ahd. wenige und alle nach erster decl.: ak-ana, ag- ana (palea) jun. 281; as-ana (servitium)? vermuthe ich lediglich nach dem altwestph. asna; liut-ana (lugdunum) mons. 408; louk-ana (negatio) loug-na O. I. 27, 35. II. 3, 2. III. 20. 178; rab-ana (ravenna) wirzeb. 978a; sig- ana (sequana) sigona trev. 24b, sigena blas. 79a; stim-ana (vox)? diese volle form kommt nie vor, sondern stets mit weggeworfnem a entw. ftim-na J., oder assim. stimma K. N. O. und stemma T. *); truos-ana (faex) truosena N. 74, 9. truosina steht mons. 418; vers-ana (calx) mons. 325. fersna T. (fersena N. 55, 7. schwach) verfina trev. 9b; vorh-ana (truta) trev. 13a; war-na (instructio) N. 29, 10. -- Nach vierter decl. nur ar-n (messis) T. 72, 6. 76. O. II. 14, 208; und quer-n(mola). -- Verbalia auf an, jenen gothischen analog, gibt es nicht, wenigstens nicht solche, die deutlich der vierten starken decl. folgten. Doch scheinen mir einige der 1, 629. angeführten auf ein spu- ren davon; mend-ein, ka-loub-ein, touf-ein; in ar-los-nein, ur-suoh-nein stünde aber doppeltes n (statt: ar-los-ein, ur- suohh-ein); übrigens wäre -in für -jan gesetzt. Und bald heißt es noch abgestumpster touf-ei, mend-ei. Auf -on für -oan, auf -en, f. ean laßen sich gar keine spüren (z. b. kein fem. lepen, vita, oder ladon, invitatio) viel- mehr steht auch hier -ei (z. b. spar-ei, parsimonia, doc. 236a von sparen; goth. etwa sparains)**). --
ags. ungefähr folgende: bläg-en (pustula); cveor-n (mola); dros-en (faex); stef-en, später stem-n (vox); steor-n (gubernaculum); vear-n (denegatio, repugnantia) Beov. 30; bys-en (norma, exemplum) vergleicht sich zwar dem goth. bus-ns, hat aber einen aus der ableitung unerklärlichen umlaut. Dagegen gelten noch einige deut-
*) wurzel nr. 540b wegen des zusammenhangs der begriffe rede und stab (oben s. 87.); aus stibna (ags. stefen) wurde stimma (ags. stemm), wie aus hraban hramn, hramm (vgl. sueban mit somnus und schwed. sömn); vermuthlich entspringt auch das nhd. stamm (stipes) aus stamn, staman, staban, vgl. ags. stämn (basis). --
**) die goth. sem. -ns auszudrücken bedient sich die ahd. sprache meis[t]ens der, dem Gothen gerade mangelnden, bildungen -unka, unga. Erst im nhd. wird der ins. allgemein und häufig als ein neutrales subst. gebraucht.
ahd. wenige und alle nach erſter decl.: ak-ana, ag- ana (palea) jun. 281; aſ-ana (ſervitium)? vermuthe ich lediglich nach dem altweſtph. aſna; liut-ana (lugdunum) monſ. 408; louk-ana (negatio) loug-na O. I. 27, 35. II. 3, 2. III. 20. 178; rab-ana (ravenna) wirzeb. 978a; ſig- ana (ſequana) ſigona trev. 24b, ſigena blaſ. 79a; ſtim-ana (vox)? dieſe volle form kommt nie vor, ſondern ſtets mit weggeworfnem a entw. ftim-na J., oder aſſim. ſtimma K. N. O. und ſtëmma T. *); truoſ-ana (faex) truoſena N. 74, 9. truoſina ſteht monſ. 418; vërſ-ana (calx) monſ. 325. fërſna T. (fërſena N. 55, 7. ſchwach) vërfina trev. 9b; vorh-ana (truta) trev. 13a; war-na (inſtructio) N. 29, 10. — Nach vierter decl. nur ar-n (meſſis) T. 72, 6. 76. O. II. 14, 208; und quër-n(mola). — Verbalia auf an, jenen gothiſchen analog, gibt es nicht, wenigſtens nicht ſolche, die deutlich der vierten ſtarken decl. folgten. Doch ſcheinen mir einige der 1, 629. angeführten auf în ſpu- ren davon; mend-în, ka-loub-în, touf-în; in ar-lôſ-nîn, ur-ſuoh-nîn ſtünde aber doppeltes n (ſtatt: ar-lôſ-în, ur- ſuohh-în); übrigens wäre -in für -jan geſetzt. Und bald heißt es noch abgeſtumpſter touf-î, mend-î. Auf -ôn für -ôan, auf -ên, f. êan laßen ſich gar keine ſpüren (z. b. kein fem. lëpên, vita, oder ladôn, invitatio) viel- mehr ſteht auch hier -î (z. b. ſpar-î, parſimonia, doc. 236a von ſparên; goth. etwa ſparáins)**). —
agſ. ungefähr folgende: bläg-en (puſtula); cvëor-n (mola); drôſ-en (faex); ſtëf-en, ſpäter ſtëm-n (vox); ſtëor-n (gubernaculum); vëar-n (denegatio, repugnantia) Beov. 30; byſ-en (norma, exemplum) vergleicht ſich zwar dem goth. buſ-ns, hat aber einen aus der ableitung unerklärlichen umlaut. Dagegen gelten noch einige deut-
*) wurzel nr. 540b wegen des zuſammenhangs der begriffe rede und ſtab (oben ſ. 87.); aus ſtibna (agſ. ſtëfen) wurde ſtimma (agſ. ſtëmm), wie aus hraban hramn, hramm (vgl. ſuëban mit ſomnus und ſchwed. ſömn); vermuthlich entſpringt auch das nhd. ſtamm (ſtipes) aus ſtamn, ſtaman, ſtaban, vgl. agſ. ſtämn (baſis). —
**) die goth. ſem. -ns auszudrücken bedient ſich die ahd. ſprache meiſ[t]ens der, dem Gothen gerade mangelnden, bildungen -unka, unga. Erſt im nhd. wird der inſ. allgemein und häufig als ein neutrales ſubſt. gebraucht.
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[158/0176]
III. conſonantiſche ableitungen. N.
libáins (vita) lubáins (ſpes)? midja-ſveipáins (diluvium)
at-vitáins (obſervatio).
ahd. wenige und alle nach erſter decl.: ak-ana, ag-
ana (palea) jun. 281; aſ-ana (ſervitium)? vermuthe ich
lediglich nach dem altweſtph. aſna; liut-ana (lugdunum)
monſ. 408; louk-ana (negatio) loug-na O. I. 27, 35. II.
3, 2. III. 20. 178; rab-ana (ravenna) wirzeb. 978a; ſig-
ana (ſequana) ſigona trev. 24b, ſigena blaſ. 79a; ſtim-ana
(vox)? dieſe volle form kommt nie vor, ſondern ſtets mit
weggeworfnem a entw. ftim-na J., oder aſſim. ſtimma K.
N. O. und ſtëmma T. *); truoſ-ana (faex) truoſena N.
74, 9. truoſina ſteht monſ. 418; vërſ-ana (calx) monſ.
325. fërſna T. (fërſena N. 55, 7. ſchwach) vërfina trev.
9b; vorh-ana (truta) trev. 13a; war-na (inſtructio) N. 29,
10. — Nach vierter decl. nur ar-n (meſſis) T. 72, 6. 76.
O. II. 14, 208; und quër-n(mola). — Verbalia auf an,
jenen gothiſchen analog, gibt es nicht, wenigſtens nicht
ſolche, die deutlich der vierten ſtarken decl. folgten. Doch
ſcheinen mir einige der 1, 629. angeführten auf în ſpu-
ren davon; mend-în, ka-loub-în, touf-în; in ar-lôſ-nîn,
ur-ſuoh-nîn ſtünde aber doppeltes n (ſtatt: ar-lôſ-în, ur-
ſuohh-în); übrigens wäre -in für -jan geſetzt. Und bald
heißt es noch abgeſtumpſter touf-î, mend-î. Auf -ôn
für -ôan, auf -ên, f. êan laßen ſich gar keine ſpüren
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mehr ſteht auch hier -î (z. b. ſpar-î, parſimonia, doc.
236a von ſparên; goth. etwa ſparáins) **). —
altſ. hôf-na (ploratus); log-na (flamma); ſtëm-na (vox);
unſicher liud-ſtam-na (gens). —
agſ. ungefähr folgende: bläg-en (puſtula); cvëor-n
(mola); drôſ-en (faex); ſtëf-en, ſpäter ſtëm-n (vox);
ſtëor-n (gubernaculum); vëar-n (denegatio, repugnantia)
Beov. 30; byſ-en (norma, exemplum) vergleicht ſich
zwar dem goth. buſ-ns, hat aber einen aus der ableitung
unerklärlichen umlaut. Dagegen gelten noch einige deut-
*) wurzel nr. 540b wegen des zuſammenhangs der begriffe
rede und ſtab (oben ſ. 87.); aus ſtibna (agſ. ſtëfen) wurde ſtimma
(agſ. ſtëmm), wie aus hraban hramn, hramm (vgl. ſuëban mit
ſomnus und ſchwed. ſömn); vermuthlich entſpringt auch das nhd.
ſtamm (ſtipes) aus ſtamn, ſtaman, ſtaban, vgl. agſ. ſtämn (baſis). —
**) die goth. ſem. -ns auszudrücken bedient ſich die ahd.
ſprache meiſtens der, dem Gothen gerade mangelnden, bildungen
-unka, unga. Erſt im nhd. wird der inſ. allgemein und häufig
als ein neutrales ſubſt. gebraucht.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/176>, abgerufen am 24.11.2024.
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