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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. partikelcomp. -- untr. part. mit verb.
schiußet); mich be-traget; mich be-tauret Parc. 55b 85a;
mich be-vilt, dieses mit der partikel vil gebildete, häufige
verbum ist der ältern sprache unbekannt und nhd. wie-
der untergegangen. Nhd, nur: mich er-b-armt, mich
be-dünkt, neben dünkt, so wie mich dauert, aber mich
ver-drießt, mich ver-langt, mich ge-reut. Wo der dat.
flehet, z. b. mir ir-p-armet doc. 225a; mir be-smahet
(displicet mihi) N. 13, 6. mir he-cnuodelet (iunoteseit mihi)
W. 5, 2; mir be-haget MS. 2, 190a etc. ist das verbum
schon von allgemeinerer intransitiver beschaffenheit, --
7) einzelne nhd. be- gelten bloß fürs part. praet. z. b.
be-mittelt, be-schaffen; wenigstens in ihrer eiguen bedeu-
tung, z. b. be-lesen (literatus) versch. von be-lesen, das
vom gemuese gilt; be-redt (disertus) versch. von be-redet.

[ent-] die schwankenden formen sind schon s. 713-716.
berühit, goth. and- (nie anda-); ahd. nur noch ausnahms-
weise in den ältesten quellen ant- (nie au- *) [ant-luhchit
ker. 18. ant-buntan sgall. 199. ant-dhecchid J. 342. 395.
ant-sene J. 385. 389. ant-luhhu J. 346. ant-hiognan (pla-
citum) hrab. 973a acc. sg. masc., ant-luagan (placitum) jun.
221. part. praet. eines verlornen starken verbi oder viel-
leicht bloßes adj.?; ant-heißit, ant-hieß jun. 243. 255.], nicht
bei K. T. O. N. W., wo bei ihnen verbum mit ant-
erscheint, ist es von nominibus abgeleitet; in der regel
wechseln int- und in- (selten en-), weder willkürlich,
noch bei allen ganz auf dieselbe weise. Es kommt auf
den anlaut des verbi an, mit dem sich die part. zusam-
mensetzt. Vor vocalen, spiranten und liquiden bewahren
fast alle int- (N. vor vocalen und r sogar ind-, welches
d organisch scheint), vor den übrigen mutis stehet mei-
stens in-; was im einzelnen hierwider stößt, mag dia-
lectisch sein, oder ungenaue schreibung, z. b. in-machon
K. 48b f. int-mahhon, wie sgall, 199. oder in-scuohen
mons. 391. für int-sc.; annehmlicher ist das int-, welches
einige noch vor f, ph und p behaupten, Daß aber die
gl. ker. überall nicht int-, sondern auch vor spir. und
liq. in- (selten en-) schreiben (vor vocalen? der fall fin-
det sich nicht), befremdet am meisten. Alts. dauert durch-
gängig das echte ant- (f, aßd-), vor allen anlauten, fort
und seine composita unterscheiden sich von denen mit an-
(goth. in-, ana-). Ags. gilt nicht and- (wie vor subst.
und dem daraus hergeleiteten), sondern on-, gleich-viel

*) doch, jun. 248. an-fangan (ratus), das kaum f. ana-fangan;
ker. 27. an-baiß (hauserat) f. in-peiß.

III. partikelcomp. — untr. part. mit verb.
ſchiuƷet); mich be-trâget; mich be-tûret Parc. 55b 85a;
mich be-vilt, dieſes mit der partikel vil gebildete, häufige
verbum iſt der ältern ſprache unbekannt und nhd. wie-
der untergegangen. Nhd, nur: mich er-b-armt, mich
be-dünkt, neben dünkt, ſo wie mich dauert, aber mich
ver-drießt, mich ver-langt, mich ge-reut. Wo der dat.
flehet, z. b. mir ir-p-armêt doc. 225a; mir be-ſmâhet
(diſplicet mihi) N. 13, 6. mir he-cnuodelet (iunoteſeit mihi)
W. 5, 2; mir be-haget MS. 2, 190a etc. iſt das verbum
ſchon von allgemeinerer intranſitiver beſchaffenheit, —
7) einzelne nhd. be- gelten bloß fürs part. praet. z. b.
be-mittelt, be-ſchaffen; wenigſtens in ihrer eiguen bedeu-
tung, z. b. be-leſen (literatus) verſch. von be-leſen, das
vom gemueſe gilt; be-redt (diſertus) verſch. von be-redet.

[ent-] die ſchwankenden formen ſind ſchon ſ. 713-716.
berühit, goth. and- (nie anda-); ahd. nur noch ausnahms-
weiſe in den älteſten quellen ant- (nie au- *) [ant-luhchit
ker. 18. ant-buntan ſgall. 199. ant-dhecchid J. 342. 395.
ant-ſene J. 385. 389. ant-luhhu J. 346. ant-hiôgnan (pla-
citum) hrab. 973a acc. ſg. maſc., ant-luagan (placitum) jun.
221. part. praet. eines verlornen ſtarken verbi oder viel-
leicht bloßes adj.?; ant-heiƷit, ant-hieƷ jun. 243. 255.], nicht
bei K. T. O. N. W., wo bei ihnen verbum mit ant-
erſcheint, iſt es von nominibus abgeleitet; in der regel
wechſeln int- und in- (ſelten ën-), weder willkürlich,
noch bei allen ganz auf dieſelbe weiſe. Es kommt auf
den anlaut des verbi an, mit dem ſich die part. zuſam-
menſetzt. Vor vocalen, ſpiranten und liquiden bewahren
faſt alle int- (N. vor vocalen und r ſogar ind-, welches
d organiſch ſcheint), vor den übrigen mutis ſtehet mei-
ſtens in-; was im einzelnen hierwider ſtößt, mag dia-
lectiſch ſein, oder ungenaue ſchreibung, z. b. in-machôn
K. 48b f. int-mahhôn, wie ſgall, 199. oder in-ſcuohen
monſ. 391. für int-ſc.; annehmlicher iſt das int-, welches
einige noch vor f, ph und p behaupten, Daß aber die
gl. ker. überall nicht int-, ſondern auch vor ſpir. und
liq. in- (ſelten en-) ſchreiben (vor vocalen? der fall fin-
det ſich nicht), befremdet am meiſten. Altſ. dauert durch-
gängig das echte ant- (f, aßd-), vor allen anlauten, fort
und ſeine compoſita unterſcheiden ſich von denen mit an-
(goth. ïn-, ana-). Agſ. gilt nicht and- (wie vor ſubſt.
und dem daraus hergeleiteten), ſondern on-, gleich-viel

*) doch, jun. 248. an-fangan (ratus), das kaum f. ana-fangan;
ker. 27. an-baiƷ (hauſerat) f. in-peiƷ.
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[808/0826] III. partikelcomp. — untr. part. mit verb. ſchiuƷet); mich be-trâget; mich be-tûret Parc. 55b 85a; mich be-vilt, dieſes mit der partikel vil gebildete, häufige verbum iſt der ältern ſprache unbekannt und nhd. wie- der untergegangen. Nhd, nur: mich er-b-armt, mich be-dünkt, neben dünkt, ſo wie mich dauert, aber mich ver-drießt, mich ver-langt, mich ge-reut. Wo der dat. flehet, z. b. mir ir-p-armêt doc. 225a; mir be-ſmâhet (diſplicet mihi) N. 13, 6. mir he-cnuodelet (iunoteſeit mihi) W. 5, 2; mir be-haget MS. 2, 190a etc. iſt das verbum ſchon von allgemeinerer intranſitiver beſchaffenheit, — 7) einzelne nhd. be- gelten bloß fürs part. praet. z. b. be-mittelt, be-ſchaffen; wenigſtens in ihrer eiguen bedeu- tung, z. b. be-leſen (literatus) verſch. von be-leſen, das vom gemueſe gilt; be-redt (diſertus) verſch. von be-redet. [ent-] die ſchwankenden formen ſind ſchon ſ. 713-716. berühit, goth. and- (nie anda-); ahd. nur noch ausnahms- weiſe in den älteſten quellen ant- (nie au- *) [ant-luhchit ker. 18. ant-buntan ſgall. 199. ant-dhecchid J. 342. 395. ant-ſene J. 385. 389. ant-luhhu J. 346. ant-hiôgnan (pla- citum) hrab. 973a acc. ſg. maſc., ant-luagan (placitum) jun. 221. part. praet. eines verlornen ſtarken verbi oder viel- leicht bloßes adj.?; ant-heiƷit, ant-hieƷ jun. 243. 255.], nicht bei K. T. O. N. W., wo bei ihnen verbum mit ant- erſcheint, iſt es von nominibus abgeleitet; in der regel wechſeln int- und in- (ſelten ën-), weder willkürlich, noch bei allen ganz auf dieſelbe weiſe. Es kommt auf den anlaut des verbi an, mit dem ſich die part. zuſam- menſetzt. Vor vocalen, ſpiranten und liquiden bewahren faſt alle int- (N. vor vocalen und r ſogar ind-, welches d organiſch ſcheint), vor den übrigen mutis ſtehet mei- ſtens in-; was im einzelnen hierwider ſtößt, mag dia- lectiſch ſein, oder ungenaue ſchreibung, z. b. in-machôn K. 48b f. int-mahhôn, wie ſgall, 199. oder in-ſcuohen monſ. 391. für int-ſc.; annehmlicher iſt das int-, welches einige noch vor f, ph und p behaupten, Daß aber die gl. ker. überall nicht int-, ſondern auch vor ſpir. und liq. in- (ſelten en-) ſchreiben (vor vocalen? der fall fin- det ſich nicht), befremdet am meiſten. Altſ. dauert durch- gängig das echte ant- (f, aßd-), vor allen anlauten, fort und ſeine compoſita unterſcheiden ſich von denen mit an- (goth. ïn-, ana-). Agſ. gilt nicht and- (wie vor ſubſt. und dem daraus hergeleiteten), ſondern on-, gleich-viel *) doch, jun. 248. an-fangan (ratus), das kaum f. ana-fangan; ker. 27. an-baiƷ (hauſerat) f. in-peiƷ.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 808. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/826>, abgerufen am 19.05.2024.