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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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nach Haus und sprach: "ich will euer Vater seyn und euch groß ziehen." Sie lernten da bei ihm die Jägerei und das Goldstück das ein jeder beim Aufstehen fand, das hob er ihnen auf, wenn sie's einmal nöthig hätten.

Als sie herangewachsen waren, nahm sie ihr Pflegevater einen Tag mit in den Wald und sprach: "heute sollt ihr euern Probeschuß thun, damit ich euch frei sprechen und zu Jägern machen kann." Sie gingen mit ihm auf den Anstand und warteten lange, aber es kam kein Wild; da sah der Jäger über sich und sah eine Kette von Schneegänsen in der Gestalt eines Dreiecks fliegen und sagte zu dem einen: "nun schieß von jeder Ecke eine herab." Der thats und vollbrachte seinen Probeschuß. Bald darauf kam noch eine Kette angeflogen und hatte die Gestalt der Ziffer Zwei, da hieß der Jäger den andern gleichfalls von jeder Ecke eine herunterholen und dem gelang sein Probeschuß auch. Nun sagte der Pflegevater: "ich sprech euch frei, ihr seyd ausgelernte Jäger." Darauf gingen die zwei Brüder zusammen in den Wald, rathschlagten mit einander und verabredeten etwas. Und als sie Abends sich zum Essen niedergesetzt hatten, sagten sie zu ihrem Pflegevater: "wir rühren keinen Bissen an, bis ihr uns erst eine Bitte gewährt habt." Sprach er: "was ist denn eure Bitte?" Sie antworteten: "wir haben nun ausgelernt, wir müssen uns in der Welt versuchen, so erlaubt uns, daß wir wandern." Da sprach der Alte mit Freuden: "ihr redet, wie brave Jäger, das hab ich selbst gewünscht, zieht aus, es wird euch wohl ergehen!" Darauf aßen und tranken sie fröhlich zusammen.


nach Haus und sprach: „ich will euer Vater seyn und euch groß ziehen.“ Sie lernten da bei ihm die Jaͤgerei und das Goldstuͤck das ein jeder beim Aufstehen fand, das hob er ihnen auf, wenn sie’s einmal noͤthig haͤtten.

Als sie herangewachsen waren, nahm sie ihr Pflegevater einen Tag mit in den Wald und sprach: „heute sollt ihr euern Probeschuß thun, damit ich euch frei sprechen und zu Jaͤgern machen kann.“ Sie gingen mit ihm auf den Anstand und warteten lange, aber es kam kein Wild; da sah der Jaͤger uͤber sich und sah eine Kette von Schneegaͤnsen in der Gestalt eines Dreiecks fliegen und sagte zu dem einen: „nun schieß von jeder Ecke eine herab.“ Der thats und vollbrachte seinen Probeschuß. Bald darauf kam noch eine Kette angeflogen und hatte die Gestalt der Ziffer Zwei, da hieß der Jaͤger den andern gleichfalls von jeder Ecke eine herunterholen und dem gelang sein Probeschuß auch. Nun sagte der Pflegevater: „ich sprech euch frei, ihr seyd ausgelernte Jaͤger.“ Darauf gingen die zwei Bruͤder zusammen in den Wald, rathschlagten mit einander und verabredeten etwas. Und als sie Abends sich zum Essen niedergesetzt hatten, sagten sie zu ihrem Pflegevater: „wir ruͤhren keinen Bissen an, bis ihr uns erst eine Bitte gewaͤhrt habt.“ Sprach er: „was ist denn eure Bitte?“ Sie antworteten: „wir haben nun ausgelernt, wir muͤssen uns in der Welt versuchen, so erlaubt uns, daß wir wandern.“ Da sprach der Alte mit Freuden: „ihr redet, wie brave Jaͤger, das hab ich selbst gewuͤnscht, zieht aus, es wird euch wohl ergehen!“ Darauf aßen und tranken sie froͤhlich zusammen.


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[313/0377] nach Haus und sprach: „ich will euer Vater seyn und euch groß ziehen.“ Sie lernten da bei ihm die Jaͤgerei und das Goldstuͤck das ein jeder beim Aufstehen fand, das hob er ihnen auf, wenn sie’s einmal noͤthig haͤtten. Als sie herangewachsen waren, nahm sie ihr Pflegevater einen Tag mit in den Wald und sprach: „heute sollt ihr euern Probeschuß thun, damit ich euch frei sprechen und zu Jaͤgern machen kann.“ Sie gingen mit ihm auf den Anstand und warteten lange, aber es kam kein Wild; da sah der Jaͤger uͤber sich und sah eine Kette von Schneegaͤnsen in der Gestalt eines Dreiecks fliegen und sagte zu dem einen: „nun schieß von jeder Ecke eine herab.“ Der thats und vollbrachte seinen Probeschuß. Bald darauf kam noch eine Kette angeflogen und hatte die Gestalt der Ziffer Zwei, da hieß der Jaͤger den andern gleichfalls von jeder Ecke eine herunterholen und dem gelang sein Probeschuß auch. Nun sagte der Pflegevater: „ich sprech euch frei, ihr seyd ausgelernte Jaͤger.“ Darauf gingen die zwei Bruͤder zusammen in den Wald, rathschlagten mit einander und verabredeten etwas. Und als sie Abends sich zum Essen niedergesetzt hatten, sagten sie zu ihrem Pflegevater: „wir ruͤhren keinen Bissen an, bis ihr uns erst eine Bitte gewaͤhrt habt.“ Sprach er: „was ist denn eure Bitte?“ Sie antworteten: „wir haben nun ausgelernt, wir muͤssen uns in der Welt versuchen, so erlaubt uns, daß wir wandern.“ Da sprach der Alte mit Freuden: „ihr redet, wie brave Jaͤger, das hab ich selbst gewuͤnscht, zieht aus, es wird euch wohl ergehen!“ Darauf aßen und tranken sie froͤhlich zusammen.

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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/377>, abgerufen am 22.11.2024.