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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

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mir spalten wollen, um kleines Holz in der Küche zu haben; bei den dicken Klötzen verbrennt gleich das Bischen Speise, das unser einer braucht, der nicht so viel hinunter schlingt als ihr, grobes Volk. Jch hatte einen Keil hinein getrieben, und es wäre alles nach Wunsch gegangen, aber das verwünschte Holz war zu glatt, und sprang unversehens heraus, und der Baum fuhr so geschwind zusammen, daß ich meinen schönen weißen Bart nicht mehr herausziehen konnte; nun steckt er drinn, und ich kann nicht fort. Da lachen die albernen glatten Milchgesichter! pfui, was seyd ihr garstig!' Die Kinder gaben sich alle Mühe, aber sie konnten den Bart nicht heraus ziehen, er steckte zu fest. 'Jch will laufen, und Leute herbei holen' sagte Rosenroth. 'Wahnsinnige Schafsköpfe,' schnarrte der Zwerg, 'wer wird gleich Leute herbeirufen, ihr seyd mir schon um zwei zu viel; fällt euch nicht besseres ein?' 'Sey nur nicht ungeduldig,' sagte Schneeweißchen, 'ich will schon Rath schaffen,' und holte sein Scheerchen aus der Tasche, und schnitt das Ende des Bartes ab. Sobald der Zwerg sich frei fühlte, griff er nach einem Sack, der zwischen den Wurzeln des Baums steckte, und mit Gold gefüllt war, hob ihn heraus, und brummte vor sich hin 'ungehobeltes Volk, schneidet mir ein Stück von meinem stolzen Barte ab! lohns euch der Guckguck!' damit schwang er seinen Sack auf den Rücken, und gieng fort ohne die Kinder nur noch einmal anzusehen.

Einige Zeit danach wollten Schneeweißchen und Rosenroth ein Gericht Fische angeln. Als sie auf den Bach zu giengen,

mir spalten wollen, um kleines Holz in der Kuͤche zu haben; bei den dicken Kloͤtzen verbrennt gleich das Bischen Speise, das unser einer braucht, der nicht so viel hinunter schlingt als ihr, grobes Volk. Jch hatte einen Keil hinein getrieben, und es waͤre alles nach Wunsch gegangen, aber das verwuͤnschte Holz war zu glatt, und sprang unversehens heraus, und der Baum fuhr so geschwind zusammen, daß ich meinen schoͤnen weißen Bart nicht mehr herausziehen konnte; nun steckt er drinn, und ich kann nicht fort. Da lachen die albernen glatten Milchgesichter! pfui, was seyd ihr garstig!’ Die Kinder gaben sich alle Muͤhe, aber sie konnten den Bart nicht heraus ziehen, er steckte zu fest. ‘Jch will laufen, und Leute herbei holen’ sagte Rosenroth. ‘Wahnsinnige Schafskoͤpfe,’ schnarrte der Zwerg, ‘wer wird gleich Leute herbeirufen, ihr seyd mir schon um zwei zu viel; faͤllt euch nicht besseres ein?’ ‘Sey nur nicht ungeduldig,’ sagte Schneeweißchen, ‘ich will schon Rath schaffen,’ und holte sein Scheerchen aus der Tasche, und schnitt das Ende des Bartes ab. Sobald der Zwerg sich frei fuͤhlte, griff er nach einem Sack, der zwischen den Wurzeln des Baums steckte, und mit Gold gefuͤllt war, hob ihn heraus, und brummte vor sich hin ‘ungehobeltes Volk, schneidet mir ein Stuͤck von meinem stolzen Barte ab! lohns euch der Guckguck!’ damit schwang er seinen Sack auf den Ruͤcken, und gieng fort ohne die Kinder nur noch einmal anzusehen.

Einige Zeit danach wollten Schneeweißchen und Rosenroth ein Gericht Fische angeln. Als sie auf den Bach zu giengen,

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[325/0341] mir spalten wollen, um kleines Holz in der Kuͤche zu haben; bei den dicken Kloͤtzen verbrennt gleich das Bischen Speise, das unser einer braucht, der nicht so viel hinunter schlingt als ihr, grobes Volk. Jch hatte einen Keil hinein getrieben, und es waͤre alles nach Wunsch gegangen, aber das verwuͤnschte Holz war zu glatt, und sprang unversehens heraus, und der Baum fuhr so geschwind zusammen, daß ich meinen schoͤnen weißen Bart nicht mehr herausziehen konnte; nun steckt er drinn, und ich kann nicht fort. Da lachen die albernen glatten Milchgesichter! pfui, was seyd ihr garstig!’ Die Kinder gaben sich alle Muͤhe, aber sie konnten den Bart nicht heraus ziehen, er steckte zu fest. ‘Jch will laufen, und Leute herbei holen’ sagte Rosenroth. ‘Wahnsinnige Schafskoͤpfe,’ schnarrte der Zwerg, ‘wer wird gleich Leute herbeirufen, ihr seyd mir schon um zwei zu viel; faͤllt euch nicht besseres ein?’ ‘Sey nur nicht ungeduldig,’ sagte Schneeweißchen, ‘ich will schon Rath schaffen,’ und holte sein Scheerchen aus der Tasche, und schnitt das Ende des Bartes ab. Sobald der Zwerg sich frei fuͤhlte, griff er nach einem Sack, der zwischen den Wurzeln des Baums steckte, und mit Gold gefuͤllt war, hob ihn heraus, und brummte vor sich hin ‘ungehobeltes Volk, schneidet mir ein Stuͤck von meinem stolzen Barte ab! lohns euch der Guckguck!’ damit schwang er seinen Sack auf den Ruͤcken, und gieng fort ohne die Kinder nur noch einmal anzusehen. Einige Zeit danach wollten Schneeweißchen und Rosenroth ein Gericht Fische angeln. Als sie auf den Bach zu giengen,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/341>, abgerufen am 10.06.2024.