Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.III. subst. uneig. comp. -- subst. mit subst. gen. setzung) abwechselt. Ein theil eigentlicher zus. setzungenlaßen sich in der that genitivisch erklären (s. 444. 445.), ohne daß sie auf diesem wege entsprungen wären. Und wenn sie auch dann, wie mir scheint, noch einen beischmack des allgemeinern haben, der den uneig. comp. abgeht, diese zugleich etwas bestimmteres ausdrücken, das jenen mangelt; so liegt es doch in vielen anwendungen nicht an solchen feineren unterschieden und dichter dürfen nach bequemlichkeit des metrums eine oder die andere weise wählen. Cädmon gebraucht 16. kurz hintereinan- der dead-beames ofet (pomum arboris mortiferae) und thät väs deades beam (haec erat arbor mortis); man fühlt, wie unschicklich hier beide ausdrücke die stelle vertau- schen würden, nicht bloß die silbenzählung fordert jeden an der seinigen, sondern auch häufung zweier genitive (deades beames ofet) ist gemieden und die leise abwei- chung des allgemeineren von dem nachdrucksvollen be- stimmteren habe ich durch das lat. arbor mortifera und arbor mortis wiederzugeben gesucht, obgleich hier die deutsche sprache von der lat. nicht erreicht werden kann. Aehnliche ags. beispiele sind: heofon-veardes gast Cädm. 3. heofonreices veard Cädm. 85. gum-dryhten Beov. 124. gumena dryhten Beov. 137. beah-hord Beov. 69. 71. beaga hord Beov. 170. yd-lafe Beov. 75. vätra lafe Cädm. 35. Im alts. wechseln duom-dag und duomes dag, man- kunni und manno kunni, gast-haus und gestjo haus etc. Altn. braud-beckr und braudar-beckr (scamnum nuptiale); braud-gangr und braudar-gangr (nuptiae); sol-setr und so- lar-fall, beide occasus solis, jenes wohl mehr den gesche- henen, dieses den geschehenden bedeutend, daher jenes für den ort, wo nachts die sonne weilt. Ahd. wala- rouba und wales rouba (oben s. 479.); himil-reihhi (s. 517.) himilo reihhi T. 25, 6; elfant-pein (ebur) hrab. 962b wo das adj. steht, helfantes bein O. I. 1, 32. Mhd. stein- want Wigal. 168. 238. steines want Otnit, Wolfdiet. (je- nes mehr die steinerne wand, letzteres die wand, seite des felsens); huor-gelust (s. 506.), stärker ausgedrückt huo- res gelust Frig. 17a; sarkes-stein (s. 607.) sarc-stein Wh. 2, 161a (wenn die lesart ausgemacht ist). Aus dem nhd. laßen sich solche beispiele schwerer sammeln, weil die geringere freiheit des genitivs feine züge der bedeutun- gen hindert, die wirklich eingetretene uneig. comp. auf die fälle beschränkt bleibt, für welche sie eingeführt wurde, nicht leicht aber eigentlich und uneigentlich mit den nämlichen wörtern nebeneinander und in derselben III. ſubſt. uneig. comp. — ſubſt. mit ſubſt. gen. ſetzung) abwechſelt. Ein theil eigentlicher zuſ. ſetzungenlaßen ſich in der that genitiviſch erklären (ſ. 444. 445.), ohne daß ſie auf dieſem wege entſprungen wären. Und wenn ſie auch dann, wie mir ſcheint, noch einen beiſchmack des allgemeinern haben, der den uneig. comp. abgeht, dieſe zugleich etwas beſtimmteres ausdrücken, das jenen mangelt; ſo liegt es doch in vielen anwendungen nicht an ſolchen feineren unterſchieden und dichter dürfen nach bequemlichkeit des metrums eine oder die andere weiſe wählen. Cädmon gebraucht 16. kurz hintereinan- der deáð-beámes ofet (pomum arboris mortiferae) und þät väs deáðes beám (haec erat arbor mortis); man fühlt, wie unſchicklich hier beide ausdrücke die ſtelle vertau- ſchen würden, nicht bloß die ſilbenzählung fordert jeden an der ſeinigen, ſondern auch häufung zweier genitive (deáðes beámes ofet) iſt gemieden und die leiſe abwei- chung des allgemeineren von dem nachdrucksvollen be- ſtimmteren habe ich durch das lat. arbor mortifera und arbor mortis wiederzugeben geſucht, obgleich hier die deutſche ſprache von der lat. nicht erreicht werden kann. Aehnliche agſ. beiſpiele ſind: hëofon-vëardes gâſt Cädm. 3. hëofonrîces vëard Cädm. 85. gum-dryhten Beov. 124. gumena dryhten Beov. 137. beáh-hord Beov. 69. 71. beága hord Beov. 170. yð-lâfe Beov. 75. vätra lâfe Cädm. 35. Im altſ. wechſeln duom-dag und duomes dag, man- kunni und mannô kunni, gaſt-hûs und geſtjô hûs etc. Altn. brûd-beckr und brûdar-beckr (ſcamnum nuptiale); brûd-gângr und brûdar-gângr (nuptiae); ſôl-ſëtr und ſô- lar-fall, beide occaſus ſolis, jenes wohl mehr den geſche- henen, dieſes den geſchehenden bedeutend, daher jenes für den ort, wo nachts die ſonne weilt. Ahd. wala- rouba und wales rouba (oben ſ. 479.); himil-rîhhi (ſ. 517.) himilô rîhhi T. 25, 6; ëlfant-pein (ebur) hrab. 962b wo das adj. ſteht, hëlfantes bein O. I. 1, 32. Mhd. ſtein- want Wigal. 168. 238. ſteines want Otnit, Wolfdiet. (je- nes mehr die ſteinerne wand, letzteres die wand, ſeite des felſens); huor-geluſt (ſ. 506.), ſtärker ausgedrückt huo- res geluſt Frig. 17a; ſarkes-ſtein (ſ. 607.) ſarc-ſtein Wh. 2, 161a (wenn die lesart ausgemacht iſt). Aus dem nhd. laßen ſich ſolche beiſpiele ſchwerer ſammeln, weil die geringere freiheit des genitivs feine züge der bedeutun- gen hindert, die wirklich eingetretene uneig. comp. auf die fälle beſchränkt bleibt, für welche ſie eingeführt wurde, nicht leicht aber eigentlich und uneigentlich mit den nämlichen wörtern nebeneinander und in derſelben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <p><pb facs="#f0631" n="613"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">III. <hi rendition="#i">ſubſt. uneig. comp. — ſubſt. mit ſubſt. gen.</hi></hi></fw><lb/> ſetzung) abwechſelt. Ein theil eigentlicher zuſ. ſetzungen<lb/> laßen ſich in der that genitiviſch erklären (ſ. 444. 445.),<lb/> ohne daß ſie auf dieſem wege entſprungen wären. Und<lb/> wenn ſie auch dann, wie mir ſcheint, noch einen beiſchmack<lb/> des allgemeinern haben, der den uneig. comp. abgeht,<lb/> dieſe zugleich etwas beſtimmteres ausdrücken, das jenen<lb/> mangelt; ſo liegt es doch in vielen anwendungen nicht<lb/> an ſolchen feineren unterſchieden und dichter dürfen<lb/> nach bequemlichkeit des metrums eine oder die andere<lb/> weiſe wählen. Cädmon gebraucht 16. kurz hintereinan-<lb/> der deáð-beámes ofet (pomum arboris mortiferae) und<lb/> þät väs deáðes beám (haec erat arbor mortis); man fühlt,<lb/> wie unſchicklich hier beide ausdrücke die ſtelle vertau-<lb/> ſchen würden, nicht bloß die ſilbenzählung fordert jeden<lb/> an der ſeinigen, ſondern auch häufung zweier genitive<lb/> (deáðes beámes ofet) iſt gemieden und die leiſe abwei-<lb/> chung des allgemeineren von dem nachdrucksvollen be-<lb/> ſtimmteren habe ich durch das lat. arbor mortifera und<lb/> arbor mortis wiederzugeben geſucht, obgleich hier die<lb/> deutſche ſprache von der lat. nicht erreicht werden kann.<lb/> Aehnliche agſ. beiſpiele ſind: hëofon-vëardes gâſt Cädm.<lb/> 3. hëofonrîces vëard Cädm. 85. gum-dryhten Beov. 124.<lb/> gumena dryhten Beov. 137. beáh-hord Beov. 69. 71.<lb/> beága hord Beov. 170. yð-lâfe Beov. 75. vätra lâfe Cädm.<lb/> 35. Im altſ. wechſeln duom-dag und duomes dag, man-<lb/> kunni und mannô kunni, gaſt-hûs und geſtjô hûs etc.<lb/> Altn. brûd-beckr und brûdar-beckr (ſcamnum nuptiale);<lb/> brûd-gângr und brûdar-gângr (nuptiae); ſôl-ſëtr und ſô-<lb/> lar-fall, beide occaſus ſolis, jenes wohl mehr den geſche-<lb/> henen, dieſes den geſchehenden bedeutend, daher jenes<lb/> für den ort, wo nachts die ſonne weilt. Ahd. wala-<lb/> rouba und wales rouba (oben ſ. 479.); himil-rîhhi (ſ. 517.)<lb/> himilô rîhhi T. 25, 6; ëlfant-pein (ebur) hrab. 962<hi rendition="#sup">b</hi> wo<lb/> das adj. ſteht, hëlfantes bein O. I. 1, 32. Mhd. ſtein-<lb/> want Wigal. 168. 238. ſteines want Otnit, Wolfdiet. (je-<lb/> nes mehr die ſteinerne wand, letzteres die wand, ſeite<lb/> des felſens); huor-geluſt (ſ. 506.), ſtärker ausgedrückt huo-<lb/> res geluſt Frig. 17<hi rendition="#sup">a</hi>; ſarkes-ſtein (ſ. 607.) ſarc-ſtein Wh.<lb/> 2, 161<hi rendition="#sup">a</hi> (wenn die lesart ausgemacht iſt). Aus dem nhd.<lb/> laßen ſich ſolche beiſpiele ſchwerer ſammeln, weil die<lb/> geringere freiheit des genitivs feine züge der bedeutun-<lb/> gen hindert, die wirklich eingetretene uneig. comp. auf<lb/> die fälle beſchränkt bleibt, für welche ſie eingeführt<lb/> wurde, nicht leicht aber eigentlich und uneigentlich mit<lb/> den nämlichen wörtern nebeneinander und in derſelben<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [613/0631]
III. ſubſt. uneig. comp. — ſubſt. mit ſubſt. gen.
ſetzung) abwechſelt. Ein theil eigentlicher zuſ. ſetzungen
laßen ſich in der that genitiviſch erklären (ſ. 444. 445.),
ohne daß ſie auf dieſem wege entſprungen wären. Und
wenn ſie auch dann, wie mir ſcheint, noch einen beiſchmack
des allgemeinern haben, der den uneig. comp. abgeht,
dieſe zugleich etwas beſtimmteres ausdrücken, das jenen
mangelt; ſo liegt es doch in vielen anwendungen nicht
an ſolchen feineren unterſchieden und dichter dürfen
nach bequemlichkeit des metrums eine oder die andere
weiſe wählen. Cädmon gebraucht 16. kurz hintereinan-
der deáð-beámes ofet (pomum arboris mortiferae) und
þät väs deáðes beám (haec erat arbor mortis); man fühlt,
wie unſchicklich hier beide ausdrücke die ſtelle vertau-
ſchen würden, nicht bloß die ſilbenzählung fordert jeden
an der ſeinigen, ſondern auch häufung zweier genitive
(deáðes beámes ofet) iſt gemieden und die leiſe abwei-
chung des allgemeineren von dem nachdrucksvollen be-
ſtimmteren habe ich durch das lat. arbor mortifera und
arbor mortis wiederzugeben geſucht, obgleich hier die
deutſche ſprache von der lat. nicht erreicht werden kann.
Aehnliche agſ. beiſpiele ſind: hëofon-vëardes gâſt Cädm.
3. hëofonrîces vëard Cädm. 85. gum-dryhten Beov. 124.
gumena dryhten Beov. 137. beáh-hord Beov. 69. 71.
beága hord Beov. 170. yð-lâfe Beov. 75. vätra lâfe Cädm.
35. Im altſ. wechſeln duom-dag und duomes dag, man-
kunni und mannô kunni, gaſt-hûs und geſtjô hûs etc.
Altn. brûd-beckr und brûdar-beckr (ſcamnum nuptiale);
brûd-gângr und brûdar-gângr (nuptiae); ſôl-ſëtr und ſô-
lar-fall, beide occaſus ſolis, jenes wohl mehr den geſche-
henen, dieſes den geſchehenden bedeutend, daher jenes
für den ort, wo nachts die ſonne weilt. Ahd. wala-
rouba und wales rouba (oben ſ. 479.); himil-rîhhi (ſ. 517.)
himilô rîhhi T. 25, 6; ëlfant-pein (ebur) hrab. 962b wo
das adj. ſteht, hëlfantes bein O. I. 1, 32. Mhd. ſtein-
want Wigal. 168. 238. ſteines want Otnit, Wolfdiet. (je-
nes mehr die ſteinerne wand, letzteres die wand, ſeite
des felſens); huor-geluſt (ſ. 506.), ſtärker ausgedrückt huo-
res geluſt Frig. 17a; ſarkes-ſtein (ſ. 607.) ſarc-ſtein Wh.
2, 161a (wenn die lesart ausgemacht iſt). Aus dem nhd.
laßen ſich ſolche beiſpiele ſchwerer ſammeln, weil die
geringere freiheit des genitivs feine züge der bedeutun-
gen hindert, die wirklich eingetretene uneig. comp. auf
die fälle beſchränkt bleibt, für welche ſie eingeführt
wurde, nicht leicht aber eigentlich und uneigentlich mit
den nämlichen wörtern nebeneinander und in derſelben
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |