N. 54, 23; werm-od (absinthium)? vgl. oben s. 61, gehört vielleicht anderswohin, da gl. mons. 414. den pl. wer- mota schreiben, nicht -oda, o-dei; will-od (nausea) mons. 322. doc. 244a, sonst mit andrer ableitung will-ido, wull- ido; wintem-od (vindemia) W. 8, 11. undeutsch und bloß der deutschen bildung angepaßt; wispel-od (sibilus) doc. 244b; kast-wiss-od (diversorium) mons. 337, mit an- drer ableitung kast-wiss-ida, weiblich, man sollte weis-od, weis-ida, oder wist-od, wist-ida (von wist, oben (s. 200.) vermuthen?; wiß-od (lex, testamentum) O. I. 14, 4. V. 8, 71, bei andern neutral?; zess-od (fervor) mons. 344; es muß noch viele dergl. gegeben haben, nur nicht bei allen, namentlich enthält sich O. (von manod, wegod und wiß- ßod abgesehen) ihrer ganz. Meist folgen sie vierter decl. (mit dem pl. -ei) doch kommt auch nach erster vor: wegoda hrab. 979b saustoda N. 17, 5. wermoda (?) und manod hat wohl überall manoda, nicht manodei. Wichtiger ist uns hier zu betrachten, welcher stamm diesen ableitungen zu grunde liegt. Den meisten sichtlich ein verbum zweiter schwacher conj., vgl. chlakon, hantslakon, hoh-sankon, zesson, pibon und zumahl viele auf -alon, -ilon, -anon, -aron; alle substantiva mit -is-od (chepisod, drahisod, heilisod, leihhisod, reihhisod, scutisod) stammen aus verbis -ison. Bringen sie also das o daher mit und gibt es keine characteristische ableitung -od? Ich nehme dennoch letz- teres an, theils weil die den subst. -isod analogen -isal (oben s. 106.) gleichfalls aus verbis -ison herrühren und das o dem vocal a der neuen ableitung weicht, folglich das o in od unabhängig vom o in on sein kann; theils weil einige der angeführten subst. nicht auf schw. verba -on zuruckgebracht werden dürfen, namentlich manod, wißod, vielleicht auch waltod von waltan? (oder gilt ein selpwalton?) --
ags. dar-od (hasta); fisc-od (piscatura); fugel-od (an- cupium); folg-od (sequela) hunt-od (venatio); häftn-od (captivitas); inn-od (viscus); mon-od (mensis); var-od (littus). Offenbar sind sie seltner als im ahd., man merke 1) hänfig wird a für o gefunden, d. h. a für o (wie in der zweiten schw. conj. 1, 906.) z. b. dar-ad, fiscad, mo- nad, huntad etc. 2) einigen pflegt unorg. n einzurücken, z. b. hunt-n-ad (venatio) fugel-n-ad (aucup.) fisc-n-ad (pis- catio), welche tadelhaft sind, da sich kein verbum huntnjan, fiscnjan weisen läßt, wie zu häftnad allerdings ein häftnjan. Dieses n-od vergleicht sich dem falschen n-ei, n-ei (oben s. 96. 97.) dem falschen n-ede (s. 247.), dem n-issi und ähnl.
III. conſonantiſche ableitungen. þ.
N. 54, 23; wërm-ôd (abſinthium)? vgl. oben ſ. 61, gehört vielleicht anderswohin, da gl. monſ. 414. den pl. wër- môtâ ſchreiben, nicht -ôdâ, ô-dî; will-ôd (nauſea) monſ. 322. doc. 244a, ſonſt mit andrer ableitung will-ido, wull- ido; wintem-ôd (vindemia) W. 8, 11. undeutſch und bloß der deutſchen bildung angepaßt; wiſpel-ôd (ſibilus) doc. 244b; kaſt-wiſſ-ôd (diverſorium) monſ. 337, mit an- drer ableitung kaſt-wiſſ-ida, weiblich, man ſollte wîſ-ôd, wîſ-ida, oder wiſt-ôd, wiſt-ida (von wiſt, oben (ſ. 200.) vermuthen?; wiƷƷ-ôd (lex, teſtamentum) O. I. 14, 4. V. 8, 71, bei andern neutral?; zëſſ-ôd (fervor) monſ. 344; es muß noch viele dergl. gegeben haben, nur nicht bei allen, namentlich enthält ſich O. (von mânôd, wëgôd und wiƷ- Ʒôd abgeſehen) ihrer ganz. Meiſt folgen ſie vierter decl. (mit dem pl. -î) doch kommt auch nach erſter vor: wegôdâ hrab. 979b ſûſtôda N. 17, 5. wermôda (?) und mânôd hat wohl überall mânôdâ, nicht mânôdî. Wichtiger iſt uns hier zu betrachten, welcher ſtamm dieſen ableitungen zu grunde liegt. Den meiſten ſichtlich ein verbum zweiter ſchwacher conj., vgl. chlakôn, hantſlakôn, hôh-ſankôn, zëſſôn, pibôn und zumahl viele auf -alôn, -ilôn, -anôn, -arôn; alle ſubſtantiva mit -iſ-ôd (chepiſôd, drâhiſôd, heiliſôd, lîhhiſôd, rîhhiſôd, ſcutiſôd) ſtammen aus verbis -iſôn. Bringen ſie alſo das ô daher mit und gibt es keine characteriſtiſche ableitung -ôd? Ich nehme dennoch letz- teres an, theils weil die den ſubſt. -iſôd analogen -iſal (oben ſ. 106.) gleichfalls aus verbis -iſôn herrühren und das ô dem vocal a der neuen ableitung weicht, folglich das ô in ôd unabhängig vom ô in ôn ſein kann; theils weil einige der angeführten ſubſt. nicht auf ſchw. verba -ôn zuruckgebracht werden dürfen, namentlich mânôd, wiƷƷôd, vielleicht auch waltôd von waltan? (oder gilt ein ſëlpwaltôn?) —
agſ. dar-ôð (haſta); fiſc-ôð (piſcatura); fugel-ôð (an- cupium); folg-ôð (ſequela) hunt-ôð (venatio); häftn-ôð (captivitas); inn-ôð (viſcus); môn-ôð (menſis); var-ôð (littus). Offenbar ſind ſie ſeltner als im ahd., man merke 1) hänfig wird a für o gefunden, d. h. â für ô (wie in der zweiten ſchw. conj. 1, 906.) z. b. dar-âð, fiſcâð, mô- nâð, huntâð etc. 2) einigen pflegt unorg. n einzurücken, z. b. hunt-n-âð (venatio) fugel-n-âð (aucup.) fiſc-n-âð (piſ- catio), welche tadelhaft ſind, da ſich kein verbum huntnjan, fiſcnjan weiſen läßt, wie zu häftnâð allerdings ein häftnjan. Dieſes n-ôð vergleicht ſich dem falſchen n-ei, n-î (oben ſ. 96. 97.) dem falſchen n-ede (ſ. 247.), dem n-iſſi und ähnl.
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III. conſonantiſche ableitungen. þ.
N. 54, 23; wërm-ôd (abſinthium)? vgl. oben ſ. 61, gehört
vielleicht anderswohin, da gl. monſ. 414. den pl. wër-
môtâ ſchreiben, nicht -ôdâ, ô-dî; will-ôd (nauſea) monſ.
322. doc. 244a, ſonſt mit andrer ableitung will-ido, wull-
ido; wintem-ôd (vindemia) W. 8, 11. undeutſch und
bloß der deutſchen bildung angepaßt; wiſpel-ôd (ſibilus)
doc. 244b; kaſt-wiſſ-ôd (diverſorium) monſ. 337, mit an-
drer ableitung kaſt-wiſſ-ida, weiblich, man ſollte wîſ-ôd,
wîſ-ida, oder wiſt-ôd, wiſt-ida (von wiſt, oben (ſ. 200.)
vermuthen?; wiƷƷ-ôd (lex, teſtamentum) O. I. 14, 4. V.
8, 71, bei andern neutral?; zëſſ-ôd (fervor) monſ. 344;
es muß noch viele dergl. gegeben haben, nur nicht bei allen,
namentlich enthält ſich O. (von mânôd, wëgôd und wiƷ-
Ʒôd abgeſehen) ihrer ganz. Meiſt folgen ſie vierter decl. (mit
dem pl. -î) doch kommt auch nach erſter vor: wegôdâ hrab.
979b ſûſtôda N. 17, 5. wermôda (?) und mânôd hat wohl
überall mânôdâ, nicht mânôdî. Wichtiger iſt uns hier
zu betrachten, welcher ſtamm dieſen ableitungen zu
grunde liegt. Den meiſten ſichtlich ein verbum zweiter
ſchwacher conj., vgl. chlakôn, hantſlakôn, hôh-ſankôn,
zëſſôn, pibôn und zumahl viele auf -alôn, -ilôn, -anôn,
-arôn; alle ſubſtantiva mit -iſ-ôd (chepiſôd, drâhiſôd,
heiliſôd, lîhhiſôd, rîhhiſôd, ſcutiſôd) ſtammen aus verbis
-iſôn. Bringen ſie alſo das ô daher mit und gibt es keine
characteriſtiſche ableitung -ôd? Ich nehme dennoch letz-
teres an, theils weil die den ſubſt. -iſôd analogen -iſal
(oben ſ. 106.) gleichfalls aus verbis -iſôn herrühren und
das ô dem vocal a der neuen ableitung weicht, folglich
das ô in ôd unabhängig vom ô in ôn ſein kann; theils
weil einige der angeführten ſubſt. nicht auf ſchw. verba
-ôn zuruckgebracht werden dürfen, namentlich mânôd,
wiƷƷôd, vielleicht auch waltôd von waltan? (oder gilt
ein ſëlpwaltôn?) —
agſ. dar-ôð (haſta); fiſc-ôð (piſcatura); fugel-ôð (an-
cupium); folg-ôð (ſequela) hunt-ôð (venatio); häftn-ôð
(captivitas); inn-ôð (viſcus); môn-ôð (menſis); var-ôð
(littus). Offenbar ſind ſie ſeltner als im ahd., man merke
1) hänfig wird a für o gefunden, d. h. â für ô (wie in
der zweiten ſchw. conj. 1, 906.) z. b. dar-âð, fiſcâð, mô-
nâð, huntâð etc. 2) einigen pflegt unorg. n einzurücken,
z. b. hunt-n-âð (venatio) fugel-n-âð (aucup.) fiſc-n-âð (piſ-
catio), welche tadelhaft ſind, da ſich kein verbum huntnjan,
fiſcnjan weiſen läßt, wie zu häftnâð allerdings ein häftnjan.
Dieſes n-ôð vergleicht ſich dem falſchen n-ei, n-î (oben
ſ. 96. 97.) dem falſchen n-ede (ſ. 247.), dem n-iſſi und ähnl.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/272>, abgerufen am 22.11.2024.
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