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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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zusammenkehren wollte, sprach der Koch: "laß das gut seyn, bis morgen und koch da die Suppe für den König, ich will auch einmal ein bischen oben zugucken; aber laß mir kein Haar hinein fallen, sonst kriegst du in Zukunft nichts mehr zu essen!" Da ging der Koch fort, und Allerlei-Rauh kochte die Suppe für den König und kochte eine Brotsuppe so gut es konnte, und wie sie fertig war, holte es in dem Ställchen seinen goldenen Ring und legte ihn in die Schüssel, in welche die Suppe angerichtet ward. Als der Tanz zu Ende war, ließ sich der König die Suppe bringen, und aß sie und sie schmeckte ihm so gut, daß er meinte niemals eine so gute Suppe gegessen zu haben. Wie er aber auf den Grund kam, sah er da einen goldenen Ring liegen und konnte nicht begreifen, wie er dahin gerathen war. Da befahl er, der Koch sollte vor ihn kommen; der Koch erschrak, wie er den Befehl hörte und sprach zu Allerlei-Rauh: "gewiß hast du ein Haar in die Suppe fallen lassen, wenns wahr ist, so kriegst du Schläge. Als er vor den König kam, fragte dieser, wer die Suppe gekocht hätte? Antwortete der Koch: "ich habe sie gekocht." Der König aber sprach: "das ist nicht wahr, denn sie war anders und besser gekocht." Antwortete er: "ich muß es gestehen, daß ich sie nicht gekocht habe, sondern das Rauhthierchen." Sprach der König: "laß es herauf kommen;" und als Allerlei-Rauh kam, fragte er: "wer bist du?" "Jch bin ein armes Kind, das keinen Vater und Mutter mehr hat," antwortete es. Fragte er weiter: "wozu bist du in meinem Schloß?" Antwortete es: "ich bin zu nichts gut, als daß mir die Stiefeln

zusammenkehren wollte, sprach der Koch: „laß das gut seyn, bis morgen und koch da die Suppe fuͤr den Koͤnig, ich will auch einmal ein bischen oben zugucken; aber laß mir kein Haar hinein fallen, sonst kriegst du in Zukunft nichts mehr zu essen!“ Da ging der Koch fort, und Allerlei-Rauh kochte die Suppe fuͤr den Koͤnig und kochte eine Brotsuppe so gut es konnte, und wie sie fertig war, holte es in dem Staͤllchen seinen goldenen Ring und legte ihn in die Schuͤssel, in welche die Suppe angerichtet ward. Als der Tanz zu Ende war, ließ sich der Koͤnig die Suppe bringen, und aß sie und sie schmeckte ihm so gut, daß er meinte niemals eine so gute Suppe gegessen zu haben. Wie er aber auf den Grund kam, sah er da einen goldenen Ring liegen und konnte nicht begreifen, wie er dahin gerathen war. Da befahl er, der Koch sollte vor ihn kommen; der Koch erschrak, wie er den Befehl hoͤrte und sprach zu Allerlei-Rauh: „gewiß hast du ein Haar in die Suppe fallen lassen, wenns wahr ist, so kriegst du Schlaͤge. Als er vor den Koͤnig kam, fragte dieser, wer die Suppe gekocht haͤtte? Antwortete der Koch: „ich habe sie gekocht.“ Der Koͤnig aber sprach: „das ist nicht wahr, denn sie war anders und besser gekocht.“ Antwortete er: „ich muß es gestehen, daß ich sie nicht gekocht habe, sondern das Rauhthierchen.“ Sprach der Koͤnig: „laß es herauf kommen;“ und als Allerlei-Rauh kam, fragte er: „wer bist du?“ „Jch bin ein armes Kind, das keinen Vater und Mutter mehr hat,“ antwortete es. Fragte er weiter: „wozu bist du in meinem Schloß?“ Antwortete es: „ich bin zu nichts gut, als daß mir die Stiefeln

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[360/0424] zusammenkehren wollte, sprach der Koch: „laß das gut seyn, bis morgen und koch da die Suppe fuͤr den Koͤnig, ich will auch einmal ein bischen oben zugucken; aber laß mir kein Haar hinein fallen, sonst kriegst du in Zukunft nichts mehr zu essen!“ Da ging der Koch fort, und Allerlei-Rauh kochte die Suppe fuͤr den Koͤnig und kochte eine Brotsuppe so gut es konnte, und wie sie fertig war, holte es in dem Staͤllchen seinen goldenen Ring und legte ihn in die Schuͤssel, in welche die Suppe angerichtet ward. Als der Tanz zu Ende war, ließ sich der Koͤnig die Suppe bringen, und aß sie und sie schmeckte ihm so gut, daß er meinte niemals eine so gute Suppe gegessen zu haben. Wie er aber auf den Grund kam, sah er da einen goldenen Ring liegen und konnte nicht begreifen, wie er dahin gerathen war. Da befahl er, der Koch sollte vor ihn kommen; der Koch erschrak, wie er den Befehl hoͤrte und sprach zu Allerlei-Rauh: „gewiß hast du ein Haar in die Suppe fallen lassen, wenns wahr ist, so kriegst du Schlaͤge. Als er vor den Koͤnig kam, fragte dieser, wer die Suppe gekocht haͤtte? Antwortete der Koch: „ich habe sie gekocht.“ Der Koͤnig aber sprach: „das ist nicht wahr, denn sie war anders und besser gekocht.“ Antwortete er: „ich muß es gestehen, daß ich sie nicht gekocht habe, sondern das Rauhthierchen.“ Sprach der Koͤnig: „laß es herauf kommen;“ und als Allerlei-Rauh kam, fragte er: „wer bist du?“ „Jch bin ein armes Kind, das keinen Vater und Mutter mehr hat,“ antwortete es. Fragte er weiter: „wozu bist du in meinem Schloß?“ Antwortete es: „ich bin zu nichts gut, als daß mir die Stiefeln

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/424>, abgerufen am 18.05.2024.