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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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auch an pik, pik! pik, pik! und lasen alle gute Körnlein in die Schüssel. Wie eine Stunde herum war, waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus, da brachte es die Schüssel der Stiefmutter und freute sich und glaubte, nun mit auf die Hochzeit gehen zu dürfen. Aber sie sprach: "nein, du Aschenputtel, du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen, du sollst nicht mitgehen." Als es nun weinte, sprach sie: "wenn du mir zwei Schüsseln voll Linsen in einer Stunde aus der Asche rein lesen kannst, so sollst du mitgehen" und dachte dabei, das kann es nimmermehr. Nun schüttete sie zwei Schüsseln Linsen in die Asche, aber das Mädchen ging vor die Hinterthüre nach dem Garten zu und rief: "ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen:

die guten ins Töpfchen,
die schlechten ins Kröpfchen!"

Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein und darnach die Turteltäubchen und endlich schwirrten und schwärmten alle Vöglein unter dem Himmel herein und ließen sich um die Asche nieder. Und die Täubchen nickten mit ihren Köpfchen und fingen an pik, pik! pik, pik! und da fingen die übrigen auch an pik, pik! pik, pik! und lasen alle gute Körner in die Schüsseln. Und eh eine halbe Stunde herum war, waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus; da brachte es der Stiefmutter die Schüsseln und freute sich und glaubte nun mitgehen zu dürfen. Aber sie sprach: "es hilft alles nichts, du kommst nicht mit, du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen und wir müßten

auch an pik, pik! pik, pik! und lasen alle gute Koͤrnlein in die Schuͤssel. Wie eine Stunde herum war, waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus, da brachte es die Schuͤssel der Stiefmutter und freute sich und glaubte, nun mit auf die Hochzeit gehen zu duͤrfen. Aber sie sprach: „nein, du Aschenputtel, du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen, du sollst nicht mitgehen.“ Als es nun weinte, sprach sie: „wenn du mir zwei Schuͤsseln voll Linsen in einer Stunde aus der Asche rein lesen kannst, so sollst du mitgehen“ und dachte dabei, das kann es nimmermehr. Nun schuͤttete sie zwei Schuͤsseln Linsen in die Asche, aber das Maͤdchen ging vor die Hinterthuͤre nach dem Garten zu und rief: „ihr zahmen Taͤubchen, ihr Turteltaͤubchen, all ihr Voͤglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen:

die guten ins Toͤpfchen,
die schlechten ins Kroͤpfchen!“

Da kamen zum Kuͤchenfenster zwei weiße Taͤubchen herein und darnach die Turteltaͤubchen und endlich schwirrten und schwaͤrmten alle Voͤglein unter dem Himmel herein und ließen sich um die Asche nieder. Und die Taͤubchen nickten mit ihren Koͤpfchen und fingen an pik, pik! pik, pik! und da fingen die uͤbrigen auch an pik, pik! pik, pik! und lasen alle gute Koͤrner in die Schuͤsseln. Und eh eine halbe Stunde herum war, waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus; da brachte es der Stiefmutter die Schuͤsseln und freute sich und glaubte nun mitgehen zu duͤrfen. Aber sie sprach: „es hilft alles nichts, du kommst nicht mit, du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen und wir muͤßten

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[117/0181] auch an pik, pik! pik, pik! und lasen alle gute Koͤrnlein in die Schuͤssel. Wie eine Stunde herum war, waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus, da brachte es die Schuͤssel der Stiefmutter und freute sich und glaubte, nun mit auf die Hochzeit gehen zu duͤrfen. Aber sie sprach: „nein, du Aschenputtel, du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen, du sollst nicht mitgehen.“ Als es nun weinte, sprach sie: „wenn du mir zwei Schuͤsseln voll Linsen in einer Stunde aus der Asche rein lesen kannst, so sollst du mitgehen“ und dachte dabei, das kann es nimmermehr. Nun schuͤttete sie zwei Schuͤsseln Linsen in die Asche, aber das Maͤdchen ging vor die Hinterthuͤre nach dem Garten zu und rief: „ihr zahmen Taͤubchen, ihr Turteltaͤubchen, all ihr Voͤglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen: die guten ins Toͤpfchen, die schlechten ins Kroͤpfchen!“ Da kamen zum Kuͤchenfenster zwei weiße Taͤubchen herein und darnach die Turteltaͤubchen und endlich schwirrten und schwaͤrmten alle Voͤglein unter dem Himmel herein und ließen sich um die Asche nieder. Und die Taͤubchen nickten mit ihren Koͤpfchen und fingen an pik, pik! pik, pik! und da fingen die uͤbrigen auch an pik, pik! pik, pik! und lasen alle gute Koͤrner in die Schuͤsseln. Und eh eine halbe Stunde herum war, waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus; da brachte es der Stiefmutter die Schuͤsseln und freute sich und glaubte nun mitgehen zu duͤrfen. Aber sie sprach: „es hilft alles nichts, du kommst nicht mit, du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen und wir muͤßten

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/181>, abgerufen am 05.05.2024.