Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

III. zahlwörtercomposita.
(f. threi-tig). Die altn. form tuttugu (XX.) scheint aus tvö-tugu,
also aus einem neutrum zu deuten, die übrigen decaden geben
dafur -teiu, das ich 1, 762. not, der ahd. nebenform -zo
und goth. tehund vergleiche; in den ordinalien gleich-
förmig tuttugasta, thritugasta u. s. w., doch gilt auch die
cardinalnebenform thria-tigi (edd. saem. 257b) nom. pl.,
die aus dem acc. pl. masc. thria tigi hervorgegangen un-
organisch die andern casus ergriffen hat, da der nom.
thrir-tigir (folglich auch tveeir-tigir, acc. tva-tigi?) lauten
sollte. In allen deutsehen dialecten führte demnach die
uralte apposition eigenthümliche formverderbnisse herbei.

5) hund ist neutrum und bildet ganz regelmäßig tva-
hunda, dat. tvaim-hundam, thrija-hunda, dat. thrim-
hundan, niun-hunda (nongenti) Esr. 33, 37; ahd. zuei-
hunt, driu-hunt; die dat. zueim-huntum, drim-huntum
sind aber nicht zu belegen. Ags. tva-hund, threo-hund.

6) thusundi ist goth. fem., daher tvos-thusundjos zu
erwarten, aber belege mangeln. Wegen der übrigen
sprachen vergl. 1, 764.

B. ordinalzahlen verbunden.

1) goth. und ahd. wird von XIII-XIX. auch die erste
zahl in der ordinalsorm genommen jedoch nicht mitde-
cliniert: fimfta-taihunda (decimus quintus) fimfta-taihundin
(decimo quinto); ahd. finfta-zehenten T. 13, 1, dritte-zenden
(decimo tertio) N. pag. 235b, niunta-zehanten (decimo nono
K. 34b, ungebunden steht sibunto zehanto (septimus decimus)
K. 32a Compositionsvocale kann man in dem a- nicht sehen,
schon wegen langsilbigkeit des ahd. finst-, dritt-, niunt-; form-
verhärtungen müßen aber auch hier zugegeben werden, weil
fimfta-taihundin jera in nom. fimfto-taihundo jer, folglich
im dat. fimfto-taihundin lauten sollte, wogegen das ahd.
finsta-zehentin jare untadelhaft scheint, statt niunta-zehan-
tin salmin aber niunto-zehantin zu erwarten wäre, falls
der nom. masc. niunto-zehanto lautet. Die ordinalzahl
von XI. und XII. erscheint nicht bei Ulf., nach dem ahd.
ein-lifto (ein-lufto N. p. 235b), zue-lifto K. 29b (zewelsto
N. l. c.) kann nur ain-lifta, tva-lifta gemuthmaßt wer-
den, nicht etwa frumista-lifta, andar-lifta, so wie im lat.
undecimus, duodecimus von undecim, duodecim geleitet,
kein decimus primus, secundus gebildet wird. Alle übri-
gen und neueren mundarten leiten auch für XIII-XIX.
lediglich ab, ags. threotteoda, nigonteoda, nicht thridda-
teoda, nigoda-teoda; altn. threttandi, fim-tandi, nicht
thridi-tiunda; fimti-teiundi; mhd. driu-zehende, Nib. 5576.

III. zahlwörtercompoſita.
(f. þrî-tig). Die altn. form tuttugu (XX.) ſcheint aus tvö-tugu,
alſo aus einem neutrum zu deuten, die übrigen decaden geben
dafur -tîu, das ich 1, 762. not, der ahd. nebenform -zô
und goth. tëhund vergleiche; in den ordinalien gleich-
förmig tuttugaſta, þritugaſta u. ſ. w., doch gilt auch die
cardinalnebenform þriâ-tigi (edd. ſæm. 257b) nom. pl.,
die aus dem acc. pl. maſc. þriâ tigi hervorgegangen un-
organiſch die andern caſus ergriffen hat, da der nom.
þrir-tigir (folglich auch tveîr-tigir, acc. tvâ-tigi?) lauten
ſollte. In allen deutſehen dialecten führte demnach die
uralte appoſition eigenthümliche formverderbniſſe herbei.

5) hund iſt neutrum und bildet ganz regelmäßig tva-
hunda, dat. tváim-hundam, þrija-hunda, dat. þrim-
hundan, niun-hunda (nongenti) Eſr. 33, 37; ahd. zuei-
hunt, driu-hunt; die dat. zueim-huntum, drim-huntum
ſind aber nicht zu belegen. Agſ. tvâ-hund, þrëó-hund.

6) þuſundi iſt goth. fem., daher tvôs-þuſundjôs zu
erwarten, aber belege mangeln. Wegen der übrigen
ſprachen vergl. 1, 764.

B. ordinalzahlen verbunden.

1) goth. und ahd. wird von XIII-XIX. auch die erſte
zahl in der ordinalſorm genommen jedoch nicht mitde-
cliniert: fimfta-taíhunda (decimus quintus) fimfta-taíhundin
(decimo quinto); ahd. finfta-zëhenten T. 13, 1, dritte-zënden
(decimo tertio) N. pag. 235b, niunta-zëhanten (decimo nono
K. 34b, ungebunden ſteht ſibunto zëhanto (ſeptimus decimus)
K. 32a Compoſitionsvocale kann man in dem a- nicht ſehen,
ſchon wegen langſilbigkeit des ahd. finſt-, dritt-, niunt-; form-
verhärtungen müßen aber auch hier zugegeben werden, weil
fimfta-taíhundin jêra in nom. fimftô-taíhundô jêr, folglich
im dat. fimftô-taíhundin lauten ſollte, wogegen das ahd.
finſta-zëhentin jâre untadelhaft ſcheint, ſtatt niunta-zëhan-
tin ſalmin aber niunto-zëhantin zu erwarten wäre, falls
der nom. maſc. niunto-zëhanto lautet. Die ordinalzahl
von XI. und XII. erſcheint nicht bei Ulf., nach dem ahd.
ein-lifto (ein-lufto N. p. 235b), zuê-lifto K. 29b (zewelſto
N. l. c.) kann nur áin-lifta, tva-lifta gemuthmaßt wer-
den, nicht etwa frumiſta-lifta, andar-lifta, ſo wie im lat.
undecimus, duodecimus von undecim, duodecim geleitet,
kein decimus primus, ſecundus gebildet wird. Alle übri-
gen und neueren mundarten leiten auch für XIII-XIX.
lediglich ab, agſ. þrëottëóða, nigontëóða, nicht þridda-
tëóða, nigoða-tëóða; altn. þrëttândi, fim-tândi, nicht
þridi-tiunda; fimti-tîundi; mhd. driu-zëhende, Nib. 5576.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0967" n="949"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">III. <hi rendition="#i">zahlwörtercompo&#x017F;ita.</hi></hi></fw><lb/>
(f. þrî-tig). Die altn. form tuttugu (XX.) &#x017F;cheint aus tvö-tugu,<lb/>
al&#x017F;o aus einem neutrum zu deuten, die übrigen decaden geben<lb/>
dafur -tîu, das ich 1, 762. not, der ahd. nebenform -zô<lb/>
und goth. tëhund vergleiche; in den ordinalien gleich-<lb/>
förmig tuttuga&#x017F;ta, þrituga&#x017F;ta u. &#x017F;. w., doch gilt auch die<lb/>
cardinalnebenform þriâ-tigi (edd. &#x017F;æm. 257<hi rendition="#sup">b</hi>) nom. pl.,<lb/>
die aus dem acc. pl. ma&#x017F;c. þriâ tigi hervorgegangen un-<lb/>
organi&#x017F;ch die andern ca&#x017F;us ergriffen hat, da der nom.<lb/>
þrir-tigir (folglich auch tveîr-tigir, acc. tvâ-tigi?) lauten<lb/>
&#x017F;ollte. In allen deut&#x017F;ehen dialecten führte demnach die<lb/>
uralte appo&#x017F;ition eigenthümliche formverderbni&#x017F;&#x017F;e herbei.</p><lb/>
            <p>5) <hi rendition="#i">hund</hi> i&#x017F;t neutrum und bildet ganz regelmäßig tva-<lb/>
hunda, dat. tváim-hundam, þrija-hunda, dat. þrim-<lb/>
hundan, niun-hunda (nongenti) E&#x017F;r. 33, 37; ahd. zuei-<lb/>
hunt, driu-hunt; die dat. zueim-huntum, drim-huntum<lb/>
&#x017F;ind aber nicht zu belegen. Ag&#x017F;. tvâ-hund, þrëó-hund.</p><lb/>
            <p>6) <hi rendition="#i">þu&#x017F;undi</hi> i&#x017F;t goth. fem., daher tvôs-þu&#x017F;undjôs zu<lb/>
erwarten, aber belege mangeln. Wegen der übrigen<lb/>
&#x017F;prachen vergl. 1, 764.</p><lb/>
            <p>B. <hi rendition="#i">ordinalzahlen</hi> verbunden.</p><lb/>
            <p>1) goth. und ahd. wird von XIII-XIX. auch die er&#x017F;te<lb/>
zahl in der ordinal&#x017F;orm genommen jedoch nicht mitde-<lb/>
cliniert: fimfta-taíhunda (decimus quintus) fimfta-taíhundin<lb/>
(decimo quinto); ahd. finfta-zëhenten T. 13, 1, dritte-zënden<lb/>
(decimo tertio) N. pag. 235<hi rendition="#sup">b</hi>, niunta-zëhanten (decimo nono<lb/>
K. 34<hi rendition="#sup">b</hi>, ungebunden &#x017F;teht &#x017F;ibunto zëhanto (&#x017F;eptimus decimus)<lb/>
K. 32<hi rendition="#sup">a</hi> Compo&#x017F;itionsvocale kann man in dem a- nicht &#x017F;ehen,<lb/>
&#x017F;chon wegen lang&#x017F;ilbigkeit des ahd. fin&#x017F;t-, dritt-, niunt-; form-<lb/>
verhärtungen müßen aber auch hier zugegeben werden, weil<lb/>
fimfta-taíhundin jêra in nom. fimftô-taíhundô jêr, folglich<lb/>
im dat. fimftô-taíhundin lauten &#x017F;ollte, wogegen das ahd.<lb/>
fin&#x017F;ta-zëhentin jâre untadelhaft &#x017F;cheint, &#x017F;tatt niunta-zëhan-<lb/>
tin &#x017F;almin aber niunto-zëhantin zu erwarten wäre, falls<lb/>
der nom. ma&#x017F;c. niunto-zëhanto lautet. Die ordinalzahl<lb/>
von XI. und XII. er&#x017F;cheint nicht bei Ulf., nach dem ahd.<lb/>
ein-lifto (ein-lufto N. p. 235<hi rendition="#sup">b</hi>), zuê-lifto K. 29<hi rendition="#sup">b</hi> (zewel&#x017F;to<lb/>
N. l. c.) kann nur áin-lifta, tva-lifta gemuthmaßt wer-<lb/>
den, nicht etwa frumi&#x017F;ta-lifta, andar-lifta, &#x017F;o wie im lat.<lb/>
undecimus, duodecimus von undecim, duodecim geleitet,<lb/>
kein decimus primus, &#x017F;ecundus gebildet wird. Alle übri-<lb/>
gen und neueren mundarten leiten auch für XIII-XIX.<lb/>
lediglich ab, ag&#x017F;. þrëottëóða, nigontëóða, nicht þridda-<lb/>
tëóða, nigoða-tëóða; altn. þrëttândi, fim-tândi, nicht<lb/>
þridi-tiunda; fimti-tîundi; mhd. driu-zëhende, Nib. 5576.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[949/0967] III. zahlwörtercompoſita. (f. þrî-tig). Die altn. form tuttugu (XX.) ſcheint aus tvö-tugu, alſo aus einem neutrum zu deuten, die übrigen decaden geben dafur -tîu, das ich 1, 762. not, der ahd. nebenform -zô und goth. tëhund vergleiche; in den ordinalien gleich- förmig tuttugaſta, þritugaſta u. ſ. w., doch gilt auch die cardinalnebenform þriâ-tigi (edd. ſæm. 257b) nom. pl., die aus dem acc. pl. maſc. þriâ tigi hervorgegangen un- organiſch die andern caſus ergriffen hat, da der nom. þrir-tigir (folglich auch tveîr-tigir, acc. tvâ-tigi?) lauten ſollte. In allen deutſehen dialecten führte demnach die uralte appoſition eigenthümliche formverderbniſſe herbei. 5) hund iſt neutrum und bildet ganz regelmäßig tva- hunda, dat. tváim-hundam, þrija-hunda, dat. þrim- hundan, niun-hunda (nongenti) Eſr. 33, 37; ahd. zuei- hunt, driu-hunt; die dat. zueim-huntum, drim-huntum ſind aber nicht zu belegen. Agſ. tvâ-hund, þrëó-hund. 6) þuſundi iſt goth. fem., daher tvôs-þuſundjôs zu erwarten, aber belege mangeln. Wegen der übrigen ſprachen vergl. 1, 764. B. ordinalzahlen verbunden. 1) goth. und ahd. wird von XIII-XIX. auch die erſte zahl in der ordinalſorm genommen jedoch nicht mitde- cliniert: fimfta-taíhunda (decimus quintus) fimfta-taíhundin (decimo quinto); ahd. finfta-zëhenten T. 13, 1, dritte-zënden (decimo tertio) N. pag. 235b, niunta-zëhanten (decimo nono K. 34b, ungebunden ſteht ſibunto zëhanto (ſeptimus decimus) K. 32a Compoſitionsvocale kann man in dem a- nicht ſehen, ſchon wegen langſilbigkeit des ahd. finſt-, dritt-, niunt-; form- verhärtungen müßen aber auch hier zugegeben werden, weil fimfta-taíhundin jêra in nom. fimftô-taíhundô jêr, folglich im dat. fimftô-taíhundin lauten ſollte, wogegen das ahd. finſta-zëhentin jâre untadelhaft ſcheint, ſtatt niunta-zëhan- tin ſalmin aber niunto-zëhantin zu erwarten wäre, falls der nom. maſc. niunto-zëhanto lautet. Die ordinalzahl von XI. und XII. erſcheint nicht bei Ulf., nach dem ahd. ein-lifto (ein-lufto N. p. 235b), zuê-lifto K. 29b (zewelſto N. l. c.) kann nur áin-lifta, tva-lifta gemuthmaßt wer- den, nicht etwa frumiſta-lifta, andar-lifta, ſo wie im lat. undecimus, duodecimus von undecim, duodecim geleitet, kein decimus primus, ſecundus gebildet wird. Alle übri- gen und neueren mundarten leiten auch für XIII-XIX. lediglich ab, agſ. þrëottëóða, nigontëóða, nicht þridda- tëóða, nigoða-tëóða; altn. þrëttândi, fim-tândi, nicht þridi-tiunda; fimti-tîundi; mhd. driu-zëhende, Nib. 5576.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/967
Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 949. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/967>, abgerufen am 19.05.2024.