Wie se vull sied, segd dat Schümmelken to'm Ferenand getrü: "nu gah man up mie sitten un treck mit mie in't Schipp, wenn dann de Riesen kümmet, so segg:
"still, still, meine lieben Riesechen, ich hab' euch wohl bedacht, ich hab' euch was mitgebracht!"
Un wenn de Vüggel kümmet, so seggst du wier:
"still, still, meine lieben Vögelchen, ich hab' euch wohl bedacht, ich hab' euch was mitgebracht!"
dann doet sie die nix, un wenn du dann bie dat Schlott kümmst, dann helpet die de Riesen, dann gah up dat Schlott un nümm 'n Paar Riesen mit, da ligd de Prinzessin un schlöppet; du darfst se awerst nig upwecken, sonnern de Riesen mött se mit den Bedde upnümmen un in dat Schipp dregen." (Und da geschah nun alles, wie das Schimmelchen gesagt hatte, und die Riesen tru- gen die Prinzessin zum König.) Un ase se to'm Künig kümmet, segd se, se künne nig liwen, se möste ere Schrifften hewen, de wören up eren Schlotte liggen bliwen. Da werd de Ferenand getrü up Anstifften det Ferenand ungetrü roopen, un de Künig bedütt ünn, he sulle de Schrifften von den Schlotte halen, süst sull he sterwen. Da geit he wier in Stall un grind un segd: "o min lewe Schümmelken, nu sull ik noch 'n mal weg, wie süll wie dat macken." Da segd de Schümmel,
Kindermährchen II. O
Wie ſe vull ſied, ſegd dat Schuͤmmelken to’m Ferenand getruͤ: „nu gah man up mie ſitten un treck mit mie in’t Schipp, wenn dann de Rieſen kuͤmmet, ſo ſegg:
„ſtill, ſtill, meine lieben Rieſechen, ich hab’ euch wohl bedacht, ich hab’ euch was mitgebracht!“
Un wenn de Vuͤggel kuͤmmet, ſo ſeggſt du wier:
„ſtill, ſtill, meine lieben Voͤgelchen, ich hab’ euch wohl bedacht, ich hab’ euch was mitgebracht!“
dann doet ſie die nix, un wenn du dann bie dat Schlott kuͤmmſt, dann helpet die de Rieſen, dann gah up dat Schlott un nuͤmm ’n Paar Rieſen mit, da ligd de Prinzeſſin un ſchloͤppet; du darfſt ſe awerſt nig upwecken, ſonnern de Rieſen moͤtt ſe mit den Bedde upnuͤmmen un in dat Schipp dregen.“ (Und da geſchah nun alles, wie das Schimmelchen geſagt hatte, und die Rieſen tru- gen die Prinzeſſin zum Koͤnig.) Un aſe ſe to’m Kuͤnig kuͤmmet, ſegd ſe, ſe kuͤnne nig liwen, ſe moͤſte ere Schrifften hewen, de woͤren up eren Schlotte liggen bliwen. Da werd de Ferenand getruͤ up Anſtifften det Ferenand ungetruͤ roopen, un de Kuͤnig beduͤtt uͤnn, he ſulle de Schrifften von den Schlotte halen, ſuͤſt ſull he ſterwen. Da geit he wier in Stall un grind un ſegd: „o min lewe Schuͤmmelken, nu ſull ik noch ’n mal weg, wie ſuͤll wie dat macken.“ Da ſegd de Schuͤmmel,
Kindermährchen II. O
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Wie ſe vull ſied, ſegd dat Schuͤmmelken to’m
Ferenand getruͤ: „nu gah man up mie ſitten un
treck mit mie in’t Schipp, wenn dann de Rieſen
kuͤmmet, ſo ſegg:
„ſtill, ſtill, meine lieben Rieſechen,
ich hab’ euch wohl bedacht,
ich hab’ euch was mitgebracht!“
Un wenn de Vuͤggel kuͤmmet, ſo ſeggſt du wier:
„ſtill, ſtill, meine lieben Voͤgelchen,
ich hab’ euch wohl bedacht,
ich hab’ euch was mitgebracht!“
dann doet ſie die nix, un wenn du dann bie dat
Schlott kuͤmmſt, dann helpet die de Rieſen, dann
gah up dat Schlott un nuͤmm ’n Paar Rieſen
mit, da ligd de Prinzeſſin un ſchloͤppet; du darfſt
ſe awerſt nig upwecken, ſonnern de Rieſen moͤtt
ſe mit den Bedde upnuͤmmen un in dat Schipp
dregen.“ (Und da geſchah nun alles, wie das
Schimmelchen geſagt hatte, und die Rieſen tru-
gen die Prinzeſſin zum Koͤnig.) Un aſe ſe to’m
Kuͤnig kuͤmmet, ſegd ſe, ſe kuͤnne nig liwen, ſe
moͤſte ere Schrifften hewen, de woͤren up eren
Schlotte liggen bliwen. Da werd de Ferenand
getruͤ up Anſtifften det Ferenand ungetruͤ roopen,
un de Kuͤnig beduͤtt uͤnn, he ſulle de Schrifften
von den Schlotte halen, ſuͤſt ſull he ſterwen. Da
geit he wier in Stall un grind un ſegd: „o min
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wie ſuͤll wie dat macken.“ Da ſegd de Schuͤmmel,
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/230>, abgerufen am 19.12.2024.
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