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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

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ro, schaue wie einer geehrt wird der dieser Gesellen
viel herbergt! der Geitz aber sagte zu ihm/ hättestu
solcher Gäste so viel besessen/ als dein Herr nur jetzt
außgibt/ du soltest sie wol anders angelegt haben;
dann weit besser ists/ der Vorrath und Uberfluß wer-
de zu Hauß auff ein gewisses interesse angelegt/ da-
mit man künfftig etwas davon zugeniessen habe/ als
daß man denselbigen auff einer Raiß/ die ohne das
voller Mühe/ Sorg und Gefahr steckt/ so unnützlich
durchjagt.

So bald betratten beyde Jüngling das veste Land
nicht/ als Hoffart die Verschwendung vertreulich
accisirte/ daß sie nicht allein ein Zutritt: sonder allem
Vermuthen nach/ einen unbeweglichen Sitz auff
ihr ersteres anklopffen in deß Iuli Hertzen bekom-
men; mit angehenckter Erinnerung/ sie möchte
noch mehrerer anderwertlichen assistenz sich bewer-
ben/ damit sie desto sicherer und gewisser ihr Vor-
haben ins Werck stellen köndte; sie wolie ihr zwar nit
weit von der Hand gehen/ aber gleichwol müste sie
ihrem Gegentheil dem Geitz eben so grosse Hilff lai-
sten/ als sie die Verschwendung von ihr zuhoffen:

Mein großgünstiger hochgeehrter Leser/ wann
ich eine Histori zuerzehlen hätte/ so wolte ichs kürtzer
begreiffen und hier nicht soviel Umbständ machen:
ich muß selbst gestehen daß mein aigner Vorwitz von
jedem Geschicht Schreiber stracks erfordert/ mit set-
nen Schrifften niemand lang auffzuhalten; aber
dieses was ich vortrage ist ein Vision oder Traum/
und also weit ein anders ich darff nicht so geschwind
zum Ende eylen/ sondern muß etliche geringe Par-
ticularitäten/ und Umbstände mit einbringen/ da-
mit ich etwas vollkommner erzehlen möge/ was ich

den
B 3

ro, ſchaue wie einer geehrt wird der dieſer Geſellen
viel herbergt! der Geitz aber ſagte zu ihm/ haͤtteſtu
ſolcher Gaͤſte ſo viel beſeſſen/ als dein Herꝛ nur jetzt
außgibt/ du ſolteſt ſie wol anders angelegt haben;
dann weit beſſer iſts/ der Vorꝛath und Uberfluß wer-
de zu Hauß auff ein gewiſſes intereſſe angelegt/ da-
mit man kuͤnfftig etwas davon zugenieſſen habe/ als
daß man denſelbigen auff einer Raiß/ die ohne das
voller Muͤhe/ Sorg und Gefahr ſteckt/ ſo unnuͤtzlich
durchjagt.

So bald betratten beyde Juͤngling das veſte Land
nicht/ als Hoffart die Verſchwendung vertreulich
acciſirte/ daß ſie nicht allein ein Zutritt: ſonder allem
Vermuthen nach/ einen unbeweglichen Sitz auff
ihr erſteres anklopffen in deß Iuli Hertzen bekom-
men; mit angehenckter Erinnerung/ ſie moͤchte
noch mehrerer anderwertlichen aſſiſtenz ſich bewer-
ben/ damit ſie deſto ſicherer und gewiſſer ihr Vor-
haben ins Werck ſtellen koͤndte; ſie wolie ihr zwar nit
weit von der Hand gehen/ aber gleichwol muͤſte ſie
ihrem Gegentheil dem Geitz eben ſo groſſe Hilff lai-
ſten/ als ſie die Verſchwendung von ihr zuhoffen:

Mein großguͤnſtiger hochgeehrter Leſer/ wann
ich eine Hiſtori zuerzehlen haͤtte/ ſo wolte ichs kuͤrtzer
begreiffen und hier nicht ſoviel Umbſtaͤnd machen:
ich muß ſelbſt geſtehen daß mein aigner Vorwitz von
jedem Geſchicht Schreiber ſtracks erfordert/ mit ſet-
nen Schrifften niemand lang auffzuhalten; aber
dieſes was ich vortrage iſt ein Viſion oder Traum/
und alſo weit ein anders ich darff nicht ſo geſchwind
zum Ende eylen/ ſondern muß etliche geringe Par-
ticularitaͤten/ und Umbſtaͤnde mit einbringen/ da-
mit ich etwas vollkommner erzehlen moͤge/ was ich

den
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[0033] ro, ſchaue wie einer geehrt wird der dieſer Geſellen viel herbergt! der Geitz aber ſagte zu ihm/ haͤtteſtu ſolcher Gaͤſte ſo viel beſeſſen/ als dein Herꝛ nur jetzt außgibt/ du ſolteſt ſie wol anders angelegt haben; dann weit beſſer iſts/ der Vorꝛath und Uberfluß wer- de zu Hauß auff ein gewiſſes intereſſe angelegt/ da- mit man kuͤnfftig etwas davon zugenieſſen habe/ als daß man denſelbigen auff einer Raiß/ die ohne das voller Muͤhe/ Sorg und Gefahr ſteckt/ ſo unnuͤtzlich durchjagt. So bald betratten beyde Juͤngling das veſte Land nicht/ als Hoffart die Verſchwendung vertreulich acciſirte/ daß ſie nicht allein ein Zutritt: ſonder allem Vermuthen nach/ einen unbeweglichen Sitz auff ihr erſteres anklopffen in deß Iuli Hertzen bekom- men; mit angehenckter Erinnerung/ ſie moͤchte noch mehrerer anderwertlichen aſſiſtenz ſich bewer- ben/ damit ſie deſto ſicherer und gewiſſer ihr Vor- haben ins Werck ſtellen koͤndte; ſie wolie ihr zwar nit weit von der Hand gehen/ aber gleichwol muͤſte ſie ihrem Gegentheil dem Geitz eben ſo groſſe Hilff lai- ſten/ als ſie die Verſchwendung von ihr zuhoffen: Mein großguͤnſtiger hochgeehrter Leſer/ wann ich eine Hiſtori zuerzehlen haͤtte/ ſo wolte ichs kuͤrtzer begreiffen und hier nicht ſoviel Umbſtaͤnd machen: ich muß ſelbſt geſtehen daß mein aigner Vorwitz von jedem Geſchicht Schreiber ſtracks erfordert/ mit ſet- nen Schrifften niemand lang auffzuhalten; aber dieſes was ich vortrage iſt ein Viſion oder Traum/ und alſo weit ein anders ich darff nicht ſo geſchwind zum Ende eylen/ ſondern muß etliche geringe Par- ticularitaͤten/ und Umbſtaͤnde mit einbringen/ da- mit ich etwas vollkommner erzehlen moͤge/ was ich den B 3

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/33>, abgerufen am 21.11.2024.