aber findet nicht Böses heraus, sondern nur, wie ein schönes Wort sagt: ein Zeugniß un- seres Herzens. Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere nach dem Volks- glauben Engel damit beleidigen.
Abweichungen, so wie allerlei hierher ge- hörige Anmerkungen haben wir wieder im Anhang mitgetheilt; wem diese Dinge gleich- gültig sind, wird das Ueberschlagen leichter werden, als uns gerade das Uebergehen wäre; sie gehören zum Buch insofern es ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Volksdichtung ist. Alle Abweichungen namentlich erscheinen uns merkwürdiger als denen, welche darin blos Abänderungen oder Entstellungen eines wirk- lich einmal da gewesenen Urbildes sehen, da es im Gegentheil vielleicht nur Versuche sind, einem im Geist blos vorhandenen, unerschöpf- lichen, auf mannichfachen Wegen sich zu nä- hern. Wiederholungen einzelner Sätze, Züge, und Einleitungen sind wie epische Zeilen zu betrachten, die, sobald der Ton sich rührt, der sie anschlägt, immer wiederkehren und eigent- lich in einem andern Sinne nicht zu verstehen.
aber findet nicht Boͤſes heraus, ſondern nur, wie ein ſchoͤnes Wort ſagt: ein Zeugniß un- ſeres Herzens. Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, waͤhrend andere nach dem Volks- glauben Engel damit beleidigen.
Abweichungen, ſo wie allerlei hierher ge- hoͤrige Anmerkungen haben wir wieder im Anhang mitgetheilt; wem dieſe Dinge gleich- guͤltig ſind, wird das Ueberſchlagen leichter werden, als uns gerade das Uebergehen waͤre; ſie gehoͤren zum Buch inſofern es ein Beitrag zur Geſchichte der deutſchen Volksdichtung iſt. Alle Abweichungen namentlich erſcheinen uns merkwuͤrdiger als denen, welche darin blos Abaͤnderungen oder Entſtellungen eines wirk- lich einmal da geweſenen Urbildes ſehen, da es im Gegentheil vielleicht nur Verſuche ſind, einem im Geiſt blos vorhandenen, unerſchoͤpf- lichen, auf mannichfachen Wegen ſich zu naͤ- hern. Wiederholungen einzelner Saͤtze, Zuͤge, und Einleitungen ſind wie epiſche Zeilen zu betrachten, die, ſobald der Ton ſich ruͤhrt, der ſie anſchlaͤgt, immer wiederkehren und eigent- lich in einem andern Sinne nicht zu verſtehen.
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0015"n="X"/>
aber findet nicht Boͤſes heraus, ſondern nur,<lb/>
wie ein ſchoͤnes Wort ſagt: ein Zeugniß un-<lb/>ſeres Herzens. Kinder deuten ohne Furcht in<lb/>
die Sterne, waͤhrend andere nach dem Volks-<lb/>
glauben Engel damit beleidigen.</p><lb/><p>Abweichungen, ſo wie allerlei hierher ge-<lb/>
hoͤrige Anmerkungen haben wir wieder im<lb/>
Anhang mitgetheilt; wem dieſe Dinge gleich-<lb/>
guͤltig ſind, wird das Ueberſchlagen leichter<lb/>
werden, als uns gerade das Uebergehen waͤre;<lb/>ſie gehoͤren zum Buch inſofern es ein Beitrag<lb/>
zur Geſchichte der deutſchen Volksdichtung iſt.<lb/>
Alle Abweichungen namentlich erſcheinen uns<lb/>
merkwuͤrdiger als denen, welche darin blos<lb/>
Abaͤnderungen oder Entſtellungen eines wirk-<lb/>
lich einmal da geweſenen Urbildes ſehen, da<lb/>
es im Gegentheil vielleicht nur Verſuche ſind,<lb/>
einem im Geiſt blos vorhandenen, unerſchoͤpf-<lb/>
lichen, auf mannichfachen Wegen ſich zu naͤ-<lb/>
hern. Wiederholungen einzelner Saͤtze, Zuͤge,<lb/>
und Einleitungen ſind wie epiſche Zeilen zu<lb/>
betrachten, die, ſobald der Ton ſich ruͤhrt, der<lb/>ſie anſchlaͤgt, immer wiederkehren und eigent-<lb/>
lich in einem andern Sinne nicht zu verſtehen.<lb/></p></div></front></text></TEI>
[X/0015]
aber findet nicht Boͤſes heraus, ſondern nur,
wie ein ſchoͤnes Wort ſagt: ein Zeugniß un-
ſeres Herzens. Kinder deuten ohne Furcht in
die Sterne, waͤhrend andere nach dem Volks-
glauben Engel damit beleidigen.
Abweichungen, ſo wie allerlei hierher ge-
hoͤrige Anmerkungen haben wir wieder im
Anhang mitgetheilt; wem dieſe Dinge gleich-
guͤltig ſind, wird das Ueberſchlagen leichter
werden, als uns gerade das Uebergehen waͤre;
ſie gehoͤren zum Buch inſofern es ein Beitrag
zur Geſchichte der deutſchen Volksdichtung iſt.
Alle Abweichungen namentlich erſcheinen uns
merkwuͤrdiger als denen, welche darin blos
Abaͤnderungen oder Entſtellungen eines wirk-
lich einmal da geweſenen Urbildes ſehen, da
es im Gegentheil vielleicht nur Verſuche ſind,
einem im Geiſt blos vorhandenen, unerſchoͤpf-
lichen, auf mannichfachen Wegen ſich zu naͤ-
hern. Wiederholungen einzelner Saͤtze, Zuͤge,
und Einleitungen ſind wie epiſche Zeilen zu
betrachten, die, ſobald der Ton ſich ruͤhrt, der
ſie anſchlaͤgt, immer wiederkehren und eigent-
lich in einem andern Sinne nicht zu verſtehen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. X. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/15>, abgerufen am 07.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.