und fragte, ob sie nicht feil wären? "Nicht für Geld und Gut, aber für Fleisch und Blut; laßt mich noch eine Nacht in der Kammer schlafen, wo der Prinz schläft." Die Braut sagte ja und wollte sie betrügen, wie am vorigen Abend, als aber der Prinz zu Bett ging, fragte er seinen Kammerdiener, was das Murmeln und Rauschen in der Nacht gewesen sey. Da erzählte der Kam- merdiener alles, daß er ihm einen Schlaftrunk hätte geben müssen, weil ein armes Mädchen heimlich in der Kammer geschlafen hätte, und heute Nacht solle er ihm wieder einen geben. Sagte der Prinz: "gieße den Trank neben das Bett aus," und zur Nacht wurde sie wieder hereingeführt, und als sie anfing wieder zu erzählen, wie es ihr traurig ergangen wär', da erkannt' er gleich an der Stimme seine liebe Ge- mahlin, sprang auf und sprach: so bin ich erst recht erlöst, mir ist gewesen, wie in einem Traum, denn die Prinzessin hat mich bezaubert, daß ich dich vergessen mußte, aber Gott hat mir noch zu rechter Stunde geholfen." Da gingen sie beide in der Nacht heimlich aus dem Schloß, denn sie fürchteten sich vor dem Vater der Prinzessin, der ein Zauberer war, und setzten sich auf den Vogel Greif, der trug sie über das rothe Meer, und als sie in der Mitte waren, ließ sie die Nuß fallen. Alsbald wuchs ein großer Nußbaum, darauf ruhte sich der Vogel und dann führte er sie nach
und fragte, ob ſie nicht feil waͤren? „Nicht fuͤr Geld und Gut, aber fuͤr Fleiſch und Blut; laßt mich noch eine Nacht in der Kammer ſchlafen, wo der Prinz ſchlaͤft.“ Die Braut ſagte ja und wollte ſie betruͤgen, wie am vorigen Abend, als aber der Prinz zu Bett ging, fragte er ſeinen Kammerdiener, was das Murmeln und Rauſchen in der Nacht geweſen ſey. Da erzaͤhlte der Kam- merdiener alles, daß er ihm einen Schlaftrunk haͤtte geben muͤſſen, weil ein armes Maͤdchen heimlich in der Kammer geſchlafen haͤtte, und heute Nacht ſolle er ihm wieder einen geben. Sagte der Prinz: „gieße den Trank neben das Bett aus,“ und zur Nacht wurde ſie wieder hereingefuͤhrt, und als ſie anfing wieder zu erzaͤhlen, wie es ihr traurig ergangen waͤr’, da erkannt’ er gleich an der Stimme ſeine liebe Ge- mahlin, ſprang auf und ſprach: ſo bin ich erſt recht erloͤſt, mir iſt geweſen, wie in einem Traum, denn die Prinzeſſin hat mich bezaubert, daß ich dich vergeſſen mußte, aber Gott hat mir noch zu rechter Stunde geholfen.“ Da gingen ſie beide in der Nacht heimlich aus dem Schloß, denn ſie fuͤrchteten ſich vor dem Vater der Prinzeſſin, der ein Zauberer war, und ſetzten ſich auf den Vogel Greif, der trug ſie uͤber das rothe Meer, und als ſie in der Mitte waren, ließ ſie die Nuß fallen. Alsbald wuchs ein großer Nußbaum, darauf ruhte ſich der Vogel und dann fuͤhrte er ſie nach
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und fragte, ob ſie nicht feil waͤren? „Nicht fuͤr
Geld und Gut, aber fuͤr Fleiſch und Blut; laßt
mich noch eine Nacht in der Kammer ſchlafen,
wo der Prinz ſchlaͤft.“ Die Braut ſagte ja und
wollte ſie betruͤgen, wie am vorigen Abend, als
aber der Prinz zu Bett ging, fragte er ſeinen
Kammerdiener, was das Murmeln und Rauſchen
in der Nacht geweſen ſey. Da erzaͤhlte der Kam-
merdiener alles, daß er ihm einen Schlaftrunk
haͤtte geben muͤſſen, weil ein armes Maͤdchen
heimlich in der Kammer geſchlafen haͤtte, und
heute Nacht ſolle er ihm wieder einen geben.
Sagte der Prinz: „gieße den Trank neben das
Bett aus,“ und zur Nacht wurde ſie wieder
hereingefuͤhrt, und als ſie anfing wieder zu
erzaͤhlen, wie es ihr traurig ergangen waͤr’, da
erkannt’ er gleich an der Stimme ſeine liebe Ge-
mahlin, ſprang auf und ſprach: ſo bin ich erſt
recht erloͤſt, mir iſt geweſen, wie in einem Traum,
denn die Prinzeſſin hat mich bezaubert, daß ich
dich vergeſſen mußte, aber Gott hat mir noch zu
rechter Stunde geholfen.“ Da gingen ſie beide
in der Nacht heimlich aus dem Schloß, denn ſie
fuͤrchteten ſich vor dem Vater der Prinzeſſin, der
ein Zauberer war, und ſetzten ſich auf den Vogel
Greif, der trug ſie uͤber das rothe Meer, und als
ſie in der Mitte waren, ließ ſie die Nuß fallen.
Alsbald wuchs ein großer Nußbaum, darauf
ruhte ſich der Vogel und dann fuͤhrte er ſie nach
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/36>, abgerufen am 06.10.2024.
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