.

Der Feldwaibel antwort: Diß alles lautet zwar
wol auff meinen Schrot/ indessen sehe ich aber wol/
daß uns die Thüren/ zu ein und anderer Würde zu
gelangen/ durch den Adel verschlossen gehalten wer-
den. Man setzt den Adel/ wann er nur auß der Scha-
len gekrochen/ gleich an solche Ort/ da wir uns nim-
mermehr keine Gedancken hin machen dörffen/ wenn
wir gleich mehr gethan haben/ als mancher Nobilist,
den man jetzt für einen Obristen vorstellet. Und gleich
wie unter den Bauren manch edel Ingenium verdirbt/
weil es auß Mangel der Mittel nicht zu den Studiis
angehalten wird: Also veraltet mancher wackerer
Soldat unter seiner Mußquet/ der billicher ein Re-
giment meritirte/ und dem Feldherrn grosse Dienste
zu leisten wüste.

Das XVIII. Capitel.

JCh mochte dem alten Esel nicht mehr zuhören/
sondern gönnete ihm/ was er klagte/ weil er offt
die arme Soldaten prügelte wie die Hund: Jch wen-
det mich wieder gegen den Bäumen/ deren das gantze

Land

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
Kaͤiſerthumb. So bezeuget Flavius Vobiſcus, daß
Bonoſus Imperator eines armen Schul-Meiſters
Sohn geweſt ſeye; Hyperbolus, Chermidis Sohn/
war erſtlich ein Laternen-macher/ und nachgehends
Fuͤrſt zu Athen; Juſtinus, ſo vor Juſtiniano regierte/
war vor ſeinem Kaͤiſerthumb ein Saͤuhirt; Hugo
Capetus
eines Metzgers Sohn/ hernach Koͤnig in
Franckreich; Pizarrus gleichfalls ein Schweinhirt/
und hernach Marggraf in den Weſt-Jndianiſchen
Laͤndern/ welcher das Gold mit Centern außzuwaͤ-
gen hatte.

Der Feldwaibel antwort: Diß alles lautet zwar
wol auff meinen Schrot/ indeſſen ſehe ich aber wol/
daß uns die Thuͤren/ zu ein und anderer Wuͤrde zu
gelangen/ durch den Adel verſchloſſen gehalten wer-
den. Man ſetzt den Adel/ wann er nur auß der Scha-
len gekrochen/ gleich an ſolche Ort/ da wir uns nim-
mermehr keine Gedancken hin machen doͤrffen/ wenn
wir gleich mehr gethan haben/ als mancher Nobiliſt,
den man jetzt fuͤr einen Obriſten vorſtellet. Und gleich
wie unter den Bauren manch edel Ingenium verdirbt/
weil es auß Mangel der Mittel nicht zu den Studiis
angehalten wird: Alſo veraltet mancher wackerer
Soldat unter ſeiner Mußquet/ der billicher ein Re-
giment meritirte/ und dem Feldherꝛn groſſe Dienſte
zu leiſten wuͤſte.

Das XVIII. Capitel.

JCh mochte dem alten Eſel nicht mehr zuhoͤren/
ſondern goͤnnete ihm/ was er klagte/ weil er offt
die arme Soldaten pruͤgelte wie die Hund: Jch wen-
det mich wieder gegen den Baͤumen/ deren das gantze

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[62/0068] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi Kaͤiſerthumb. So bezeuget Flavius Vobiſcus, daß Bonoſus Imperator eines armen Schul-Meiſters Sohn geweſt ſeye; Hyperbolus, Chermidis Sohn/ war erſtlich ein Laternen-macher/ und nachgehends Fuͤrſt zu Athen; Juſtinus, ſo vor Juſtiniano regierte/ war vor ſeinem Kaͤiſerthumb ein Saͤuhirt; Hugo Capetus eines Metzgers Sohn/ hernach Koͤnig in Franckreich; Pizarrus gleichfalls ein Schweinhirt/ und hernach Marggraf in den Weſt-Jndianiſchen Laͤndern/ welcher das Gold mit Centern außzuwaͤ- gen hatte. Der Feldwaibel antwort: Diß alles lautet zwar wol auff meinen Schrot/ indeſſen ſehe ich aber wol/ daß uns die Thuͤren/ zu ein und anderer Wuͤrde zu gelangen/ durch den Adel verſchloſſen gehalten wer- den. Man ſetzt den Adel/ wann er nur auß der Scha- len gekrochen/ gleich an ſolche Ort/ da wir uns nim- mermehr keine Gedancken hin machen doͤrffen/ wenn wir gleich mehr gethan haben/ als mancher Nobiliſt, den man jetzt fuͤr einen Obriſten vorſtellet. Und gleich wie unter den Bauren manch edel Ingenium verdirbt/ weil es auß Mangel der Mittel nicht zu den Studiis angehalten wird: Alſo veraltet mancher wackerer Soldat unter ſeiner Mußquet/ der billicher ein Re- giment meritirte/ und dem Feldherꝛn groſſe Dienſte zu leiſten wuͤſte. Das XVIII. Capitel. JCh mochte dem alten Eſel nicht mehr zuhoͤren/ ſondern goͤnnete ihm/ was er klagte/ weil er offt die arme Soldaten pruͤgelte wie die Hund: Jch wen- det mich wieder gegen den Baͤumen/ deren das gantze Land

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/68>, abgerufen am 28.11.2024.