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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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die Königin den Hund, und erhält dieselbe Ant-
wort. Sie geht nun mit einem giftigen Apfel
hinaus, und so sehr Sneewittchen von den Zwer-
gen gewarnt ist, wird es doch von ihren Klagen
gerührt, macht auf und ißt von dem Apfel, da ist
es todt, und wie die Zwerge kommen, können sie
nicht helfen, und der Spiegel unter der Bank sagt
der Königin sie sey die schönste. Die sieben Zwer-
ge aber machen einen silbernen Sarg, legen das
Sneewittchen hinein und setzen es auf einen Baum
vor ihrer Höhle. Ein Prinz kommt vorbei und
bittet die Zwerge, ihm den Sarg zu geben, nimmt
ihn mit und daheim läßt er es auf ein Bett le-
gen und putzen, als wär es lebendig, und liebt es
über alle Maßen, ein Diener muß ihm auch be-
ständig aufwarten. Der wird einmal bös darü-
ber: "da soll man dem todten Mädchen thun, als
wenn es lebte!" giebt ihn einen Schlag in den
Rücken, da fährt der Apfelbissen aus dem Mund,
und Sneewittchen ist wieder lebendig.

Zu Hans Dumm. No. 54.

Ausführlicher in Pentamerone I, 3. und bei
Straparola auch recht gut III, 1.

Zum Rumpelstilzchen. No. 55.

Schon Fischart kann das Alter dieses Märchens
bezeugen, im Gargantua, wo die Spiele verzeich-
net werden, steht unter Num 363. ein Spiel-
"Rumpele stilt oder der Poppart." Man sagt
auch Rumpenstinzchen. Die Erzählung selbst wird
auch folgendermaßen anders angefangen: einem
kleinen Mädchen dem wurde eine Kaute Flachs
gegeben, daraus sollte es Flachs spinnen, aber
was es spann, war immer Goldfaden und kein
einziger Faden Flachs konnte aus ihrem Rädchen
kommen. Da wurde es traurig, setzte sich aufs Dach
und spann und spann drei Tage lang, aber immer
nichts als Gold. Da kam ein klein Männchen ge-
gangen: ich will dir helfen aus aller deiner Noth,
ein junger Königssohn soll da vorbei kommen,

die Koͤnigin den Hund, und erhaͤlt dieſelbe Ant-
wort. Sie geht nun mit einem giftigen Apfel
hinaus, und ſo ſehr Sneewittchen von den Zwer-
gen gewarnt iſt, wird es doch von ihren Klagen
geruͤhrt, macht auf und ißt von dem Apfel, da iſt
es todt, und wie die Zwerge kommen, koͤnnen ſie
nicht helfen, und der Spiegel unter der Bank ſagt
der Koͤnigin ſie ſey die ſchoͤnſte. Die ſieben Zwer-
ge aber machen einen ſilbernen Sarg, legen das
Sneewittchen hinein und ſetzen es auf einen Baum
vor ihrer Hoͤhle. Ein Prinz kommt vorbei und
bittet die Zwerge, ihm den Sarg zu geben, nimmt
ihn mit und daheim laͤßt er es auf ein Bett le-
gen und putzen, als waͤr es lebendig, und liebt es
uͤber alle Maßen, ein Diener muß ihm auch be-
ſtaͤndig aufwarten. Der wird einmal boͤs daruͤ-
ber: „da ſoll man dem todten Maͤdchen thun, als
wenn es lebte!“ giebt ihn einen Schlag in den
Ruͤcken, da faͤhrt der Apfelbiſſen aus dem Mund,
und Sneewittchen iſt wieder lebendig.

Zu Hans Dumm. No. 54.

Ausfuͤhrlicher in Pentamerone I, 3. und bei
Straparola auch recht gut III, 1.

Zum Rumpelſtilzchen. No. 55.

Schon Fiſchart kann das Alter dieſes Maͤrchens
bezeugen, im Gargantua, wo die Spiele verzeich-
net werden, ſteht unter Num 363. ein Spiel-
„Rumpele ſtilt oder der Poppart.“ Man ſagt
auch Rumpenſtinzchen. Die Erzaͤhlung ſelbſt wird
auch folgendermaßen anders angefangen: einem
kleinen Maͤdchen dem wurde eine Kaute Flachs
gegeben, daraus ſollte es Flachs ſpinnen, aber
was es ſpann, war immer Goldfaden und kein
einziger Faden Flachs konnte aus ihrem Raͤdchen
kommen. Da wurde es traurig, ſetzte ſich aufs Dach
und ſpann und ſpann drei Tage lang, aber immer
nichts als Gold. Da kam ein klein Maͤnnchen ge-
gangen: ich will dir helfen aus aller deiner Noth,
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[XXXIV/0456] die Koͤnigin den Hund, und erhaͤlt dieſelbe Ant- wort. Sie geht nun mit einem giftigen Apfel hinaus, und ſo ſehr Sneewittchen von den Zwer- gen gewarnt iſt, wird es doch von ihren Klagen geruͤhrt, macht auf und ißt von dem Apfel, da iſt es todt, und wie die Zwerge kommen, koͤnnen ſie nicht helfen, und der Spiegel unter der Bank ſagt der Koͤnigin ſie ſey die ſchoͤnſte. Die ſieben Zwer- ge aber machen einen ſilbernen Sarg, legen das Sneewittchen hinein und ſetzen es auf einen Baum vor ihrer Hoͤhle. Ein Prinz kommt vorbei und bittet die Zwerge, ihm den Sarg zu geben, nimmt ihn mit und daheim laͤßt er es auf ein Bett le- gen und putzen, als waͤr es lebendig, und liebt es uͤber alle Maßen, ein Diener muß ihm auch be- ſtaͤndig aufwarten. Der wird einmal boͤs daruͤ- ber: „da ſoll man dem todten Maͤdchen thun, als wenn es lebte!“ giebt ihn einen Schlag in den Ruͤcken, da faͤhrt der Apfelbiſſen aus dem Mund, und Sneewittchen iſt wieder lebendig. Zu Hans Dumm. No. 54. Ausfuͤhrlicher in Pentamerone I, 3. und bei Straparola auch recht gut III, 1. Zum Rumpelſtilzchen. No. 55. Schon Fiſchart kann das Alter dieſes Maͤrchens bezeugen, im Gargantua, wo die Spiele verzeich- net werden, ſteht unter Num 363. ein Spiel- „Rumpele ſtilt oder der Poppart.“ Man ſagt auch Rumpenſtinzchen. Die Erzaͤhlung ſelbſt wird auch folgendermaßen anders angefangen: einem kleinen Maͤdchen dem wurde eine Kaute Flachs gegeben, daraus ſollte es Flachs ſpinnen, aber was es ſpann, war immer Goldfaden und kein einziger Faden Flachs konnte aus ihrem Raͤdchen kommen. Da wurde es traurig, ſetzte ſich aufs Dach und ſpann und ſpann drei Tage lang, aber immer nichts als Gold. Da kam ein klein Maͤnnchen ge- gangen: ich will dir helfen aus aller deiner Noth, ein junger Koͤnigsſohn ſoll da vorbei kommen,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. XXXIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/456>, abgerufen am 26.11.2024.