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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850.

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keinen Theil an euch.' Der andere aber hatte nach seinen Füßen gesehen, und als er da einen Pferdefuß und einen Menschenfuß erblickte, wollte er sich nicht mit ihm einlassen. Der Teufel aber sprach 'gebt euch zufrieden, es ist nicht auf euch abgesehen, sondern auf eines anderen Seele, der schon halb mein ist, und dessen Maaß nur voll laufen soll.' Weil sie nun sicher waren, willigten sie ein, und der Teufel sagte ihnen was er verlangte, der erste sollte auf jede Frage antworten 'wir alle drei,' der zweite 'ums Geld,' der dritte 'und das war Recht.' Das sollten sie immer hinter einander sagen, weiter aber dürften sie kein Wort sprechen, und überträten sie das Gebot, so wäre gleich alles Geld verschwunden: so lange sie es aber befolgten, sollten ihre Taschen immer voll sein. Zum Anfang gab er ihnen auch gleich so viel als sie tragen konnten, und hieß sie in die Stadt in das und das Wirthshaus gehen. Sie giengen hinein, der Wirth kam ihnen entgegen und fragte 'wollt ihr etwas zu essen?' Der erste antwortete 'wir alle drei.' 'Ja,' sagte der Wirth, 'das mein ich auch.' Der zweite 'ums Geld.' 'Das versteht sich' sagte der Wirth. Der dritte 'und das war Recht.' 'Ja wohl wars Recht' sagte der Wirth. Es ward ihnen nun gut Essen und Trinken gebracht, und wohl aufgewartet. Nach dem Essen mußte die Bezahlung geschehen, da hielt der Wirth dem einen die Rechnung hin, der sprach 'wir alle drei,' der zweite 'ums Geld,' der dritte 'und das war Recht.' 'Freilich ists Recht,' sagte der Wirth, 'alle drei bezahlen, und ohne Geld kann ich nichts geben.' Sie bezahlten aber noch mehr als er gefordert hatte. Die Gäste sahen das mit an und sprachen 'die Leute müssen toll sein.'

keinen Theil an euch.’ Der andere aber hatte nach seinen Füßen gesehen, und als er da einen Pferdefuß und einen Menschenfuß erblickte, wollte er sich nicht mit ihm einlassen. Der Teufel aber sprach ‘gebt euch zufrieden, es ist nicht auf euch abgesehen, sondern auf eines anderen Seele, der schon halb mein ist, und dessen Maaß nur voll laufen soll.’ Weil sie nun sicher waren, willigten sie ein, und der Teufel sagte ihnen was er verlangte, der erste sollte auf jede Frage antworten ‘wir alle drei,’ der zweite ‘ums Geld,’ der dritte ‘und das war Recht.’ Das sollten sie immer hinter einander sagen, weiter aber dürften sie kein Wort sprechen, und überträten sie das Gebot, so wäre gleich alles Geld verschwunden: so lange sie es aber befolgten, sollten ihre Taschen immer voll sein. Zum Anfang gab er ihnen auch gleich so viel als sie tragen konnten, und hieß sie in die Stadt in das und das Wirthshaus gehen. Sie giengen hinein, der Wirth kam ihnen entgegen und fragte ‘wollt ihr etwas zu essen?’ Der erste antwortete ‘wir alle drei.’ ‘Ja,’ sagte der Wirth, ‘das mein ich auch.’ Der zweite ‘ums Geld.’ ‘Das versteht sich’ sagte der Wirth. Der dritte ‘und das war Recht.’ ‘Ja wohl wars Recht’ sagte der Wirth. Es ward ihnen nun gut Essen und Trinken gebracht, und wohl aufgewartet. Nach dem Essen mußte die Bezahlung geschehen, da hielt der Wirth dem einen die Rechnung hin, der sprach ‘wir alle drei,’ der zweite ‘ums Geld,’ der dritte ‘und das war Recht.’ ‘Freilich ists Recht,’ sagte der Wirth, ‘alle drei bezahlen, und ohne Geld kann ich nichts geben.’ Sie bezahlten aber noch mehr als er gefordert hatte. Die Gäste sahen das mit an und sprachen ‘die Leute müssen toll sein.’

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[192/0204] keinen Theil an euch.’ Der andere aber hatte nach seinen Füßen gesehen, und als er da einen Pferdefuß und einen Menschenfuß erblickte, wollte er sich nicht mit ihm einlassen. Der Teufel aber sprach ‘gebt euch zufrieden, es ist nicht auf euch abgesehen, sondern auf eines anderen Seele, der schon halb mein ist, und dessen Maaß nur voll laufen soll.’ Weil sie nun sicher waren, willigten sie ein, und der Teufel sagte ihnen was er verlangte, der erste sollte auf jede Frage antworten ‘wir alle drei,’ der zweite ‘ums Geld,’ der dritte ‘und das war Recht.’ Das sollten sie immer hinter einander sagen, weiter aber dürften sie kein Wort sprechen, und überträten sie das Gebot, so wäre gleich alles Geld verschwunden: so lange sie es aber befolgten, sollten ihre Taschen immer voll sein. Zum Anfang gab er ihnen auch gleich so viel als sie tragen konnten, und hieß sie in die Stadt in das und das Wirthshaus gehen. Sie giengen hinein, der Wirth kam ihnen entgegen und fragte ‘wollt ihr etwas zu essen?’ Der erste antwortete ‘wir alle drei.’ ‘Ja,’ sagte der Wirth, ‘das mein ich auch.’ Der zweite ‘ums Geld.’ ‘Das versteht sich’ sagte der Wirth. Der dritte ‘und das war Recht.’ ‘Ja wohl wars Recht’ sagte der Wirth. Es ward ihnen nun gut Essen und Trinken gebracht, und wohl aufgewartet. Nach dem Essen mußte die Bezahlung geschehen, da hielt der Wirth dem einen die Rechnung hin, der sprach ‘wir alle drei,’ der zweite ‘ums Geld,’ der dritte ‘und das war Recht.’ ‘Freilich ists Recht,’ sagte der Wirth, ‘alle drei bezahlen, und ohne Geld kann ich nichts geben.’ Sie bezahlten aber noch mehr als er gefordert hatte. Die Gäste sahen das mit an und sprachen ‘die Leute müssen toll sein.’

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1850, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1850/204>, abgerufen am 28.03.2024.