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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. consonantische ableitungen. N.

nhd. eb-en; eig-en; off-en; trock-en; trunk-en. --

engl. ev-en; fai-n; op-en; ow-n. --

b) zweiter declination.
goth. ar-nis (tutus) aus dem adv. arniba gefolgert; fair-
nis (vetus). -- ahd. ter-ni (alts. der-ni, occultus); vir-ni
(vetus). -- ags. dyr-ne (occultus); frec-ene, frec-ne (pe-
riculosus, audax); styr-ne (rigidus) engl. ster-n; vielleicht
auch gny-rne (moestus). --

bemerkung zu den adjectiven der an-form.

Man hat diese adj. von den part. praet. starker verba,
deren flexion gleichfalls -an lautel (1, 1009) zu unter-
scheiden, wobei folgende kennzeichen 1) das goth. adj.
syncopiert das a, das part. nicht, vgl. ibns, ibna, ibnata,
ibnamma mit gibans, gibana, gibanata, gibanamma *).
Im ahd. fällt der unterschied freilich weg, epan geht wie
kepan; auch ags. haben beide -en, altn. hingegen zeigt
das adj. in der regel -n, das part. -inn, obgleich auch
einige adj. -inn annehmen. -- 2) wenn aus adj. verba
geleitet werden, so bleibt das -an, -en in der ableitung,
z. b. nhd. ebnen, öffnen, trocknen, aneignen. Aus part.
fließen keine solche verba. Mit dem allem leugne ich
doch nicht, daß ursprüngliche part. sich allmählig zu
adj. verhärtet haben können, vgl. epan mit nr. 540. trunh-
an mit nr. 397., lung-an mit nr. 423., offan mit nr. 525.,
fägen mit nr. 488. etc. und den zweifel bei scafan. Die
ags. alts. part. ead-en, od-an (genitus) eac-en, oc-an
(praegnans) stehen in der that nur noch adjeetivisch. In
andern wie erhan, keisan, toukan etc. widerspricht der
vocal deutlich den participialablauten. --

3) verba

a) siarke verba der siebenten goth. anomalie (1, 854).
Daß starke verba abgeleitete sein können, darf nach 1,
839. 2, 70. 71. nicht wundern. Die hierher gehörigen
auf -nan (nicht njan) sind aber nur in der goth. sprache
zu treffen, deutlich in keiner der übrigen. Sie conjugie-
ren bloß die praesensformen stark, die des praet. schwach,
im praet. gleichen sie also den nachher anzuführenden
altn. auf -na (deren praes. vielleicht früher stark gieng?)
Ihr ableitendes -n ist nicht schon in einem nomen vor-
handen, sondern scheint grade diese verba mit intransit.

*) ebenso stcht das subst. thaurnus, ahd. dorn, zorn vom part.
baurans, poran, zoran ab, vgl. oben s. 155.
III. conſonantiſche ableitungen. N.

nhd. êb-en; eig-en; off-en; trock-en; trunk-en. —

engl. ev-en; fai-n; op-en; ow-n. —

β) zweiter declination.
goth. ar-nis (tutus) aus dem adv. arniba gefolgert; faír-
nis (vetus). — ahd. ter-ni (altſ. der-ni, occultus); vir-ni
(vetus). — agſ. dyr-ne (occultus); frêc-ene, frêc-ne (pe-
riculoſus, audax); ſtyr-ne (rigidus) engl. ſter-n; vielleicht
auch gny-rne (moeſtus). —

bemerkung zu den adjectiven der an-form.

Man hat dieſe adj. von den part. praet. ſtarker verba,
deren flexion gleichfalls -an lautel (1, 1009) zu unter-
ſcheiden, wobei folgende kennzeichen 1) das goth. adj.
ſyncopiert das a, das part. nicht, vgl. ïbns, ïbna, ibnata,
ïbnamma mit gibans, gibana, gibanata, gibanamma *).
Im ahd. fällt der unterſchied freilich weg, ëpan geht wie
këpan; auch agſ. haben beide -en, altn. hingegen zeigt
das adj. in der regel -n, das part. -inn, obgleich auch
einige adj. -inn annehmen. — 2) wenn aus adj. verba
geleitet werden, ſo bleibt das -an, -en in der ableitung,
z. b. nhd. êbnen, öffnen, trocknen, aneignen. Aus part.
fließen keine ſolche verba. Mit dem allem leugne ich
doch nicht, daß urſprüngliche part. ſich allmählig zu
adj. verhärtet haben können, vgl. ëpan mit nr. 540. trunh-
an mit nr. 397., lung-an mit nr. 423., offan mit nr. 525.,
fägen mit nr. 488. etc. und den zweifel bei ſcafan. Die
agſ. altſ. part. eád-en, ôd-an (genitus) eác-en, ôc-an
(praegnans) ſtehen in der that nur noch adjeetiviſch. In
andern wie ërhan, keiſan, toukan etc. widerſpricht der
vocal deutlich den participialablauten. —

3) verba

α) ſiarke verba der ſiebenten goth. anomalie (1, 854).
Daß ſtarke verba abgeleitete ſein können, darf nach 1,
839. 2, 70. 71. nicht wundern. Die hierher gehörigen
auf -nan (nicht njan) ſind aber nur in der goth. ſprache
zu treffen, deutlich in keiner der übrigen. Sie conjugie-
ren bloß die praeſensformen ſtark, die des praet. ſchwach,
im praet. gleichen ſie alſo den nachher anzuführenden
altn. auf -na (deren praeſ. vielleicht früher ſtark gieng?)
Ihr ableitendes -n iſt nicht ſchon in einem nomen vor-
handen, ſondern ſcheint grade dieſe verba mit intranſit.

*) ebenſo ſtcht das ſubſt. þaúrnus, ahd. dorn, zorn vom part.
baúrans, poran, zoran ab, vgl. oben ſ. 155.
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[166/0184] III. conſonantiſche ableitungen. N. nhd. êb-en; eig-en; off-en; trock-en; trunk-en. — engl. ev-en; fai-n; op-en; ow-n. — β) zweiter declination. goth. ar-nis (tutus) aus dem adv. arniba gefolgert; faír- nis (vetus). — ahd. ter-ni (altſ. der-ni, occultus); vir-ni (vetus). — agſ. dyr-ne (occultus); frêc-ene, frêc-ne (pe- riculoſus, audax); ſtyr-ne (rigidus) engl. ſter-n; vielleicht auch gny-rne (moeſtus). — bemerkung zu den adjectiven der an-form. Man hat dieſe adj. von den part. praet. ſtarker verba, deren flexion gleichfalls -an lautel (1, 1009) zu unter- ſcheiden, wobei folgende kennzeichen 1) das goth. adj. ſyncopiert das a, das part. nicht, vgl. ïbns, ïbna, ibnata, ïbnamma mit gibans, gibana, gibanata, gibanamma *). Im ahd. fällt der unterſchied freilich weg, ëpan geht wie këpan; auch agſ. haben beide -en, altn. hingegen zeigt das adj. in der regel -n, das part. -inn, obgleich auch einige adj. -inn annehmen. — 2) wenn aus adj. verba geleitet werden, ſo bleibt das -an, -en in der ableitung, z. b. nhd. êbnen, öffnen, trocknen, aneignen. Aus part. fließen keine ſolche verba. Mit dem allem leugne ich doch nicht, daß urſprüngliche part. ſich allmählig zu adj. verhärtet haben können, vgl. ëpan mit nr. 540. trunh- an mit nr. 397., lung-an mit nr. 423., offan mit nr. 525., fägen mit nr. 488. etc. und den zweifel bei ſcafan. Die agſ. altſ. part. eád-en, ôd-an (genitus) eác-en, ôc-an (praegnans) ſtehen in der that nur noch adjeetiviſch. In andern wie ërhan, keiſan, toukan etc. widerſpricht der vocal deutlich den participialablauten. — 3) verba α) ſiarke verba der ſiebenten goth. anomalie (1, 854). Daß ſtarke verba abgeleitete ſein können, darf nach 1, 839. 2, 70. 71. nicht wundern. Die hierher gehörigen auf -nan (nicht njan) ſind aber nur in der goth. ſprache zu treffen, deutlich in keiner der übrigen. Sie conjugie- ren bloß die praeſensformen ſtark, die des praet. ſchwach, im praet. gleichen ſie alſo den nachher anzuführenden altn. auf -na (deren praeſ. vielleicht früher ſtark gieng?) Ihr ableitendes -n iſt nicht ſchon in einem nomen vor- handen, ſondern ſcheint grade dieſe verba mit intranſit. *) ebenſo ſtcht das ſubſt. þaúrnus, ahd. dorn, zorn vom part. baúrans, poran, zoran ab, vgl. oben ſ. 155.

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/184>, abgerufen am 03.10.2024.