Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

'Ja, das sind sie auch,' sagte der Wirth, 'sie sind nicht recht klug.' So blieben sie eine Zeit lang in dem Wirthshaus und sprachen kein ander Wort als 'wir alle drei, ums Geld, und das war Recht.' Sie sahen aber, und wußten alles was darin vorgieng. Es trug sich zu, daß ein großer Kaufmann kam mit vielem Geld, der sprach 'Herr Wirth, heb er mir mein Geld auf, da sind die drei närrischen Handwerksbursche, die möchten mirs stehlen.' Das that der Wirth. Wie er den Mantelsack in seine Stube trug, fühlte er daß er schwer von Gold war. Darauf gab er den drei Handwerkern unten ein Lager, der Kaufmann aber kam oben hin in eine besondere Stube. Als Mitternacht war und der Wirth dachte sie schliefen alle, kam er mit seiner Frau, und sie hatten eine Holzaxt und schlugen den reichen Kaufmann todt; nach vollbrachtem Mord legten sie sich wieder schlafen. Wies nun Tag war, gabs großen Lärm, der Kaufmann lag todt im Bett und schwamm in seinem Blut. Da liefen alle Gäste zusammen, der Wirth aber sprach 'das haben die drei tollen Handwerker gethan.' Die Gäste bestätigten es, und sagten 'niemand anders kanns gewesen sein.' Der Wirth aber ließ sie rufen und sagte zu ihnen 'habt ihr den Kaufmann getödtet?' 'Wir alle drei' sagte der erste, 'ums Geld' der zweite 'und das war Recht' der dritte. 'Da hört ihrs nun,' sprach der Wirth, 'sie gestehens selber.' Sie wurden also ins Gefängnis gebracht und sollten gerichtet werden. Wie sie nun sahen daß es so ernsthaft gieng, ward ihnen doch angst, aber Nachts kam der Teufel und sprach 'haltet nur noch einen Tag aus, und verscherzt euer Glück nicht, es soll euch kein Haar gekrümmt werden.' Am andern

‘Ja, das sind sie auch,’ sagte der Wirth, ‘sie sind nicht recht klug.’ So blieben sie eine Zeit lang in dem Wirthshaus und sprachen kein ander Wort als ‘wir alle drei, ums Geld, und das war Recht.’ Sie sahen aber, und wußten alles was darin vorgieng. Es trug sich zu, daß ein großer Kaufmann kam mit vielem Geld, der sprach ‘Herr Wirth, heb er mir mein Geld auf, da sind die drei närrischen Handwerksbursche, die möchten mirs stehlen.’ Das that der Wirth. Wie er den Mantelsack in seine Stube trug, fühlte er daß er schwer von Gold war. Darauf gab er den drei Handwerkern unten ein Lager, der Kaufmann aber kam oben hin in eine besondere Stube. Als Mitternacht war und der Wirth dachte sie schliefen alle, kam er mit seiner Frau, und sie hatten eine Holzaxt und schlugen den reichen Kaufmann todt; nach vollbrachtem Mord legten sie sich wieder schlafen. Wies nun Tag war, gabs großen Lärm, der Kaufmann lag todt im Bett und schwamm in seinem Blut. Da liefen alle Gäste zusammen, der Wirth aber sprach ‘das haben die drei tollen Handwerker gethan.’ Die Gäste bestätigten es, und sagten ‘niemand anders kanns gewesen sein.’ Der Wirth aber ließ sie rufen und sagte zu ihnen ‘habt ihr den Kaufmann getödtet?’ ‘Wir alle drei’ sagte der erste, ‘ums Geld’ der zweite ‘und das war Recht’ der dritte. ‘Da hört ihrs nun,’ sprach der Wirth, ‘sie gestehens selber.’ Sie wurden also ins Gefängnis gebracht und sollten gerichtet werden. Wie sie nun sahen daß es so ernsthaft gieng, ward ihnen doch angst, aber Nachts kam der Teufel und sprach ‘haltet nur noch einen Tag aus, und verscherzt euer Glück nicht, es soll euch kein Haar gekrümmt werden.’ Am andern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0205" n="193"/>
&#x2018;Ja, das sind sie auch,&#x2019; sagte der Wirth, &#x2018;sie sind nicht recht klug.&#x2019; So blieben sie eine Zeit lang in dem Wirthshaus und sprachen kein ander Wort als &#x2018;wir alle drei, ums Geld, und das war Recht.&#x2019; Sie sahen aber, und wußten alles was darin vorgieng. Es trug sich zu, daß ein großer Kaufmann kam mit vielem Geld, der sprach &#x2018;Herr Wirth, heb er mir mein Geld auf, da sind die drei närrischen Handwerksbursche, die möchten mirs stehlen.&#x2019; Das that der Wirth. Wie er den Mantelsack in seine Stube trug, fühlte er daß er schwer von Gold war. Darauf gab er den drei Handwerkern unten ein Lager, der Kaufmann aber kam oben hin in eine besondere Stube. Als Mitternacht war und der Wirth dachte sie schliefen alle, kam er mit seiner Frau, und sie hatten eine Holzaxt und schlugen den reichen Kaufmann todt; nach vollbrachtem Mord legten sie sich wieder schlafen. Wies nun Tag war, gabs großen Lärm, der Kaufmann lag todt im Bett und schwamm in seinem Blut. Da liefen alle Gäste zusammen, der Wirth aber sprach &#x2018;das haben die drei tollen Handwerker gethan.&#x2019; Die Gäste bestätigten es, und sagten &#x2018;niemand anders kanns gewesen sein.&#x2019; Der Wirth aber ließ sie rufen und sagte zu ihnen &#x2018;habt ihr den Kaufmann getödtet?&#x2019; &#x2018;Wir alle drei&#x2019; sagte der erste, &#x2018;ums Geld&#x2019; der zweite &#x2018;und das war Recht&#x2019; der dritte. &#x2018;Da hört ihrs nun,&#x2019; sprach der Wirth, &#x2018;sie gestehens selber.&#x2019; Sie wurden also ins Gefängnis gebracht und sollten gerichtet werden. Wie sie nun sahen daß es so ernsthaft gieng, ward ihnen doch angst, aber Nachts kam der Teufel und sprach &#x2018;haltet nur noch einen Tag aus, und verscherzt euer Glück nicht, es soll euch kein Haar gekrümmt werden.&#x2019; Am andern
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0205] ‘Ja, das sind sie auch,’ sagte der Wirth, ‘sie sind nicht recht klug.’ So blieben sie eine Zeit lang in dem Wirthshaus und sprachen kein ander Wort als ‘wir alle drei, ums Geld, und das war Recht.’ Sie sahen aber, und wußten alles was darin vorgieng. Es trug sich zu, daß ein großer Kaufmann kam mit vielem Geld, der sprach ‘Herr Wirth, heb er mir mein Geld auf, da sind die drei närrischen Handwerksbursche, die möchten mirs stehlen.’ Das that der Wirth. Wie er den Mantelsack in seine Stube trug, fühlte er daß er schwer von Gold war. Darauf gab er den drei Handwerkern unten ein Lager, der Kaufmann aber kam oben hin in eine besondere Stube. Als Mitternacht war und der Wirth dachte sie schliefen alle, kam er mit seiner Frau, und sie hatten eine Holzaxt und schlugen den reichen Kaufmann todt; nach vollbrachtem Mord legten sie sich wieder schlafen. Wies nun Tag war, gabs großen Lärm, der Kaufmann lag todt im Bett und schwamm in seinem Blut. Da liefen alle Gäste zusammen, der Wirth aber sprach ‘das haben die drei tollen Handwerker gethan.’ Die Gäste bestätigten es, und sagten ‘niemand anders kanns gewesen sein.’ Der Wirth aber ließ sie rufen und sagte zu ihnen ‘habt ihr den Kaufmann getödtet?’ ‘Wir alle drei’ sagte der erste, ‘ums Geld’ der zweite ‘und das war Recht’ der dritte. ‘Da hört ihrs nun,’ sprach der Wirth, ‘sie gestehens selber.’ Sie wurden also ins Gefängnis gebracht und sollten gerichtet werden. Wie sie nun sahen daß es so ernsthaft gieng, ward ihnen doch angst, aber Nachts kam der Teufel und sprach ‘haltet nur noch einen Tag aus, und verscherzt euer Glück nicht, es soll euch kein Haar gekrümmt werden.’ Am andern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-03T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850/205
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850/205>, abgerufen am 22.11.2024.