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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. verbale comp. -- verb. mit adj.
galis) jun. 188. kann auch vom adj. spar oder vom subst.
spara stammen; unarspuri-l. (ininvestigabilis) jun. 193; fu-
ristant-leih (intelligibilis) K. 57b; volg-leih (subsequens)
mons. 384, vielleicht auch substantivisch?; warb-leih (ver-
satilis) jun. 231. werbi-leih doc. 243b; pezeichen-leih (my-
sticus) N. 54, 16. 103, 3; zimi-leih (decens) doc. 245b f. zi-
ma-leih; und sicher noch andere. -- mhd. bete-lich am. 9a
unbete-leich Barl. vom subst. bet oder verb. beten?; unzer-
ganc-l. Barl.; erkenne-leich (noscibilis); klage-l. Parc. 3b
vielleicht substantivisch;? lebe-l. (alacris) Trist. Barl.; unge-
loub-l. Barl.; genis-l. (sanabilis) a. H. 198b; wein-l. (lacri-
mans) Barl.; bezeichen-l. Barl.; zime-l. Barl.; es werden sich
andere hinzufügen laßen, doch gibt es ihrer viel weniger,
als im nhd. -- nhd. erbitt-lich, zerbrech-l. verbrenn-l. ver-
damm-l. verdau-l. bedenk-l. deut-l. verderb-l. verehr-l.
verfäng-l. erfind-l. unerforschl. vergeb-l. zugäng-l. be-
gehrl-. vergeß-l. begreif-l. ergründ-l. behilf-l. unaufhör-l.
erklär-l. unerläß-l. leid-l. (lieber adjectivisch?) unaus-
lösch-l. ermeß-l. vernehm-l. hinreich-l. widerruf-l. ver-
rück-l. unsäg-l. überseh-l. unübersetz-l. schick-l. unbe-
schreib-l. erschwing-l. verständ-l. bestech-l. sterb-l. sträf-l.
erträg-l. verträg-l. beweg-l. unweiger-l. erweis-l. ab-
wend-l. verwers-l. überwind-l. wirk-l. unverwüst-l. ziem-
l. bezwing-l. u. a. m. Verschiedene sind aber nicht ohne
un- im gebrauch oder es gehört wenigstens strengere ab-
straction zu: säg-l. auslösch-l. entgelt-l. aufhör-l. etc. Der
überfluß dieser nhd. bildungen, verglichen mit ihrer frü-
hern seltenheit, ist theils aus der vorschreitenden abstrac-
tion der sprache überhaupt, theils daher zu erklären,
daß ursprüngliche composita mit dem inf. und part. all-
mählig in bloß verbale übergegangen sind, wie fich un-
ten zeigen wird. Besondere erwähnung erfordern hier
noch die mit verbis auf -ern zus. gesetzten, als: verän-
der-l. ärger-l. veräußer-l. verbeßer-l. hinder-l. erinner-l.
verkleiner-l. verringer-l. absonder-l. verwunder-l., nach
denen sich andere bildungen unorganisch gerichtet zu ha-
ben scheinen. Denn wenn gleich lächer-l. weiner-l., und
volksmäßig auch grauer-l. eßer-l. trinker-l. speier-l. tan-
zer-l. etc. auf meditativa lächern, weinern etc. (s. 138.)
zurückgeführt werden können; so lehrt schon die unme-
ditative bedeutung, daß dem nhd. leser-l. (legibilis) fürch-
ter-l. (terribilis) kein lesern, fürchtern zur grundlage ge-
reichen. Sie stehen also für les-l. fürcht-l. Was den
umlaut betrifft, so haben ihn die meisten; einigen gebricht
er: verdamm-l. verdau-l. unerforsch-l. glaub-l. bedauer-l.

III. verbale comp. — verb. mit adj.
galis) jun. 188. kann auch vom adj. ſpar oder vom ſubſt.
ſpara ſtammen; unarſpuri-l. (ininveſtigabilis) jun. 193; fu-
riſtant-lîh (intelligibilis) K. 57b; volg-lîh (ſubſequens)
monſ. 384, vielleicht auch ſubſtantiviſch?; warb-lîh (ver-
ſatilis) jun. 231. werbi-lîh doc. 243b; pezeichen-lîh (my-
ſticus) N. 54, 16. 103, 3; zimi-lîh (decens) doc. 245b f. zi-
ma-lîh; und ſicher noch andere. — mhd. bëte-lich am. 9a
unbëte-lîch Barl. vom ſubſt. bët oder verb. bëten?; unzer-
ganc-l. Barl.; erkenne-lîch (noſcibilis); klage-l. Parc. 3b
vielleicht ſubſtantiviſch;? lëbe-l. (alacris) Triſt. Barl.; unge-
loub-l. Barl.; genis-l. (ſanabilis) a. H. 198b; wein-l. (lacri-
mans) Barl.; bezeichen-l. Barl.; zime-l. Barl.; es werden ſich
andere hinzufügen laßen, doch gibt es ihrer viel weniger,
als im nhd. — nhd. erbitt-lich, zerbrech-l. verbrenn-l. ver-
damm-l. verdau-l. bedenk-l. deut-l. verderb-l. verehr-l.
verfäng-l. erfind-l. unerforſchl. vergeb-l. zugäng-l. be-
gehrl-. vergeß-l. begreif-l. ergründ-l. behilf-l. unaufhör-l.
erklär-l. unerläß-l. leid-l. (lieber adjectiviſch?) unaus-
löſch-l. ermeß-l. vernehm-l. hinreich-l. widerruf-l. ver-
rück-l. unſäg-l. überſeh-l. unüberſetz-l. ſchick-l. unbe-
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erträg-l. verträg-l. beweg-l. unweiger-l. erweiſ-l. ab-
wend-l. verwerſ-l. überwind-l. wirk-l. unverwüſt-l. ziem-
l. bezwing-l. u. a. m. Verſchiedene ſind aber nicht ohne
un- im gebrauch oder es gehört wenigſtens ſtrengere ab-
ſtraction zu: ſäg-l. auslöſch-l. entgelt-l. aufhör-l. etc. Der
überfluß dieſer nhd. bildungen, verglichen mit ihrer frü-
hern ſeltenheit, iſt theils aus der vorſchreitenden abſtrac-
tion der ſprache überhaupt, theils daher zu erklären,
daß urſprüngliche compoſita mit dem inf. und part. all-
mählig in bloß verbale übergegangen ſind, wie fich un-
ten zeigen wird. Beſondere erwähnung erfordern hier
noch die mit verbis auf -ern zuſ. geſetzten, als: verän-
der-l. ärger-l. veräußer-l. verbeßer-l. hinder-l. erinner-l.
verkleiner-l. verringer-l. abſonder-l. verwunder-l., nach
denen ſich andere bildungen unorganiſch gerichtet zu ha-
ben ſcheinen. Denn wenn gleich lächer-l. weiner-l., und
volksmäßig auch grauer-l. eßer-l. trinker-l. ſpeier-l. tan-
zer-l. etc. auf meditativa lächern, weinern etc. (ſ. 138.)
zurückgeführt werden können; ſo lehrt ſchon die unme-
ditative bedeutung, daß dem nhd. leſer-l. (legibilis) fürch-
ter-l. (terribilis) kein leſern, fürchtern zur grundlage ge-
reichen. Sie ſtehen alſo für les-l. fürcht-l. Was den
umlaut betrifft, ſo haben ihn die meiſten; einigen gebricht
er: verdamm-l. verdau-l. unerforſch-l. glaub-l. bedauer-l.

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[685/0703] III. verbale comp. — verb. mit adj. galis) jun. 188. kann auch vom adj. ſpar oder vom ſubſt. ſpara ſtammen; unarſpuri-l. (ininveſtigabilis) jun. 193; fu- riſtant-lîh (intelligibilis) K. 57b; volg-lîh (ſubſequens) monſ. 384, vielleicht auch ſubſtantiviſch?; warb-lîh (ver- ſatilis) jun. 231. werbi-lîh doc. 243b; pezeichen-lîh (my- ſticus) N. 54, 16. 103, 3; zimi-lîh (decens) doc. 245b f. zi- ma-lîh; und ſicher noch andere. — mhd. bëte-lich am. 9a unbëte-lîch Barl. vom ſubſt. bët oder verb. bëten?; unzer- ganc-l. Barl.; erkenne-lîch (noſcibilis); klage-l. Parc. 3b vielleicht ſubſtantiviſch;? lëbe-l. (alacris) Triſt. Barl.; unge- loub-l. Barl.; genis-l. (ſanabilis) a. H. 198b; wein-l. (lacri- mans) Barl.; bezeichen-l. Barl.; zime-l. Barl.; es werden ſich andere hinzufügen laßen, doch gibt es ihrer viel weniger, als im nhd. — nhd. erbitt-lich, zerbrech-l. verbrenn-l. ver- damm-l. verdau-l. bedenk-l. deut-l. verderb-l. verehr-l. verfäng-l. erfind-l. unerforſchl. vergeb-l. zugäng-l. be- gehrl-. vergeß-l. begreif-l. ergründ-l. behilf-l. unaufhör-l. erklär-l. unerläß-l. leid-l. (lieber adjectiviſch?) unaus- löſch-l. ermeß-l. vernehm-l. hinreich-l. widerruf-l. ver- rück-l. unſäg-l. überſeh-l. unüberſetz-l. ſchick-l. unbe- ſchreib-l. erſchwing-l. verſtänd-l. beſtech-l. ſterb-l. ſträf-l. erträg-l. verträg-l. beweg-l. unweiger-l. erweiſ-l. ab- wend-l. verwerſ-l. überwind-l. wirk-l. unverwüſt-l. ziem- l. bezwing-l. u. a. m. Verſchiedene ſind aber nicht ohne un- im gebrauch oder es gehört wenigſtens ſtrengere ab- ſtraction zu: ſäg-l. auslöſch-l. entgelt-l. aufhör-l. etc. Der überfluß dieſer nhd. bildungen, verglichen mit ihrer frü- hern ſeltenheit, iſt theils aus der vorſchreitenden abſtrac- tion der ſprache überhaupt, theils daher zu erklären, daß urſprüngliche compoſita mit dem inf. und part. all- mählig in bloß verbale übergegangen ſind, wie fich un- ten zeigen wird. Beſondere erwähnung erfordern hier noch die mit verbis auf -ern zuſ. geſetzten, als: verän- der-l. ärger-l. veräußer-l. verbeßer-l. hinder-l. erinner-l. verkleiner-l. verringer-l. abſonder-l. verwunder-l., nach denen ſich andere bildungen unorganiſch gerichtet zu ha- ben ſcheinen. Denn wenn gleich lächer-l. weiner-l., und volksmäßig auch grauer-l. eßer-l. trinker-l. ſpeier-l. tan- zer-l. etc. auf meditativa lächern, weinern etc. (ſ. 138.) zurückgeführt werden können; ſo lehrt ſchon die unme- ditative bedeutung, daß dem nhd. leſer-l. (legibilis) fürch- ter-l. (terribilis) kein leſern, fürchtern zur grundlage ge- reichen. Sie ſtehen alſo für les-l. fürcht-l. Was den umlaut betrifft, ſo haben ihn die meiſten; einigen gebricht er: verdamm-l. verdau-l. unerforſch-l. glaub-l. bedauer-l.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/703>, abgerufen am 02.06.2024.