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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

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nen Rock füttern lassen/ es stecket etwas anders
darhinder; wie ich nun den Rock visitirte, befand
ich daß er unter die Näth eine Ducat an die ander
hatte nähen lassen/ also daß ich ohne mein Wissen
ein groß stück Geld mit mir davon getragen; davon
wurde mir mein Gemüth gantz unruhig/ also daß
ich gewolt/ er hätte das seinig behalten; ich machte
allerhand Gedancken/ worzu ich solches Geld anle-
gen und gebrauchen wolte/ bald gedachte ichs wieder
zuruck zutragen/ und bald vermeinte ich wider eine
Haußhaltung damit anzustellen/ oder mir jrgent
[ein] Pfrundt zukauffen; aber endlich beschlosse ich/
durch solche Mittel Jerusalem zubeschauen/ welche
Raiß ohne Geld nicht zuvollbringen.

Demnach begab ich mich den geraden Weg auff
Loreten und von dannen nach Rom; als ich mich
daselbst ein zeitlang auff gehalten/ meine Andacht
verrichtet und Kundschafft zu etlichen Pilgern ge-
macht
hatte/ die auch gesinnet waren/ das het-
tig Land zu beschauen/ gieng ich mit einem Geneser
auß ihnen in sein Vatterland; daselbst sahen wir
sich nach Gelegenheit umb/ über das mittelländische
Meer zu kommen; traffen auch auff geringe Nach-
frag gleich eingeladen Schiff an/ welches fertig
stunde mit Kauffmans Güttern nach Alexandriam
zu fahren/ und nur auff gute Wind wartete [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] ein
wunderlichs: ja göttlichs Ding ist umbs Geld bey
den Weltmenschen? der Patron oder Schiffherr
hette mich meines ellenden auffzugs halber nit ange-
nommen/ wann ich gleich eine güldene Andacht:
und hingegen nur pleyern Geld gehabt hette/ dann
da er mich das erste mal sahe und hörete/ schlug er
mein Begehren rund ab; so bald ich ihm aber eine

Hand-

nen Rock fuͤttern laſſen/ es ſtecket etwas anders
darhinder; wie ich nun den Rock viſitirte, befand
ich daß er unter die Naͤth eine Ducat an die ander
hatte naͤhen laſſen/ alſo daß ich ohne mein Wiſſen
ein groß ſtuͤck Geld mit mir davon getragen; davon
wurde mir mein Gemuͤth gantz unruhig/ alſo daß
ich gewolt/ er haͤtte das ſeinig behalten; ich machte
allerhand Gedancken/ worzu ich ſolches Geld anle-
gen und gebrauchen wolte/ bald gedachte ichs wieder
zuruck zutragen/ und bald vermeinte ich wider eine
Haußhaltung damit anzuſtellen/ oder mir jrgent
[ein] Pfrundt zukauffen; aber endlich beſchloſſe ich/
durch ſolche Mittel Jeruſalem zubeſchauen/ welche
Raiß ohne Geld nicht zuvollbringen.

Demnach begab ich mich den geraden Weg auff
Loreten und von dannen nach Rom; als ich mich
daſelbſt ein zeitlang auff gehalten/ meine Andacht
verꝛichtet und Kundſchafft zu etlichen Pilgern ge-
macht
hatte/ die auch geſinnet waren/ das het-
tig Land zu beſchauen/ gieng ich mit einem Geneſer
auß ihnen in ſein Vatterland; daſelbſt ſahen wir
ſich nach Gelegenheit umb/ uͤber das mittellaͤndiſche
Meer zu kommen; traffen auch auff geringe Nach-
frag gleich eingeladen Schiff an/ welches fertig
ſtunde mit Kauffmans Guͤttern nach Alexandriam
zu fahren/ und nur auff gute Wind wartete [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] ein
wunderlichs: ja goͤttlichs Ding iſt umbs Geld bey
den Weltmenſchen? der Patron oder Schiffherꝛ
hette mich meines ellenden auffzugs halber nit ange-
nommen/ wann ich gleich eine guͤldene Andacht:
und hingegen nur pleyern Geld gehabt hette/ dann
da er mich das erſte mal ſahe und hoͤrete/ ſchlug er
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[0108] nen Rock fuͤttern laſſen/ es ſtecket etwas anders darhinder; wie ich nun den Rock viſitirte, befand ich daß er unter die Naͤth eine Ducat an die ander hatte naͤhen laſſen/ alſo daß ich ohne mein Wiſſen ein groß ſtuͤck Geld mit mir davon getragen; davon wurde mir mein Gemuͤth gantz unruhig/ alſo daß ich gewolt/ er haͤtte das ſeinig behalten; ich machte allerhand Gedancken/ worzu ich ſolches Geld anle- gen und gebrauchen wolte/ bald gedachte ichs wieder zuruck zutragen/ und bald vermeinte ich wider eine Haußhaltung damit anzuſtellen/ oder mir jrgent ein Pfrundt zukauffen; aber endlich beſchloſſe ich/ durch ſolche Mittel Jeruſalem zubeſchauen/ welche Raiß ohne Geld nicht zuvollbringen. Demnach begab ich mich den geraden Weg auff Loreten und von dannen nach Rom; als ich mich daſelbſt ein zeitlang auff gehalten/ meine Andacht verꝛichtet und Kundſchafft zu etlichen Pilgern ge- macht hatte/ die auch geſinnet waren/ das het- tig Land zu beſchauen/ gieng ich mit einem Geneſer auß ihnen in ſein Vatterland; daſelbſt ſahen wir ſich nach Gelegenheit umb/ uͤber das mittellaͤndiſche Meer zu kommen; traffen auch auff geringe Nach- frag gleich eingeladen Schiff an/ welches fertig ſtunde mit Kauffmans Guͤttern nach Alexandriam zu fahren/ und nur auff gute Wind wartete _ ein wunderlichs: ja goͤttlichs Ding iſt umbs Geld bey den Weltmenſchen? der Patron oder Schiffherꝛ hette mich meines ellenden auffzugs halber nit ange- nommen/ wann ich gleich eine guͤldene Andacht: und hingegen nur pleyern Geld gehabt hette/ dann da er mich das erſte mal ſahe und hoͤrete/ ſchlug er mein Begehren rund ab; ſo bald ich ihm aber eine Hand-

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/108>, abgerufen am 24.11.2024.