hernieder vor großem Durst und legte sich über das fließende Wasser, weinte und sprach: "ach Gott!" und die Blutstropfen antworteten wie- derum: "wenn das deine Mutter wüßte, das Herz im Leibe thät ihr zerspringen!" Und wie sie so trank und sich recht überlehnte, fiel ihr das Läppchen, worin die drei Tropfen waren, aus dem Busen, und floß mit dem Wasser fort, ohne daß sie es in ihrer großen Angst merkte. Die Kammerfrau hatte aber zugesehen und freute sich, daß sie Macht über die Braut bekäme, denn damit, daß diese die Blutstropfen verloren hatte, war sie schwach geworden. Als sie nun wieder auf ihr Pferd steigen wollte, das da hieß Falada, sagte die Kammerfrau: "auf Falada gehör' ich und auf meinen Gaul gehörst du" und das mußte sie sich gefallen lassen, außerdem hieß sie die Kammerfrau auch noch die königlichen Kleider ausziehen und ihre schlechten anlegen, und endlich mußte sie sich unter freiem Himmel verschwören, daß sie am königlichen Hof keinem Menschen nichts davon sprechen wollte, und wenn sie diesen Eid nicht abgelegt hätte, wäre sie auf der Stelle umgebracht worden. Aber Falada sah das alles an und nahm's wohl in Acht.
Die Kammerfrau stieg nun auf Falada und die wahre Braut auf das schlechte Roß, und so zogen sie weiter, bis sie endlich in dem königlichen Schloß eintrafen, da war große Freude über ihre
hernieder vor großem Durſt und legte ſich uͤber das fließende Waſſer, weinte und ſprach: „ach Gott!“ und die Blutstropfen antworteten wie- derum: „wenn das deine Mutter wuͤßte, das Herz im Leibe thaͤt ihr zerſpringen!“ Und wie ſie ſo trank und ſich recht uͤberlehnte, fiel ihr das Laͤppchen, worin die drei Tropfen waren, aus dem Buſen, und floß mit dem Waſſer fort, ohne daß ſie es in ihrer großen Angſt merkte. Die Kammerfrau hatte aber zugeſehen und freute ſich, daß ſie Macht uͤber die Braut bekaͤme, denn damit, daß dieſe die Blutstropfen verloren hatte, war ſie ſchwach geworden. Als ſie nun wieder auf ihr Pferd ſteigen wollte, das da hieß Falada, ſagte die Kammerfrau: „auf Falada gehoͤr’ ich und auf meinen Gaul gehoͤrſt du“ und das mußte ſie ſich gefallen laſſen, außerdem hieß ſie die Kammerfrau auch noch die koͤniglichen Kleider ausziehen und ihre ſchlechten anlegen, und endlich mußte ſie ſich unter freiem Himmel verſchwoͤren, daß ſie am koͤniglichen Hof keinem Menſchen nichts davon ſprechen wollte, und wenn ſie dieſen Eid nicht abgelegt haͤtte, waͤre ſie auf der Stelle umgebracht worden. Aber Falada ſah das alles an und nahm’s wohl in Acht.
Die Kammerfrau ſtieg nun auf Falada und die wahre Braut auf das ſchlechte Roß, und ſo zogen ſie weiter, bis ſie endlich in dem koͤniglichen Schloß eintrafen, da war große Freude uͤber ihre
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hernieder vor großem Durſt und legte ſich uͤber
das fließende Waſſer, weinte und ſprach: „ach
Gott!“ und die Blutstropfen antworteten wie-
derum: „wenn das deine Mutter wuͤßte, das
Herz im Leibe thaͤt ihr zerſpringen!“ Und wie
ſie ſo trank und ſich recht uͤberlehnte, fiel ihr das
Laͤppchen, worin die drei Tropfen waren, aus
dem Buſen, und floß mit dem Waſſer fort, ohne
daß ſie es in ihrer großen Angſt merkte. Die
Kammerfrau hatte aber zugeſehen und freute
ſich, daß ſie Macht uͤber die Braut bekaͤme, denn
damit, daß dieſe die Blutstropfen verloren hatte,
war ſie ſchwach geworden. Als ſie nun wieder
auf ihr Pferd ſteigen wollte, das da hieß Falada,
ſagte die Kammerfrau: „auf Falada gehoͤr’ ich
und auf meinen Gaul gehoͤrſt du“ und das mußte
ſie ſich gefallen laſſen, außerdem hieß ſie die
Kammerfrau auch noch die koͤniglichen Kleider
ausziehen und ihre ſchlechten anlegen, und endlich
mußte ſie ſich unter freiem Himmel verſchwoͤren,
daß ſie am koͤniglichen Hof keinem Menſchen
nichts davon ſprechen wollte, und wenn ſie dieſen
Eid nicht abgelegt haͤtte, waͤre ſie auf der Stelle
umgebracht worden. Aber Falada ſah das alles
an und nahm’s wohl in Acht.
Die Kammerfrau ſtieg nun auf Falada und
die wahre Braut auf das ſchlechte Roß, und ſo
zogen ſie weiter, bis ſie endlich in dem koͤniglichen
Schloß eintrafen, da war große Freude uͤber ihre
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/39>, abgerufen am 05.10.2024.
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