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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. consonantische ableitungen. th.
fal-ed (vgl. jun. 405). Ob das ahd. salz-utei (salsugo,
salina) pl. salz-utina mons. 337. 327. 349. für salz-udei ge-
nommen werden darf? fordert erst bestätigung. Adj. die-
ser form sind ahd. nahh-ut f. nahh-ud (goth. mit a naqv-
aths), ags. nac-od f. nac-od, altn. nak-tr f. nak-adr oder
nök-udr?; ags. ears-od (aerumnosus) vielmehr earf-od?;
veor-od (dulcis), ähnliche habe ich, ihres schwankens in
-ed wegen, vorhin s. 230. beigebracht.


[AIth] zu dieser noch seltneren ableitung bekennt sich
zuvörderst das goth. ga-main-daith-s (koinonia) Philipp.
3, 10, versch. von ga-maiu-ths (ekklesia) Neh. 5, 13, beide
fehlten dem C. A. Das letztere aber bestärkt meinen
zweifel gegen die media in ersterem, welches organisch
ga-main-thaiths heißen sollte. Die gründe sind vorhin bei
ajukduths entwickelt worden; volle form wäre ga-main-
ath-aiths und sie stimmt consonantisch zum lat. com-mun-
it-a(t)s *). Das ahd. ki-mein-ida wäre ein goth. ga-
main-itha.

Einfaches -aith hat das goth. arb-aiths (labor) das ich
bloß aus arb-aid-jan (laborare) Matth. 6, 28. Luc. 5, 5.
folgere, und daß hier wiederum th organisch sei, lehrt
das ags. earf-od (laboriosus) und das altn. neutr. erf-idi
(labor) Edd. saem. 141a **). Das ahd. arap-eit (labor)
muß also für arap-eid stehen, mhd. areb-eit, arb-eit,
nhd. arb-eit (in volksdialecten mit richtigem gefühl des
wurzel und ableitungsvocales arb-et, erb-et, wie em-eße
statt des am-eiße der schriftsprache, vorhin s. 221. -- Ein
drittes hierher gehöriges wort scheint das ahd. vuotar-
eidei (auctrix, l. altrix, nutrix) doc. 251, von vuotar
(nutrimentum), ich weiß aber nichts ähnliches in den
andern sprachen.


[EEth, EIth] es ist nicht ganz sicher, wie man den langen
vocal in den goth. ableitungen fah-eths (gaudium) gen.

*) den lat. novitas, libertas, liberalitas etc. parallel stehen die
gr. semnotes, isotes, mikrotes etc. für tets, wie der gen. -tetos lehrt.
Alle solche fem. stammen wie das goth. gamaindaiths, aus adj.
**) fälschlich deutet es Biörn durch ar-vinni, ar-vidi; ebenso
irren alle hd. ctymologen, die ar-beit theilen.

III. conſonantiſche ableitungen. þ.
fal-ed (vgl. jun. 405). Ob das ahd. ſalz-utî (ſalſugo,
ſalina) pl. ſalz-utinâ monſ. 337. 327. 349. für ſalz-udî ge-
nommen werden darf? fordert erſt beſtätigung. Adj. die-
ſer form ſind ahd. nahh-ut f. nahh-ud (goth. mit a naqv-
aþs), agſ. nac-od f. nac-oð, altn. nak-tr f. nak-aðr oder
nök-uðr?; agſ. ëarſ-oð (aerumnoſus) vielmehr ëarf-ôð?;
vëor-od (dulcis), ähnliche habe ich, ihres ſchwankens in
-ed wegen, vorhin ſ. 230. beigebracht.


[AIþ] zu dieſer noch ſeltneren ableitung bekennt ſich
zuvörderſt das goth. ga-máin-dáiþ-s (κοινωνία) Philipp.
3, 10, verſch. von ga-máiu-þs (ἐκκλησία) Neh. 5, 13, beide
fehlten dem C. A. Das letztere aber beſtärkt meinen
zweifel gegen die media in erſterem, welches organiſch
ga-máin-þáiþs heißen ſollte. Die gründe ſind vorhin bei
ajukduþs entwickelt worden; volle form wäre ga-main-
aþ-áiþs und ſie ſtimmt conſonantiſch zum lat. com-mun-
it-a(t)s *). Das ahd. ki-mein-ida wäre ein goth. ga-
máin-iþa.

Einfaches -áiþ hat das goth. arb-áiþs (labor) das ich
bloß aus arb-áid-jan (laborare) Matth. 6, 28. Luc. 5, 5.
folgere, und daß hier wiederum þ organiſch ſei, lehrt
das agſ. ëarf-ôð (laborioſus) und das altn. neutr. erf-iði
(labor) Edd. ſæm. 141a **). Das ahd. arap-eit (labor)
muß alſo für arap-eid ſtehen, mhd. areb-eit, arb-eit,
nhd. arb-eit (in volksdialecten mit richtigem gefühl des
wurzel und ableitungsvocales arb-et, erb-et, wie em-eße
ſtatt des am-eiße der ſchriftſprache, vorhin ſ. 221. — Ein
drittes hierher gehöriges wort ſcheint das ahd. vuotar-
eidî (auctrix, l. altrix, nutrix) doc. 251, von vuotar
(nutrimentum), ich weiß aber nichts ähnliches in den
andern ſprachen.


[EEþ, EIþ] es iſt nicht ganz ſicher, wie man den langen
vocal in den goth. ableitungen fah-êþs (gaudium) gen.

*) den lat. novitas, libertas, liberalitas etc. parallel ſtehen die
gr. σεμνότης, ἰσότης, μικρότης etc. für τητς, wie der gen. -τητος lehrt.
Alle ſolche fem. ſtammen wie das goth. gamáindáiþs, aus adj.
**) fälſchlich deutet es Biörn durch ar-vinni, ar-viði; ebenſo
irren alle hd. ctymologen, die ar-beit theilen.
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[251/0269] III. conſonantiſche ableitungen. þ. fal-ed (vgl. jun. 405). Ob das ahd. ſalz-utî (ſalſugo, ſalina) pl. ſalz-utinâ monſ. 337. 327. 349. für ſalz-udî ge- nommen werden darf? fordert erſt beſtätigung. Adj. die- ſer form ſind ahd. nahh-ut f. nahh-ud (goth. mit a naqv- aþs), agſ. nac-od f. nac-oð, altn. nak-tr f. nak-aðr oder nök-uðr?; agſ. ëarſ-oð (aerumnoſus) vielmehr ëarf-ôð?; vëor-od (dulcis), ähnliche habe ich, ihres ſchwankens in -ed wegen, vorhin ſ. 230. beigebracht. [AIþ] zu dieſer noch ſeltneren ableitung bekennt ſich zuvörderſt das goth. ga-máin-dáiþ-s (κοινωνία) Philipp. 3, 10, verſch. von ga-máiu-þs (ἐκκλησία) Neh. 5, 13, beide fehlten dem C. A. Das letztere aber beſtärkt meinen zweifel gegen die media in erſterem, welches organiſch ga-máin-þáiþs heißen ſollte. Die gründe ſind vorhin bei ajukduþs entwickelt worden; volle form wäre ga-main- aþ-áiþs und ſie ſtimmt conſonantiſch zum lat. com-mun- it-a(t)s *). Das ahd. ki-mein-ida wäre ein goth. ga- máin-iþa. Einfaches -áiþ hat das goth. arb-áiþs (labor) das ich bloß aus arb-áid-jan (laborare) Matth. 6, 28. Luc. 5, 5. folgere, und daß hier wiederum þ organiſch ſei, lehrt das agſ. ëarf-ôð (laborioſus) und das altn. neutr. erf-iði (labor) Edd. ſæm. 141a **). Das ahd. arap-eit (labor) muß alſo für arap-eid ſtehen, mhd. areb-eit, arb-eit, nhd. arb-eit (in volksdialecten mit richtigem gefühl des wurzel und ableitungsvocales arb-et, erb-et, wie em-eße ſtatt des am-eiße der ſchriftſprache, vorhin ſ. 221. — Ein drittes hierher gehöriges wort ſcheint das ahd. vuotar- eidî (auctrix, l. altrix, nutrix) doc. 251, von vuotar (nutrimentum), ich weiß aber nichts ähnliches in den andern ſprachen. [EEþ, EIþ] es iſt nicht ganz ſicher, wie man den langen vocal in den goth. ableitungen fah-êþs (gaudium) gen. *) den lat. novitas, libertas, liberalitas etc. parallel ſtehen die gr. σεμνότης, ἰσότης, μικρότης etc. für τητς, wie der gen. -τητος lehrt. Alle ſolche fem. ſtammen wie das goth. gamáindáiþs, aus adj. **) fälſchlich deutet es Biörn durch ar-vinni, ar-viði; ebenſo irren alle hd. ctymologen, die ar-beit theilen.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/269>, abgerufen am 10.05.2024.