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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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wuchs aber und ward ein schöner Baum. Aschenputtel ging alle Tage dreimal darunter, weinte und betete und allemal kam ein Vöglein auf den Baum und gab ihm, was es sich wünschte.

Es begab sich aber, daß der König ein Fest anstellte, das drei Tage dauern sollte, damit sich sein Sohn eine Braut aussuchen könnte. Die zwei Stiefschwestern waren auch dazu eingeladen, riefen Aschenputtel und sprachen: "nun kämm uns die Haare, bürst uns die Schuhe und schnall uns die Schnallen, wir tanzen auf des Königs-Fest." Das that Aschenputtel und weinte, weil es auch gern zum Tanz mitgegangen wär, und bat die Stiefmutter gar sehr, sie mögt es ihm erlauben. "Du Aschenputtel, sprach sie, hast nichts am Leib und hast keine Kleider und kannst nicht tanzen und willst zur Hochzeit!" Als es noch weiter bat, sprach sie endlich: "ich will dir eine Schüssel Linsen in die Asche schütten und wenn du die in zwei Stunden wieder ausgelesen hast, so sollst du mitgehen." Nun schüttete sie ihm die Linsen in die Asche, aber das Mädchen ging vor die Hinterthüre nach dem Garten zu und rief: "ihr zahmen Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen:

die guten ins Töpfchen,
die schlechten ins Kröpfchen!"

Da kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein, und darnach die Turteltäubchen und endlich schwirrten und schwärmten alle Vögelein unter dem Himmel herein und ließen sich um die Asche nieder. Und die Täubchen nickten mit dem Köpfchen und fingen an: pik, pik! pik, pik! und da fingen die übrigen

wuchs aber und ward ein schoͤner Baum. Aschenputtel ging alle Tage dreimal darunter, weinte und betete und allemal kam ein Voͤglein auf den Baum und gab ihm, was es sich wuͤnschte.

Es begab sich aber, daß der Koͤnig ein Fest anstellte, das drei Tage dauern sollte, damit sich sein Sohn eine Braut aussuchen koͤnnte. Die zwei Stiefschwestern waren auch dazu eingeladen, riefen Aschenputtel und sprachen: „nun kaͤmm uns die Haare, buͤrst uns die Schuhe und schnall uns die Schnallen, wir tanzen auf des Koͤnigs-Fest.“ Das that Aschenputtel und weinte, weil es auch gern zum Tanz mitgegangen waͤr, und bat die Stiefmutter gar sehr, sie moͤgt es ihm erlauben. „Du Aschenputtel, sprach sie, hast nichts am Leib und hast keine Kleider und kannst nicht tanzen und willst zur Hochzeit!“ Als es noch weiter bat, sprach sie endlich: „ich will dir eine Schuͤssel Linsen in die Asche schuͤtten und wenn du die in zwei Stunden wieder ausgelesen hast, so sollst du mitgehen.“ Nun schuͤttete sie ihm die Linsen in die Asche, aber das Maͤdchen ging vor die Hinterthuͤre nach dem Garten zu und rief: „ihr zahmen Taͤubchen, ihr Turteltaͤubchen, all ihr Voͤglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen:

die guten ins Toͤpfchen,
die schlechten ins Kroͤpfchen!“

Da kamen zum Kuͤchenfenster zwei weiße Taͤubchen herein, und darnach die Turteltaͤubchen und endlich schwirrten und schwaͤrmten alle Voͤgelein unter dem Himmel herein und ließen sich um die Asche nieder. Und die Taͤubchen nickten mit dem Koͤpfchen und fingen an: pik, pik! pik, pik! und da fingen die uͤbrigen

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[116/0180] wuchs aber und ward ein schoͤner Baum. Aschenputtel ging alle Tage dreimal darunter, weinte und betete und allemal kam ein Voͤglein auf den Baum und gab ihm, was es sich wuͤnschte. Es begab sich aber, daß der Koͤnig ein Fest anstellte, das drei Tage dauern sollte, damit sich sein Sohn eine Braut aussuchen koͤnnte. Die zwei Stiefschwestern waren auch dazu eingeladen, riefen Aschenputtel und sprachen: „nun kaͤmm uns die Haare, buͤrst uns die Schuhe und schnall uns die Schnallen, wir tanzen auf des Koͤnigs-Fest.“ Das that Aschenputtel und weinte, weil es auch gern zum Tanz mitgegangen waͤr, und bat die Stiefmutter gar sehr, sie moͤgt es ihm erlauben. „Du Aschenputtel, sprach sie, hast nichts am Leib und hast keine Kleider und kannst nicht tanzen und willst zur Hochzeit!“ Als es noch weiter bat, sprach sie endlich: „ich will dir eine Schuͤssel Linsen in die Asche schuͤtten und wenn du die in zwei Stunden wieder ausgelesen hast, so sollst du mitgehen.“ Nun schuͤttete sie ihm die Linsen in die Asche, aber das Maͤdchen ging vor die Hinterthuͤre nach dem Garten zu und rief: „ihr zahmen Taͤubchen, ihr Turteltaͤubchen, all ihr Voͤglein unter dem Himmel, kommt und helft mir lesen: die guten ins Toͤpfchen, die schlechten ins Kroͤpfchen!“ Da kamen zum Kuͤchenfenster zwei weiße Taͤubchen herein, und darnach die Turteltaͤubchen und endlich schwirrten und schwaͤrmten alle Voͤgelein unter dem Himmel herein und ließen sich um die Asche nieder. Und die Taͤubchen nickten mit dem Koͤpfchen und fingen an: pik, pik! pik, pik! und da fingen die uͤbrigen

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/180>, abgerufen am 24.11.2024.