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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. zahlwörtercomposita.
gaudens); ein-heri (heros singularis, egregius) 68a pl.
ein-herjar (divi) 36a 42b; ein-hysi (insula, domus sepa-
rata); eini-ber (juniperi baccae) aus dem lat. entstellt?
sonst stünde ein-ber und das engl. one-berry ist ganz ein
andres gewächs; ein-kenni (nota disjunctiva); ein-kylja
(unica aura, ein lustzug); ein-lifi (coelibatus); ein-laeti
(solitudo); ein-mana (solitarius, sibi ipsi serviens) von man
(servus); ein-manadr (mensis unus. i. e. ultimus hiemis);
ein-maeli (arcanum) 254a; ein-raum (locus absconditus);
ein-seta (secessus); ein-skesta (pannus unilix); ein-spinna
(id.); ein-steigi, ein-stig (semita uni tantum pervia); ein-
staedingr (amicis orbus); ein-tal (soliloquium); ein-val
(electio); ein-vald (monarchia) ein-valdr (monarcha); ein-
vera (mansio solitaria); ein-veigi (duellum); ein-virki (co-
lonus sine famulitio). Mhd. ein-lant (insula) Barl. troj.,
kann zwar wie das altn. ein-hysi für ein abgesondert lie-
gendes land genommen werden, doch glaube ich daß es
aus ei-l. entstellt ist (vgl. s. 502.) und vielleicht ahd. aha-
lant lautete; von ein-oete gilt was von der ahd. form;
ein-sidele (anachoreta) Barl.; ein-weic Trist. und sicher
noch andere. Nhd. ein-beere (Paris Linn.); ein-blatt
(monophyllon); ein-falt; ein-heit; ein-korn (dinkel);
ein-klang; ein-kehle (winkel auf dem dach); ein-muth;
ein-tracht u. a. m.; eim-er ganz entstellt. -- 7) verba
mit ein- nehme ich nur im altn. wahr, sie leiten sich
aber von subst. zus. setzungen her: ein-daga (certum
tempus definire) ein-henda (una manu prehendere, ferire)
ein-kenna (insignire) ein-strengja (clamose certare) und
haben einen andern grund, als die unter 3. genannten
participia. -- Anm. a) mehrere comp. mit ein- in der
unter 5. ausgeführten bedeutung erinnern an die zusam-
mensetzung mit selb- und eigen- (s. 638. 639.) vgl. selb-
walt (arbitrium, libera potestas) ein-walt (principatus)
nhd. eigen-dünkel, eigen-sinnig, dän. egen-sindig, egen-
raadig, altn. ein-thyckr, ein-sinna, ein-radr u. a. m, wie
im griech. auto-xulos gleichviel mit mono-xulos (vgl. ahd.
selp-poum) auto-krator mit mono-krator u. a. m. Man
braucht daher nicht auf entstellung des eigen- in ein-
(wie sie im altfries. wirklich statt hat) zurückzugehen
oder gar auf verwandtschaft beider wörter und des pro-
nom. erster person, deren ausführung mir jetzt fern
liegt. b) sämmtliche composita mit ein- scheinen mir
eigentliche, wie auch der in eina-chorno erhaltne bin-
dungsvocal bezeugt und uni-, mono- bestätigt; ein adv.
eina (semel) läßt sich weder darthun, noch würde es zu

III. zahlwörtercompoſita.
gaudens); ein-heri (heros ſingularis, egregius) 68a pl.
ein-herjar (divi) 36a 42b; ein-hŷſi (inſula, domus ſepa-
rata); eini-ber (juniperi baccae) aus dem lat. entſtellt?
ſonſt ſtünde ein-ber und das engl. one-berry iſt ganz ein
andres gewächs; ein-kenni (nota disjunctiva); ein-kylja
(unica aura, ein luſtzug); ein-lìfi (cœlibatus); ein-læti
(ſolitudo); ein-mana (ſolitarius, ſibi ipſi ſerviens) von man
(ſervus); ein-mânaðr (menſis unus. i. e. ultimus hiemis);
ein-mæli (arcanum) 254a; ein-rûm (locus abſconditus);
ein-ſëta (ſeceſſus); ein-ſkêſta (pannus unilix); ein-ſpinna
(id.); ein-ſtîgi, ein-ſtig (ſemita uni tantum pervia); ein-
ſtædìngr (amicis orbus); ein-tal (ſoliloquium); ein-val
(electio); ein-vald (monarchia) ein-valdr (monarcha); ein-
vëra (manſio ſolitaria); ein-vîgi (duellum); ein-virki (co-
lonus ſine famulitio). Mhd. ein-lant (inſula) Barl. troj.,
kann zwar wie das altn. ein-hŷſi für ein abgeſondert lie-
gendes land genommen werden, doch glaube ich daß es
aus ei-l. entſtellt iſt (vgl. ſ. 502.) und vielleicht ahd. aha-
lant lautete; von ein-œte gilt was von der ahd. form;
ein-ſidele (anachoreta) Barl.; ein-wîc Triſt. und ſicher
noch andere. Nhd. ein-beere (Paris Linn.); ein-blatt
(monophyllon); ein-falt; ein-heit; ein-korn (dinkel);
ein-klang; ein-kehle (winkel auf dem dach); ein-muth;
ein-tracht u. a. m.; eim-er ganz entſtellt. — 7) verba
mit ein- nehme ich nur im altn. wahr, ſie leiten ſich
aber von ſubſt. zuſ. ſetzungen her: ein-daga (certum
tempus definire) ein-henda (una manu prehendere, ferire)
ein-kenna (inſignire) ein-ſtrengja (clamoſe certare) und
haben einen andern grund, als die unter 3. genannten
participia. — Anm. α) mehrere comp. mit ein- in der
unter 5. ausgeführten bedeutung erinnern an die zuſam-
menſetzung mit ſelb- und eigen- (ſ. 638. 639.) vgl. ſëlb-
walt (arbitrium, libera poteſtas) ein-walt (principatus)
nhd. eigen-dünkel, eigen-ſinnig, dän. egen-ſindig, egen-
raadig, altn. ein-þyckr, ein-ſinna, ein-râdr u. a. m, wie
im griech. αὐτό-ξυλος gleichviel mit μονό-ξυλος (vgl. ahd.
ſëlp-poum) αὐτο-κράτωρ mit μονο-κράτωρ u. a. m. Man
braucht daher nicht auf entſtellung des eigen- in ein-
(wie ſie im altfrieſ. wirklich ſtatt hat) zurückzugehen
oder gar auf verwandtſchaft beider wörter und des pro-
nom. erſter perſon, deren auſführung mir jetzt fern
liegt. β) ſämmtliche compoſita mit ein- ſcheinen mir
eigentliche, wie auch der in eina-chorno erhaltne bin-
dungsvocal bezeugt und uni-, μόνο- beſtätigt; ein adv.
eina (ſemel) läßt ſich weder darthun, noch würde es zu

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[955/0973] III. zahlwörtercompoſita. gaudens); ein-heri (heros ſingularis, egregius) 68a pl. ein-herjar (divi) 36a 42b; ein-hŷſi (inſula, domus ſepa- rata); eini-ber (juniperi baccae) aus dem lat. entſtellt? ſonſt ſtünde ein-ber und das engl. one-berry iſt ganz ein andres gewächs; ein-kenni (nota disjunctiva); ein-kylja (unica aura, ein luſtzug); ein-lìfi (cœlibatus); ein-læti (ſolitudo); ein-mana (ſolitarius, ſibi ipſi ſerviens) von man (ſervus); ein-mânaðr (menſis unus. i. e. ultimus hiemis); ein-mæli (arcanum) 254a; ein-rûm (locus abſconditus); ein-ſëta (ſeceſſus); ein-ſkêſta (pannus unilix); ein-ſpinna (id.); ein-ſtîgi, ein-ſtig (ſemita uni tantum pervia); ein- ſtædìngr (amicis orbus); ein-tal (ſoliloquium); ein-val (electio); ein-vald (monarchia) ein-valdr (monarcha); ein- vëra (manſio ſolitaria); ein-vîgi (duellum); ein-virki (co- lonus ſine famulitio). Mhd. ein-lant (inſula) Barl. troj., kann zwar wie das altn. ein-hŷſi für ein abgeſondert lie- gendes land genommen werden, doch glaube ich daß es aus ei-l. entſtellt iſt (vgl. ſ. 502.) und vielleicht ahd. aha- lant lautete; von ein-œte gilt was von der ahd. form; ein-ſidele (anachoreta) Barl.; ein-wîc Triſt. und ſicher noch andere. Nhd. ein-beere (Paris Linn.); ein-blatt (monophyllon); ein-falt; ein-heit; ein-korn (dinkel); ein-klang; ein-kehle (winkel auf dem dach); ein-muth; ein-tracht u. a. m.; eim-er ganz entſtellt. — 7) verba mit ein- nehme ich nur im altn. wahr, ſie leiten ſich aber von ſubſt. zuſ. ſetzungen her: ein-daga (certum tempus definire) ein-henda (una manu prehendere, ferire) ein-kenna (inſignire) ein-ſtrengja (clamoſe certare) und haben einen andern grund, als die unter 3. genannten participia. — Anm. α) mehrere comp. mit ein- in der unter 5. ausgeführten bedeutung erinnern an die zuſam- menſetzung mit ſelb- und eigen- (ſ. 638. 639.) vgl. ſëlb- walt (arbitrium, libera poteſtas) ein-walt (principatus) nhd. eigen-dünkel, eigen-ſinnig, dän. egen-ſindig, egen- raadig, altn. ein-þyckr, ein-ſinna, ein-râdr u. a. m, wie im griech. αὐτό-ξυλος gleichviel mit μονό-ξυλος (vgl. ahd. ſëlp-poum) αὐτο-κράτωρ mit μονο-κράτωρ u. a. m. Man braucht daher nicht auf entſtellung des eigen- in ein- (wie ſie im altfrieſ. wirklich ſtatt hat) zurückzugehen oder gar auf verwandtſchaft beider wörter und des pro- nom. erſter perſon, deren auſführung mir jetzt fern liegt. β) ſämmtliche compoſita mit ein- ſcheinen mir eigentliche, wie auch der in eina-chorno erhaltne bin- dungsvocal bezeugt und uni-, μόνο- beſtätigt; ein adv. eina (ſemel) läßt ſich weder darthun, noch würde es zu

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 955. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/973>, abgerufen am 19.05.2024.