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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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daß erst in Jahr und Tag die Hochzeit sollte gefeiert werden." Da ließ der König zwölf Rathsherrn rufen, die sollten über den Marschall Urtheil sprechen, und die urtheilten, daß er müßte von vier Ochsen zerrissen werden. Also ward der Marschall gerichtet, der König aber übergab seine Tochter dem Jäger und der wurde zum Statthalter des Königs im ganzen Reich ernannt. Die Hochzeit wurde mit großen Freuden gefeiert und der junge König ließ seinen Vater und Pflegevater holen und that ihnen wohl. Den Wirth vergaß er auch nicht und hieß ihn bringen und sprach zu ihm: "sieht er, Herr Wirth, die Königstochter habe ich geheirathet und sein Haus und Hof sind mein." Sprach der Wirth: "Ja, das wär nach den Rechten." Der junge König aber sagte: "es soll nach Gnaden gehen, Haus und Hof soll er behalten und die tausend Goldstücke schenke ich ihm noch dazu."

Nun waren der junge König und die junge Königin guter Dinge und lebten vergnügt zusammen. Er zog oft hinaus auf die Jagd, weil das seine Freude war, und die Thiere mußten ihn begleiten. Es lag aber in der Nähe ein Wald, von dem hieß es, er wär nicht geheuer und wär einer erst darin, käm er nicht leicht wieder heraus. Der junge König hatte aber große Lust darin zu jagen und ließ dem alten König keine Ruhe, bis er es ihm erlaubte. Nun ritt er mit einer großen Begleitung aus und als er zu dem Wald kam, sah er eine schneeweiße Hirschkuh darin und sprach zu seinen Leuten: "haltet hier bis ich zurück komme, ich will das schöne Wild jagen" und ritt ihm nach

daß erst in Jahr und Tag die Hochzeit sollte gefeiert werden.“ Da ließ der Koͤnig zwoͤlf Rathsherrn rufen, die sollten uͤber den Marschall Urtheil sprechen, und die urtheilten, daß er muͤßte von vier Ochsen zerrissen werden. Also ward der Marschall gerichtet, der Koͤnig aber uͤbergab seine Tochter dem Jaͤger und der wurde zum Statthalter des Koͤnigs im ganzen Reich ernannt. Die Hochzeit wurde mit großen Freuden gefeiert und der junge Koͤnig ließ seinen Vater und Pflegevater holen und that ihnen wohl. Den Wirth vergaß er auch nicht und hieß ihn bringen und sprach zu ihm: „sieht er, Herr Wirth, die Koͤnigstochter habe ich geheirathet und sein Haus und Hof sind mein.“ Sprach der Wirth: „Ja, das waͤr nach den Rechten.“ Der junge Koͤnig aber sagte: „es soll nach Gnaden gehen, Haus und Hof soll er behalten und die tausend Goldstuͤcke schenke ich ihm noch dazu.“

Nun waren der junge Koͤnig und die junge Koͤnigin guter Dinge und lebten vergnuͤgt zusammen. Er zog oft hinaus auf die Jagd, weil das seine Freude war, und die Thiere mußten ihn begleiten. Es lag aber in der Naͤhe ein Wald, von dem hieß es, er waͤr nicht geheuer und waͤr einer erst darin, kaͤm er nicht leicht wieder heraus. Der junge Koͤnig hatte aber große Lust darin zu jagen und ließ dem alten Koͤnig keine Ruhe, bis er es ihm erlaubte. Nun ritt er mit einer großen Begleitung aus und als er zu dem Wald kam, sah er eine schneeweiße Hirschkuh darin und sprach zu seinen Leuten: „haltet hier bis ich zuruͤck komme, ich will das schoͤne Wild jagen“ und ritt ihm nach

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[331/0395] daß erst in Jahr und Tag die Hochzeit sollte gefeiert werden.“ Da ließ der Koͤnig zwoͤlf Rathsherrn rufen, die sollten uͤber den Marschall Urtheil sprechen, und die urtheilten, daß er muͤßte von vier Ochsen zerrissen werden. Also ward der Marschall gerichtet, der Koͤnig aber uͤbergab seine Tochter dem Jaͤger und der wurde zum Statthalter des Koͤnigs im ganzen Reich ernannt. Die Hochzeit wurde mit großen Freuden gefeiert und der junge Koͤnig ließ seinen Vater und Pflegevater holen und that ihnen wohl. Den Wirth vergaß er auch nicht und hieß ihn bringen und sprach zu ihm: „sieht er, Herr Wirth, die Koͤnigstochter habe ich geheirathet und sein Haus und Hof sind mein.“ Sprach der Wirth: „Ja, das waͤr nach den Rechten.“ Der junge Koͤnig aber sagte: „es soll nach Gnaden gehen, Haus und Hof soll er behalten und die tausend Goldstuͤcke schenke ich ihm noch dazu.“ Nun waren der junge Koͤnig und die junge Koͤnigin guter Dinge und lebten vergnuͤgt zusammen. Er zog oft hinaus auf die Jagd, weil das seine Freude war, und die Thiere mußten ihn begleiten. Es lag aber in der Naͤhe ein Wald, von dem hieß es, er waͤr nicht geheuer und waͤr einer erst darin, kaͤm er nicht leicht wieder heraus. Der junge Koͤnig hatte aber große Lust darin zu jagen und ließ dem alten Koͤnig keine Ruhe, bis er es ihm erlaubte. Nun ritt er mit einer großen Begleitung aus und als er zu dem Wald kam, sah er eine schneeweiße Hirschkuh darin und sprach zu seinen Leuten: „haltet hier bis ich zuruͤck komme, ich will das schoͤne Wild jagen“ und ritt ihm nach

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/395>, abgerufen am 22.11.2024.