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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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Lichts ihn anrühre, so würd' er in eine Taube verwandelt und müßte sieben Jahre lang mit den Tauben fliegen. Sie ließ ihm aber keine Ruh', und sagte, sie wollt' ihn schon hüten und bewahren vor allem Licht. Also zogen sie zusammen und nahmen auch ihr kleines Kind mit. Sie aber ließ dort einen Saal mauern, so stark und dick, daß kein Strahl durchdrang, darin sollt' er sitzen, wenn die Hochzeitslichter angesteckt würden. Die Thür aber war von frischem Holz gemacht, das sprang und bekam einen kleinen Ritz, den kein Mensch bemerkte. Nun ward die Hochzeit mit Pracht gefeiert, wie aber der Zug aus der Kirche zurückkam mit den vielen Fackeln und Lichtern an dem Saal vorbei, da fiel ein dünner, dünner Strahl auf den Königssohn, und wie dieser ihn berührt hatte, in dem Augenblick war er auch verwandelt, und als sie hinein kam und ihn suchte, sah sie ihn nicht, aber eine weiße Taube saß da, die sprach zu ihr: "sieben Jahr muß ich nun in die Welt fortfliegen, alle sieben Schritte aber will ich einen rothen Blutstropfen und eine weiße Feder fallen lassen, die sollen dir den Weg zeigen, und wenn du mir da nachfolgst, kannst du mich erlösen."

Da flog die Taube zur Thür hinaus und sie folgte ihr nach und alle sieben Schritte fiel ein rothes Blutströpfchen und ein weißes Federchen herab und zeigte ihr den Weg. So ging sie immer zu in die weite Welt hinein und schaute nicht um sich und ruhte sich nicht, und waren fast die sieben Jahre herum; da freute sie sich und meinte, sie wären bald erlöst und war noch so weit davon. Einmal, als sie so fortging, fiel kein Federchen mehr

Lichts ihn anruͤhre, so wuͤrd’ er in eine Taube verwandelt und muͤßte sieben Jahre lang mit den Tauben fliegen. Sie ließ ihm aber keine Ruh’, und sagte, sie wollt’ ihn schon huͤten und bewahren vor allem Licht. Also zogen sie zusammen und nahmen auch ihr kleines Kind mit. Sie aber ließ dort einen Saal mauern, so stark und dick, daß kein Strahl durchdrang, darin sollt’ er sitzen, wenn die Hochzeitslichter angesteckt wuͤrden. Die Thuͤr aber war von frischem Holz gemacht, das sprang und bekam einen kleinen Ritz, den kein Mensch bemerkte. Nun ward die Hochzeit mit Pracht gefeiert, wie aber der Zug aus der Kirche zuruͤckkam mit den vielen Fackeln und Lichtern an dem Saal vorbei, da fiel ein duͤnner, duͤnner Strahl auf den Koͤnigssohn, und wie dieser ihn beruͤhrt hatte, in dem Augenblick war er auch verwandelt, und als sie hinein kam und ihn suchte, sah sie ihn nicht, aber eine weiße Taube saß da, die sprach zu ihr: „sieben Jahr muß ich nun in die Welt fortfliegen, alle sieben Schritte aber will ich einen rothen Blutstropfen und eine weiße Feder fallen lassen, die sollen dir den Weg zeigen, und wenn du mir da nachfolgst, kannst du mich erloͤsen.“

Da flog die Taube zur Thuͤr hinaus und sie folgte ihr nach und alle sieben Schritte fiel ein rothes Blutstroͤpfchen und ein weißes Federchen herab und zeigte ihr den Weg. So ging sie immer zu in die weite Welt hinein und schaute nicht um sich und ruhte sich nicht, und waren fast die sieben Jahre herum; da freute sie sich und meinte, sie waͤren bald erloͤst und war noch so weit davon. Einmal, als sie so fortging, fiel kein Federchen mehr

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[9/0087] Lichts ihn anruͤhre, so wuͤrd’ er in eine Taube verwandelt und muͤßte sieben Jahre lang mit den Tauben fliegen. Sie ließ ihm aber keine Ruh’, und sagte, sie wollt’ ihn schon huͤten und bewahren vor allem Licht. Also zogen sie zusammen und nahmen auch ihr kleines Kind mit. Sie aber ließ dort einen Saal mauern, so stark und dick, daß kein Strahl durchdrang, darin sollt’ er sitzen, wenn die Hochzeitslichter angesteckt wuͤrden. Die Thuͤr aber war von frischem Holz gemacht, das sprang und bekam einen kleinen Ritz, den kein Mensch bemerkte. Nun ward die Hochzeit mit Pracht gefeiert, wie aber der Zug aus der Kirche zuruͤckkam mit den vielen Fackeln und Lichtern an dem Saal vorbei, da fiel ein duͤnner, duͤnner Strahl auf den Koͤnigssohn, und wie dieser ihn beruͤhrt hatte, in dem Augenblick war er auch verwandelt, und als sie hinein kam und ihn suchte, sah sie ihn nicht, aber eine weiße Taube saß da, die sprach zu ihr: „sieben Jahr muß ich nun in die Welt fortfliegen, alle sieben Schritte aber will ich einen rothen Blutstropfen und eine weiße Feder fallen lassen, die sollen dir den Weg zeigen, und wenn du mir da nachfolgst, kannst du mich erloͤsen.“ Da flog die Taube zur Thuͤr hinaus und sie folgte ihr nach und alle sieben Schritte fiel ein rothes Blutstroͤpfchen und ein weißes Federchen herab und zeigte ihr den Weg. So ging sie immer zu in die weite Welt hinein und schaute nicht um sich und ruhte sich nicht, und waren fast die sieben Jahre herum; da freute sie sich und meinte, sie waͤren bald erloͤst und war noch so weit davon. Einmal, als sie so fortging, fiel kein Federchen mehr

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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/87>, abgerufen am 23.11.2024.