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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. subst. eigentl. comp. -- subst. mit subst.
nhd. abend-mahl, gast-m. nacht-m. opfer-m. trauer-m.;
volksmundarten kennen noch andere, z. b. um den
schneeberg in oesterreich heißt der regenbogen wetter-
mahl.

menoths (mensis): unter den ahd. monatsnamen bei
Eginhard und Goldast gehören hierher wintar-manod
(jan.) lenzin-m. (mart.) *) ostar-m. (apr.) von ostara (pascha)
wunni-m. (majus) prah-m. (jun.) von prahha (aratio
agri novalis) hewi-m. (jul.) aran-m. (aug.) witu-m. (sept.)
von witu (lignum)? windume-m. windum-m. wofür
windumanot (oct.) von winduma, windema? (vindemia,
welches wort aus dem latein aufgenommen, vgl. das ab-
geleitete wintemod W. 8, 11) herbist-m. (nov.); der
name des febr. hornunc ist nicht componiert, der des dec.
heilac-m. adjectivisch. Außerdem findet sich regan-m.
mons. 356. (m. defluus) und so nennt die cass. hs. Eginh.
den november, indem andere herbist-m. dem sept. beile-
gen, z. b. N. 80, 4. Die gl. herrad. 179. geben für jan.
neben winter-m. jar-m. und für dec. herte-m., für mart.
apr. maj. neben den zus. gesetzten benennungen die ein-
fachen merze, abrelle, meie, welche drei auch im mhd.
häufig vorkommen, während die übrigen kaum genannt
werden. Der nhd. gebrauch zieht gleichfalls vor, was
kürzer ist, bestimmter (weil die bedeutenden namen ört-
lich schwanken müßen), und mit der sitte anderer völ-
ker einstimmt. In den volksdialecten dauern manche ab-
weichende benennungen fort. -- Die ags. monatsnamen
liefern folgende comp. sol-monad (febr.) hlyd-m. (mart.)
mir dunkel, easter-m. (apr.) sear-m. oder midsumer-m.
(jun.) maed-m. (jul.) von maed (foenisecium) veod-m.
(aug.) dunkel, dem ahd. witu-m. ähnlich, harfest-m.
(sept.) blot-m. (nov., mensis victimarum) midvinter-m.
(dec.). Andere sind einfach: geola (I. und II. dec. jan.)
lida (I. II. jun. jul.) oder nicht substantivisch zus. gesetzt,

*) bei Goldast lengizin-m. alterthümlicher, dem ags. lengten,
lencten entsprechend; lenzin-manod darf kaum für ein uneig.
comp. gehalten werden, wie wenn der nom. lautete lengizin?
(zweimahl abgeleitet, leng-iz-in, s. 220 und 170 anzuführen) gen.
lengizines? Unorganisch wäre dann das adj. lanzic (vernus) doc.
222a st. lanzineic und der schwache nom. lenzo (ver) N. 73, 17. acc.
lenzen Boeth. 11. dat. lenzen Boeth. 36. 67. Für diese ansicht
entscheiden die ags. composita lencten fästen (vernale jejunium)
lencten-teid (vernale tempus) nicht lenctan-f. Auch stehet jun. 305.
der nom. lenten (ver). Ist das slav. ljeto (aestas) verwandt?

III. ſubſt. eigentl. comp. — ſubſt. mit ſubſt.
nhd. abend-mahl, gaſt-m. nacht-m. opfer-m. trauer-m.;
volksmundarten kennen noch andere, z. b. um den
ſchneeberg in oeſterreich heißt der regenbogen wetter-
mahl.

mênôþs (menſis): unter den ahd. monatsnamen bei
Eginhard und Goldaſt gehören hierher wintar-mânôd
(jan.) lenzin-m. (mart.) *) ôſtar-m. (apr.) von ôſtara (paſcha)
wunni-m. (majus) prâh-m. (jun.) von prâhha (aratio
agri novalis) hewi-m. (jul.) aran-m. (aug.) witu-m. (ſept.)
von witu (lignum)? windume-m. windum-m. wofür
windumânôt (oct.) von winduma, windema? (vindemia,
welches wort aus dem latein aufgenommen, vgl. das ab-
geleitete wintemôd W. 8, 11) herbiſt-m. (nov.); der
name des febr. hornunc iſt nicht componiert, der des dec.
heilac-m. adjectiviſch. Außerdem findet ſich rëgan-m.
monſ. 356. (m. defluus) und ſo nennt die caſſ. hſ. Eginh.
den november, indem andere herbiſt-m. dem ſept. beile-
gen, z. b. N. 80, 4. Die gl. herrad. 179. geben für jan.
neben winter-m. jâr-m. und für dec. herte-m., für mart.
apr. maj. neben den zuſ. geſetzten benennungen die ein-
fachen mërze, abrëlle, meie, welche drei auch im mhd.
häufig vorkommen, während die übrigen kaum genannt
werden. Der nhd. gebrauch zieht gleichfalls vor, was
kürzer iſt, beſtimmter (weil die bedeutenden namen ört-
lich ſchwanken müßen), und mit der ſitte anderer völ-
ker einſtimmt. In den volksdialecten dauern manche ab-
weichende benennungen fort. — Die agſ. monatsnamen
liefern folgende comp. ſol-mônað (febr.) hlyd-m. (mart.)
mir dunkel, eáſter-m. (apr.) ſëar-m. oder midſumer-m.
(jun.) mæð-m. (jul.) von mæð (foeniſecium) vëod-m.
(aug.) dunkel, dem ahd. witu-m. ähnlich, harfeſt-m.
(ſept.) blôt-m. (nov., menſis victimarum) midvinter-m.
(dec.). Andere ſind einfach: geóla (I. und II. dec. jan.)
liða (I. II. jun. jul.) oder nicht ſubſtantiviſch zuſ. geſetzt,

*) bei Goldaſt lengizin-m. alterthümlicher, dem agſ. lengten,
lencten entſprechend; lenzin-mânôd darf kaum für ein uneig.
comp. gehalten werden, wie wenn der nom. lautete lengizin?
(zweimahl abgeleitet, leng-iz-in, ſ. 220 und 170 anzuführen) gen.
lengizines? Unorganiſch wäre dann das adj. lanzic (vernus) doc.
222a ſt. lanzinîc und der ſchwache nom. lenzo (ver) N. 73, 17. acc.
lenzen Boeth. 11. dat. lenzen Boeth. 36. 67. Für dieſe anſicht
entſcheiden die agſ. compoſita lencten fäſten (vernale jejunium)
lencten-tîd (vernale tempus) nicht lenctan-f. Auch ſtehet jun. 305.
der nom. lenten (ver). Iſt das ſlav. ljeto (aeſtas) verwandt?
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[510/0528] III. ſubſt. eigentl. comp. — ſubſt. mit ſubſt. nhd. abend-mahl, gaſt-m. nacht-m. opfer-m. trauer-m.; volksmundarten kennen noch andere, z. b. um den ſchneeberg in oeſterreich heißt der regenbogen wetter- mahl. mênôþs (menſis): unter den ahd. monatsnamen bei Eginhard und Goldaſt gehören hierher wintar-mânôd (jan.) lenzin-m. (mart.) *) ôſtar-m. (apr.) von ôſtara (paſcha) wunni-m. (majus) prâh-m. (jun.) von prâhha (aratio agri novalis) hewi-m. (jul.) aran-m. (aug.) witu-m. (ſept.) von witu (lignum)? windume-m. windum-m. wofür windumânôt (oct.) von winduma, windema? (vindemia, welches wort aus dem latein aufgenommen, vgl. das ab- geleitete wintemôd W. 8, 11) herbiſt-m. (nov.); der name des febr. hornunc iſt nicht componiert, der des dec. heilac-m. adjectiviſch. Außerdem findet ſich rëgan-m. monſ. 356. (m. defluus) und ſo nennt die caſſ. hſ. Eginh. den november, indem andere herbiſt-m. dem ſept. beile- gen, z. b. N. 80, 4. Die gl. herrad. 179. geben für jan. neben winter-m. jâr-m. und für dec. herte-m., für mart. apr. maj. neben den zuſ. geſetzten benennungen die ein- fachen mërze, abrëlle, meie, welche drei auch im mhd. häufig vorkommen, während die übrigen kaum genannt werden. Der nhd. gebrauch zieht gleichfalls vor, was kürzer iſt, beſtimmter (weil die bedeutenden namen ört- lich ſchwanken müßen), und mit der ſitte anderer völ- ker einſtimmt. In den volksdialecten dauern manche ab- weichende benennungen fort. — Die agſ. monatsnamen liefern folgende comp. ſol-mônað (febr.) hlyd-m. (mart.) mir dunkel, eáſter-m. (apr.) ſëar-m. oder midſumer-m. (jun.) mæð-m. (jul.) von mæð (foeniſecium) vëod-m. (aug.) dunkel, dem ahd. witu-m. ähnlich, harfeſt-m. (ſept.) blôt-m. (nov., menſis victimarum) midvinter-m. (dec.). Andere ſind einfach: geóla (I. und II. dec. jan.) liða (I. II. jun. jul.) oder nicht ſubſtantiviſch zuſ. geſetzt, *) bei Goldaſt lengizin-m. alterthümlicher, dem agſ. lengten, lencten entſprechend; lenzin-mânôd darf kaum für ein uneig. comp. gehalten werden, wie wenn der nom. lautete lengizin? (zweimahl abgeleitet, leng-iz-in, ſ. 220 und 170 anzuführen) gen. lengizines? Unorganiſch wäre dann das adj. lanzic (vernus) doc. 222a ſt. lanzinîc und der ſchwache nom. lenzo (ver) N. 73, 17. acc. lenzen Boeth. 11. dat. lenzen Boeth. 36. 67. Für dieſe anſicht entſcheiden die agſ. compoſita lencten fäſten (vernale jejunium) lencten-tîd (vernale tempus) nicht lenctan-f. Auch ſtehet jun. 305. der nom. lenten (ver). Iſt das ſlav. ljeto (aeſtas) verwandt?

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/528>, abgerufen am 24.05.2024.