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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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zugegangen war und bat sie, nicht hin zu gehen, es möcht' auch kommen was wollte. Sie aber tröstete ihn und sprach: "liebster Vater, weil ihr's versprochen habt, muß es auch gehalten werden, ich will hingehen und den Löwen schon besänftigen, daß ich wieder gesund zu euch heim komme." Am andern Morgen ließ sie sich den Weg zeigen, nahm Abschied und ging getrost in den Wald hinein. Der Löwe aber war ein verzauberter Königssohn und bei Tag ein Löwe und mit ihm wurden alle seine Leute zu Löwen, in der Nacht aber hatten sie ihre natürliche Gestalt wieder. Als sie nun ankam, that er gar freundlich und ward Hochzeit gehalten und in der Nacht war er ein schöner Mann, und da wachten sie in der Nacht und schliefen am Tag und lebten eine lange Zeit vergnügt mit einander. Einmal kam er und sagte: "morgen ist ein Fest in deines Vaters Haus, weil deine älteste Schwester sich verheirathet und wenn du Lust hast hinzugehen, sollen dich meine Löwen hinführen." Da sagte sie ja, sie möchte gern ihren Vater wiedersehen, und fuhr hin und wurde von den Löwen begleitet; da war große Freude, als sie ankam, denn sie hatten alle geglaubt, sie wäre schon lange todt, und von den Löwen zerrissen worden. Sie erzählte aber, wie gut es ihr ging und blieb bei ihnen, so lang die Hochzeit dauerte, dann fuhr sie wieder zurück in den Wald. Wie die zweite Tochter heirathete und sie wieder zur Hochzeit eingeladen war, sprach sie zum Löwen: "diesmal will ich nicht allein seyn, du mußt mitgehen." Der Löwe aber wollte nicht und sagte, das wäre zu gefährlich für ihn, denn wenn dort ein Strahl eines brennenden

zugegangen war und bat sie, nicht hin zu gehen, es moͤcht’ auch kommen was wollte. Sie aber troͤstete ihn und sprach: „liebster Vater, weil ihr’s versprochen habt, muß es auch gehalten werden, ich will hingehen und den Loͤwen schon besaͤnftigen, daß ich wieder gesund zu euch heim komme.“ Am andern Morgen ließ sie sich den Weg zeigen, nahm Abschied und ging getrost in den Wald hinein. Der Loͤwe aber war ein verzauberter Koͤnigssohn und bei Tag ein Loͤwe und mit ihm wurden alle seine Leute zu Loͤwen, in der Nacht aber hatten sie ihre natuͤrliche Gestalt wieder. Als sie nun ankam, that er gar freundlich und ward Hochzeit gehalten und in der Nacht war er ein schoͤner Mann, und da wachten sie in der Nacht und schliefen am Tag und lebten eine lange Zeit vergnuͤgt mit einander. Einmal kam er und sagte: „morgen ist ein Fest in deines Vaters Haus, weil deine aͤlteste Schwester sich verheirathet und wenn du Lust hast hinzugehen, sollen dich meine Loͤwen hinfuͤhren.“ Da sagte sie ja, sie moͤchte gern ihren Vater wiedersehen, und fuhr hin und wurde von den Loͤwen begleitet; da war große Freude, als sie ankam, denn sie hatten alle geglaubt, sie waͤre schon lange todt, und von den Loͤwen zerrissen worden. Sie erzaͤhlte aber, wie gut es ihr ging und blieb bei ihnen, so lang die Hochzeit dauerte, dann fuhr sie wieder zuruͤck in den Wald. Wie die zweite Tochter heirathete und sie wieder zur Hochzeit eingeladen war, sprach sie zum Loͤwen: „diesmal will ich nicht allein seyn, du mußt mitgehen.“ Der Loͤwe aber wollte nicht und sagte, das waͤre zu gefaͤhrlich fuͤr ihn, denn wenn dort ein Strahl eines brennenden

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[8/0086] zugegangen war und bat sie, nicht hin zu gehen, es moͤcht’ auch kommen was wollte. Sie aber troͤstete ihn und sprach: „liebster Vater, weil ihr’s versprochen habt, muß es auch gehalten werden, ich will hingehen und den Loͤwen schon besaͤnftigen, daß ich wieder gesund zu euch heim komme.“ Am andern Morgen ließ sie sich den Weg zeigen, nahm Abschied und ging getrost in den Wald hinein. Der Loͤwe aber war ein verzauberter Koͤnigssohn und bei Tag ein Loͤwe und mit ihm wurden alle seine Leute zu Loͤwen, in der Nacht aber hatten sie ihre natuͤrliche Gestalt wieder. Als sie nun ankam, that er gar freundlich und ward Hochzeit gehalten und in der Nacht war er ein schoͤner Mann, und da wachten sie in der Nacht und schliefen am Tag und lebten eine lange Zeit vergnuͤgt mit einander. Einmal kam er und sagte: „morgen ist ein Fest in deines Vaters Haus, weil deine aͤlteste Schwester sich verheirathet und wenn du Lust hast hinzugehen, sollen dich meine Loͤwen hinfuͤhren.“ Da sagte sie ja, sie moͤchte gern ihren Vater wiedersehen, und fuhr hin und wurde von den Loͤwen begleitet; da war große Freude, als sie ankam, denn sie hatten alle geglaubt, sie waͤre schon lange todt, und von den Loͤwen zerrissen worden. Sie erzaͤhlte aber, wie gut es ihr ging und blieb bei ihnen, so lang die Hochzeit dauerte, dann fuhr sie wieder zuruͤck in den Wald. Wie die zweite Tochter heirathete und sie wieder zur Hochzeit eingeladen war, sprach sie zum Loͤwen: „diesmal will ich nicht allein seyn, du mußt mitgehen.“ Der Loͤwe aber wollte nicht und sagte, das waͤre zu gefaͤhrlich fuͤr ihn, denn wenn dort ein Strahl eines brennenden

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/86>, abgerufen am 24.11.2024.