Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.keine haben, aber die Drachenzungen sind das Wahrzeichen des Siegers," und wickelte das Tuch auf, da lagen sie alle siebene darin und dann steckte er jede Zunge in den Rachen, in den sie gehörte und sie paßte genau. Darauf nahm er das Tuch, in welches der Name der Königstochter gestickt war und zeigte es der Jungfrau und fragte sie, wem sie es gegeben hätte, da antwortete sie: "dem, der den Drachen getödtet hat." Und dann rief er sein Gethier, nahm jedem das Halsband und dem Löwen das goldene Schloß ab und zeigte es der Jungfrau und fragte, wem es angehöre. Antwortete sie: "das Halsband und das goldene Schloß waren mein, ich habe es unter die Thiere vertheilt, die den Drachen besiegen halfen." Nun sprach der Jäger: "als ich nach dem Kampf müd und matt war und geruht und geschlafen habe, ist der Marschall gekommen und hat mir den Kopf abgehauen und hat die Königstochter fortgetragen und vorgegeben er sey es gewesen der den Drachen getödtet, und daß er gelogen, beweise ich mit den Zungen, dem Tuch und dem Halsband." Und dann erzählte er, wie ihn seine Thiere durch eine wunderbare Wurzel geheilt hätten und daß er ein Jahr lang mit ihnen herumgezogen wäre, bis er endlich wieder hierher gekommen, wo ihm der Betrug des Marschalls vom Wirth erzählt worden. Da fragte der König seine Tochter: "ist es wahr, daß dieser den Drachen getödtet hat?" Da antwortete sie: "ja, es ist wahr; nun darf ich auch die Schandthat des Marschalls offenbaren, weil sie ohne mein Zuthun an den Tag gekommen ist, denn er hat mir das Versprechen zu schweigen abgezwungen, darum habe ich mir ausgehalten, keine haben, aber die Drachenzungen sind das Wahrzeichen des Siegers,“ und wickelte das Tuch auf, da lagen sie alle siebene darin und dann steckte er jede Zunge in den Rachen, in den sie gehoͤrte und sie paßte genau. Darauf nahm er das Tuch, in welches der Name der Koͤnigstochter gestickt war und zeigte es der Jungfrau und fragte sie, wem sie es gegeben haͤtte, da antwortete sie: „dem, der den Drachen getoͤdtet hat.“ Und dann rief er sein Gethier, nahm jedem das Halsband und dem Loͤwen das goldene Schloß ab und zeigte es der Jungfrau und fragte, wem es angehoͤre. Antwortete sie: „das Halsband und das goldene Schloß waren mein, ich habe es unter die Thiere vertheilt, die den Drachen besiegen halfen.“ Nun sprach der Jaͤger: „als ich nach dem Kampf muͤd und matt war und geruht und geschlafen habe, ist der Marschall gekommen und hat mir den Kopf abgehauen und hat die Koͤnigstochter fortgetragen und vorgegeben er sey es gewesen der den Drachen getoͤdtet, und daß er gelogen, beweise ich mit den Zungen, dem Tuch und dem Halsband.“ Und dann erzaͤhlte er, wie ihn seine Thiere durch eine wunderbare Wurzel geheilt haͤtten und daß er ein Jahr lang mit ihnen herumgezogen waͤre, bis er endlich wieder hierher gekommen, wo ihm der Betrug des Marschalls vom Wirth erzaͤhlt worden. Da fragte der Koͤnig seine Tochter: „ist es wahr, daß dieser den Drachen getoͤdtet hat?“ Da antwortete sie: „ja, es ist wahr; nun darf ich auch die Schandthat des Marschalls offenbaren, weil sie ohne mein Zuthun an den Tag gekommen ist, denn er hat mir das Versprechen zu schweigen abgezwungen, darum habe ich mir ausgehalten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0394" n="330"/> keine haben, aber die Drachenzungen sind das Wahrzeichen des Siegers,“ und wickelte das Tuch auf, da lagen sie alle siebene darin und dann steckte er jede Zunge in den Rachen, in den sie gehoͤrte und sie paßte genau. Darauf nahm er das Tuch, in welches der Name der Koͤnigstochter gestickt war und zeigte es der Jungfrau und fragte sie, wem sie es gegeben haͤtte, da antwortete sie: „dem, der den Drachen getoͤdtet hat.“ Und dann rief er sein Gethier, nahm jedem das Halsband und dem Loͤwen das goldene Schloß ab und zeigte es der Jungfrau und fragte, wem es angehoͤre. Antwortete sie: „das Halsband und das goldene Schloß waren mein, ich habe es unter die Thiere vertheilt, die den Drachen besiegen halfen.“ Nun sprach der Jaͤger: „als ich nach dem Kampf muͤd und matt war und geruht und geschlafen habe, ist der Marschall gekommen und hat mir den Kopf abgehauen und hat die Koͤnigstochter fortgetragen und vorgegeben er sey es gewesen der den Drachen getoͤdtet, und daß er gelogen, beweise ich mit den Zungen, dem Tuch und dem Halsband.“ Und dann erzaͤhlte er, wie ihn seine Thiere durch eine wunderbare Wurzel geheilt haͤtten und daß er ein Jahr lang mit ihnen herumgezogen waͤre, bis er endlich wieder hierher gekommen, wo ihm der Betrug des Marschalls vom Wirth erzaͤhlt worden. Da fragte der Koͤnig seine Tochter: „ist es wahr, daß dieser den Drachen getoͤdtet hat?“ Da antwortete sie: „ja, es ist wahr; nun darf ich auch die Schandthat des Marschalls offenbaren, weil sie ohne mein Zuthun an den Tag gekommen ist, denn er hat mir das Versprechen zu schweigen abgezwungen, darum habe ich mir ausgehalten, </p> </div> </body> </text> </TEI> [330/0394]
keine haben, aber die Drachenzungen sind das Wahrzeichen des Siegers,“ und wickelte das Tuch auf, da lagen sie alle siebene darin und dann steckte er jede Zunge in den Rachen, in den sie gehoͤrte und sie paßte genau. Darauf nahm er das Tuch, in welches der Name der Koͤnigstochter gestickt war und zeigte es der Jungfrau und fragte sie, wem sie es gegeben haͤtte, da antwortete sie: „dem, der den Drachen getoͤdtet hat.“ Und dann rief er sein Gethier, nahm jedem das Halsband und dem Loͤwen das goldene Schloß ab und zeigte es der Jungfrau und fragte, wem es angehoͤre. Antwortete sie: „das Halsband und das goldene Schloß waren mein, ich habe es unter die Thiere vertheilt, die den Drachen besiegen halfen.“ Nun sprach der Jaͤger: „als ich nach dem Kampf muͤd und matt war und geruht und geschlafen habe, ist der Marschall gekommen und hat mir den Kopf abgehauen und hat die Koͤnigstochter fortgetragen und vorgegeben er sey es gewesen der den Drachen getoͤdtet, und daß er gelogen, beweise ich mit den Zungen, dem Tuch und dem Halsband.“ Und dann erzaͤhlte er, wie ihn seine Thiere durch eine wunderbare Wurzel geheilt haͤtten und daß er ein Jahr lang mit ihnen herumgezogen waͤre, bis er endlich wieder hierher gekommen, wo ihm der Betrug des Marschalls vom Wirth erzaͤhlt worden. Da fragte der Koͤnig seine Tochter: „ist es wahr, daß dieser den Drachen getoͤdtet hat?“ Da antwortete sie: „ja, es ist wahr; nun darf ich auch die Schandthat des Marschalls offenbaren, weil sie ohne mein Zuthun an den Tag gekommen ist, denn er hat mir das Versprechen zu schweigen abgezwungen, darum habe ich mir ausgehalten,
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
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