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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

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im Winter, wenn die Erde hart gefroren ist, müssen sie wohl unten bleiben und können sich nicht durcharbeiten, aber jetzt, wenn die Sonne die Erde aufgethaut und erwärmt hat, da brechen sie durch, steigen herauf, suchen und stehlen: und was einmal in ihren Händen ist und in ihren Höhlen liegt, das kommt so leicht nicht wieder an des Tages Licht.' Schneeweißchen war ganz traurig über den Abschied, und riegelte ihm die Thüre auf, und als der Bär sich hinaus drängte, blieb er an dem Thürhacken hängen, und ein Stück seiner Haut riß auf, und da war es Schneeweißchen, als hätte es Gold durchschimmern gesehen: aber es war seiner Sache nicht gewiß, weil der Bär eilig fort lief und bald hinter den Bäumen verschwunden war.

Nach einiger Zeit schickte die Mutter die Kinder in den Wald Reisig zu sammeln. Da fanden sie draußen einen großen Baum, der lag gefällt auf dem Boden, und an dem Stamme sprang zwischen dem Gras etwas auf und ab, sie konnten aber nicht unterscheiden was es war. Als sie näher kamen, sahen sie einen Zwerg mit einem alten verwelkten Gesicht und einem ellenlangen schneeweißen Bart. Das Ende des Bartes war in eine Spalte des Baums eingeklemmt, und der Kleine sprang hin und her wie ein Hündchen an einem Seil, und wußte nicht wie er sich helfen sollte. Er glotzte die Mädchen mit seinen rothen feurigen Augen an, und schrie 'was steht ihr da! könnt ihr nicht herbei gehen und mir Beistand leisten?' 'Was hast du angefangen, kleines Männchen?' fragte Rosenroth. 'Dumme neugierige Gans,' antwortete der Zwerg, 'den Baum habe ich

im Winter, wenn die Erde hart gefroren ist, muͤssen sie wohl unten bleiben und koͤnnen sich nicht durcharbeiten, aber jetzt, wenn die Sonne die Erde aufgethaut und erwaͤrmt hat, da brechen sie durch, steigen herauf, suchen und stehlen: und was einmal in ihren Haͤnden ist und in ihren Hoͤhlen liegt, das kommt so leicht nicht wieder an des Tages Licht.’ Schneeweißchen war ganz traurig uͤber den Abschied, und riegelte ihm die Thuͤre auf, und als der Baͤr sich hinaus draͤngte, blieb er an dem Thuͤrhacken haͤngen, und ein Stuͤck seiner Haut riß auf, und da war es Schneeweißchen, als haͤtte es Gold durchschimmern gesehen: aber es war seiner Sache nicht gewiß, weil der Baͤr eilig fort lief und bald hinter den Baͤumen verschwunden war.

Nach einiger Zeit schickte die Mutter die Kinder in den Wald Reisig zu sammeln. Da fanden sie draußen einen großen Baum, der lag gefaͤllt auf dem Boden, und an dem Stamme sprang zwischen dem Gras etwas auf und ab, sie konnten aber nicht unterscheiden was es war. Als sie naͤher kamen, sahen sie einen Zwerg mit einem alten verwelkten Gesicht und einem ellenlangen schneeweißen Bart. Das Ende des Bartes war in eine Spalte des Baums eingeklemmt, und der Kleine sprang hin und her wie ein Huͤndchen an einem Seil, und wußte nicht wie er sich helfen sollte. Er glotzte die Maͤdchen mit seinen rothen feurigen Augen an, und schrie ‘was steht ihr da! koͤnnt ihr nicht herbei gehen und mir Beistand leisten?’ ‘Was hast du angefangen, kleines Maͤnnchen?’ fragte Rosenroth. ‘Dumme neugierige Gans,’ antwortete der Zwerg, ‘den Baum habe ich

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[324/0340] im Winter, wenn die Erde hart gefroren ist, muͤssen sie wohl unten bleiben und koͤnnen sich nicht durcharbeiten, aber jetzt, wenn die Sonne die Erde aufgethaut und erwaͤrmt hat, da brechen sie durch, steigen herauf, suchen und stehlen: und was einmal in ihren Haͤnden ist und in ihren Hoͤhlen liegt, das kommt so leicht nicht wieder an des Tages Licht.’ Schneeweißchen war ganz traurig uͤber den Abschied, und riegelte ihm die Thuͤre auf, und als der Baͤr sich hinaus draͤngte, blieb er an dem Thuͤrhacken haͤngen, und ein Stuͤck seiner Haut riß auf, und da war es Schneeweißchen, als haͤtte es Gold durchschimmern gesehen: aber es war seiner Sache nicht gewiß, weil der Baͤr eilig fort lief und bald hinter den Baͤumen verschwunden war. Nach einiger Zeit schickte die Mutter die Kinder in den Wald Reisig zu sammeln. Da fanden sie draußen einen großen Baum, der lag gefaͤllt auf dem Boden, und an dem Stamme sprang zwischen dem Gras etwas auf und ab, sie konnten aber nicht unterscheiden was es war. Als sie naͤher kamen, sahen sie einen Zwerg mit einem alten verwelkten Gesicht und einem ellenlangen schneeweißen Bart. Das Ende des Bartes war in eine Spalte des Baums eingeklemmt, und der Kleine sprang hin und her wie ein Huͤndchen an einem Seil, und wußte nicht wie er sich helfen sollte. Er glotzte die Maͤdchen mit seinen rothen feurigen Augen an, und schrie ‘was steht ihr da! koͤnnt ihr nicht herbei gehen und mir Beistand leisten?’ ‘Was hast du angefangen, kleines Maͤnnchen?’ fragte Rosenroth. ‘Dumme neugierige Gans,’ antwortete der Zwerg, ‘den Baum habe ich

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/340>, abgerufen am 23.11.2024.