Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

III. consonantische ableitungen. M.
selten brod-em (vapor) hingegen bod-en; baus-en (noch
im 17. jahrh. öfter baus-em); fad-en; schwad-en, die übri-
gen veraltet, mit tiefton aber eid-am (gener) und als
scheinbares comp. wit-thaum (vidualitium *). -- engl. nicht
allein bos-om, bott-om, sondern auch in andern -om, die
eigentlich der am-form gehören: bes-om, bloss-om. --

b) starke feminina goth. mid-uma oder mid-ums
(meson)? es kommt allein der dat. midumai vor; aus der
ahd. sprache sind keine nachzuweisen, doch mag es ihrer
gegeben haben, Oberl. führt aus neueren quellen an:
buos-eme (linea recta in computatione graduum) wid-eme
(dedicatio). --

g) starke neutra, nur ahd. kad-um (cubile, pene-
trale) jun. 203. 225. hrab. 969b O. I. 27, 134.); mhd. gad-
em, später gad-en. --

d) schwache masc. goth. ald-uma (senectus) bedarf
der bestätigung, da nur L. 1, 36. der dat. aldomin vor-
kommt, welches f. aldumin (wie umgekehrt krotuda, su-
puda f. krotoda, supoda; vgl. 1, 855.) stünde? Compo-
sition mit -dom (aldoma f. ald-doma) anzunehmen, wi-
derstrebt der sonst immer starken form des -dom, -tuom
(vgl. cap. III.) obgleich ahd. alt-duom, alt-tuom statt fin-
det; zweifelhaft ist auch das vorhin angegebne ags. eal-
dom? oder eald-dom (nicht eald-doma)? und analog
falsche verbindung zeigt eben das nhd. wachsthaum, wit-
thaum. --

ahd. wid-umo (dos)? wid-emen (dote) stehet W. 3,
10. wozu auch das ags. veod-uma, veod-oma (Lyes un-
belegte schreibung veotuma, veotoma ist kaum recht?
doch vgl. botm, engl. bottom mit ahd. podum) paßt. Ge-
hört hierher das ags. gärs-uma (gaza, thesaurus)? das man
bald schwach, bald stark declinieren findet, vgl. ags. chro-
nik (Ingram p. 208. 274. 275.)**). --

mhd. glid-eme (jubilum)? Wittich z. 3545; schalmeien,
floeten und glidemen (jubila): bidemen, vgl. glädma vor-
hin s. 148; vielleicht auch wid-eme (dos). --

*) mit eidam vorhin s. 148. brosam und rinnsal s. 107., mit wit-
thaum f. widum, widem (während das verbum widmen blieb) her-
nach unten beim th heimat, armaut etc. zu vergleichen.
**) das altn. gersemi (vgl. Yngl. saga cap. 13. mit Snorraedda
p. 37.) ist weiblich und wird aus ger-semi componiert erklärt, wo-
für auch das adv. ger-sam-liga (omnino) spricht, und daß sich das
ags. gärs-uma schwerer deuten läßt als gär-suma.

III. conſonantiſche ableitungen. M.
ſelten brôd-em (vapor) hingegen bôd-en; bûſ-en (noch
im 17. jahrh. öfter bûſ-em); fâd-en; ſchwâd-en, die übri-
gen veraltet, mit tiefton aber eid-àm (gener) und als
ſcheinbares comp. wit-thûm (vidualitium *). — engl. nicht
allein boſ-om, bott-om, ſondern auch in andern -om, die
eigentlich der am-form gehören: beſ-om, bloſſ-om. —

β) ſtarke feminina goth. mid-uma oder mid-ums
(μέσον)? es kommt allein der dat. midumái vor; aus der
ahd. ſprache ſind keine nachzuweiſen, doch mag es ihrer
gegeben haben, Oberl. führt aus neueren quellen an:
buoſ-eme (linea recta in computatione graduum) wid-eme
(dedicatio). —

γ) ſtarke neutra, nur ahd. kad-um (cubile, pene-
trale) jun. 203. 225. hrab. 969b O. I. 27, 134.); mhd. gad-
em, ſpäter gad-en. —

δ) ſchwache maſc. goth. ald-uma (ſenectus) bedarf
der beſtätigung, da nur L. 1, 36. der dat. aldômin vor-
kommt, welches f. aldumin (wie umgekehrt krôtuda, ſu-
puda f. krôtôda, ſupôda; vgl. 1, 855.) ſtünde? Compo-
ſition mit -dôm (aldôma f. ald-dôma) anzunehmen, wi-
derſtrebt der ſonſt immer ſtarken form des -dôm, -tuom
(vgl. cap. III.) obgleich ahd. alt-duom, alt-tuom ſtatt fin-
det; zweifelhaft iſt auch das vorhin angegebne agſ. ëal-
dom? oder ëald-dôm (nicht ëald-dôma)? und analog
falſche verbindung zeigt eben das nhd. wachsthûm, wit-
thûm. —

ahd. wid-umo (dos)? wid-emen (dote) ſtehet W. 3,
10. wozu auch das agſ. vëoð-uma, vëoð-oma (Lyes un-
belegte ſchreibung vëotuma, vëotoma iſt kaum recht?
doch vgl. botm, engl. bottom mit ahd. podum) paßt. Ge-
hört hierher das agſ. gärſ-uma (gaza, theſaurus)? das man
bald ſchwach, bald ſtark declinieren findet, vgl. agſ. chro-
nik (Ingram p. 208. 274. 275.)**). —

mhd. glid-eme (jubilum)? Wittich z. 3545; ſchalmeien,
flœten und glidemen (jubila): bidemen, vgl. glädma vor-
hin ſ. 148; vielleicht auch wid-eme (dos). —

*) mit eidàm vorhin ſ. 148. broſàm und rinnſal ſ. 107., mit wit-
thûm f. widum, widèm (während das verbum widmen blieb) her-
nach unten beim þ heimàt, armût etc. zu vergleichen.
**) das altn. gerſemi (vgl. Yngl. ſaga cap. 13. mit Snorraedda
p. 37.) iſt weiblich und wird aus ger-ſemi componiert erklärt, wo-
für auch das adv. gër-ſam-liga (omnino) ſpricht, und daß ſich das
agſ. gärſ-uma ſchwerer deuten läßt als gär-ſuma.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0169" n="151"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">III. <hi rendition="#i">con&#x017F;onanti&#x017F;che ableitungen. M.</hi></hi></fw><lb/>
&#x017F;elten brôd-em (vapor) hingegen bôd-en; bû&#x017F;-en (noch<lb/>
im 17. jahrh. öfter bû&#x017F;-em); fâd-en; &#x017F;chwâd-en, die übri-<lb/>
gen veraltet, mit tiefton aber eid-àm (gener) und als<lb/>
&#x017F;cheinbares comp. wit-thûm (vidualitium <note place="foot" n="*)">mit eidàm vorhin &#x017F;. 148. bro&#x017F;àm und rinn&#x017F;al &#x017F;. 107., mit wit-<lb/>
thûm f. widum, widèm (während das verbum widmen blieb) her-<lb/>
nach unten beim þ heimàt, armût etc. zu vergleichen.</note>. &#x2014; engl. nicht<lb/>
allein bo&#x017F;-om, bott-om, &#x017F;ondern auch in andern -om, die<lb/>
eigentlich der am-form gehören: be&#x017F;-om, blo&#x017F;&#x017F;-om. &#x2014;</p><lb/>
              <p><hi rendition="#i">&#x03B2;</hi>) <hi rendition="#i">&#x017F;tarke feminina</hi> goth. mid-uma oder mid-ums<lb/>
(<hi rendition="#i">&#x03BC;&#x03AD;&#x03C3;&#x03BF;&#x03BD;</hi>)? es kommt allein der dat. midumái vor; aus der<lb/>
ahd. &#x017F;prache &#x017F;ind keine nachzuwei&#x017F;en, doch mag es ihrer<lb/>
gegeben haben, Oberl. führt aus neueren quellen an:<lb/>
buo&#x017F;-eme (linea recta in computatione graduum) wid-eme<lb/>
(dedicatio). &#x2014;</p><lb/>
              <p><hi rendition="#i">&#x03B3;</hi>) <hi rendition="#i">&#x017F;tarke neutra</hi>, nur ahd. kad-um (cubile, pene-<lb/>
trale) jun. 203. 225. hrab. 969<hi rendition="#sup">b</hi> O. I. 27, 134.); mhd. gad-<lb/>
em, &#x017F;päter gad-en. &#x2014;</p><lb/>
              <p><hi rendition="#i">&#x03B4;</hi>) <hi rendition="#i">&#x017F;chwache ma&#x017F;c</hi>. goth. ald-uma (&#x017F;enectus) bedarf<lb/>
der be&#x017F;tätigung, da nur L. 1, 36. der dat. aldômin vor-<lb/>
kommt, welches f. aldumin (wie umgekehrt krôtuda, &#x017F;u-<lb/>
puda f. krôtôda, &#x017F;upôda; vgl. 1, 855.) &#x017F;tünde? Compo-<lb/>
&#x017F;ition mit -dôm (aldôma f. ald-dôma) anzunehmen, wi-<lb/>
der&#x017F;trebt der &#x017F;on&#x017F;t immer &#x017F;tarken form des -dôm, -tuom<lb/>
(vgl. cap. III.) obgleich ahd. alt-duom, alt-tuom &#x017F;tatt fin-<lb/>
det; zweifelhaft i&#x017F;t auch das vorhin angegebne ag&#x017F;. ëal-<lb/>
dom? oder ëald-dôm (nicht ëald-dôma)? und analog<lb/>
fal&#x017F;che verbindung zeigt eben das nhd. wachsthûm, wit-<lb/>
thûm. &#x2014;</p><lb/>
              <p>ahd. wid-umo (dos)? wid-emen (dote) &#x017F;tehet W. 3,<lb/>
10. wozu auch das ag&#x017F;. vëoð-uma, vëoð-oma (Lyes un-<lb/>
belegte &#x017F;chreibung vëotuma, vëotoma i&#x017F;t kaum recht?<lb/>
doch vgl. botm, engl. bottom mit ahd. podum) paßt. Ge-<lb/>
hört hierher das ag&#x017F;. gär&#x017F;-uma (gaza, the&#x017F;aurus)? das man<lb/>
bald &#x017F;chwach, bald &#x017F;tark declinieren findet, vgl. ag&#x017F;. chro-<lb/>
nik (Ingram p. 208. 274. 275.)<note place="foot" n="**)">das altn. ger&#x017F;emi (vgl. Yngl. &#x017F;aga cap. 13. mit Snorraedda<lb/>
p. 37.) i&#x017F;t weiblich und wird aus ger-&#x017F;emi componiert erklärt, wo-<lb/>
für auch das adv. gër-&#x017F;am-liga (omnino) &#x017F;pricht, und daß &#x017F;ich das<lb/>
ag&#x017F;. gär&#x017F;-uma &#x017F;chwerer deuten läßt als gär-&#x017F;uma.</note>. &#x2014;</p><lb/>
              <p>mhd. glid-eme (jubilum)? Wittich z. 3545; &#x017F;chalmeien,<lb/>
fl&#x0153;ten und glidemen (jubila): bidemen, vgl. glädma vor-<lb/>
hin &#x017F;. 148; vielleicht auch wid-eme (dos). &#x2014;</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0169] III. conſonantiſche ableitungen. M. ſelten brôd-em (vapor) hingegen bôd-en; bûſ-en (noch im 17. jahrh. öfter bûſ-em); fâd-en; ſchwâd-en, die übri- gen veraltet, mit tiefton aber eid-àm (gener) und als ſcheinbares comp. wit-thûm (vidualitium *). — engl. nicht allein boſ-om, bott-om, ſondern auch in andern -om, die eigentlich der am-form gehören: beſ-om, bloſſ-om. — β) ſtarke feminina goth. mid-uma oder mid-ums (μέσον)? es kommt allein der dat. midumái vor; aus der ahd. ſprache ſind keine nachzuweiſen, doch mag es ihrer gegeben haben, Oberl. führt aus neueren quellen an: buoſ-eme (linea recta in computatione graduum) wid-eme (dedicatio). — γ) ſtarke neutra, nur ahd. kad-um (cubile, pene- trale) jun. 203. 225. hrab. 969b O. I. 27, 134.); mhd. gad- em, ſpäter gad-en. — δ) ſchwache maſc. goth. ald-uma (ſenectus) bedarf der beſtätigung, da nur L. 1, 36. der dat. aldômin vor- kommt, welches f. aldumin (wie umgekehrt krôtuda, ſu- puda f. krôtôda, ſupôda; vgl. 1, 855.) ſtünde? Compo- ſition mit -dôm (aldôma f. ald-dôma) anzunehmen, wi- derſtrebt der ſonſt immer ſtarken form des -dôm, -tuom (vgl. cap. III.) obgleich ahd. alt-duom, alt-tuom ſtatt fin- det; zweifelhaft iſt auch das vorhin angegebne agſ. ëal- dom? oder ëald-dôm (nicht ëald-dôma)? und analog falſche verbindung zeigt eben das nhd. wachsthûm, wit- thûm. — ahd. wid-umo (dos)? wid-emen (dote) ſtehet W. 3, 10. wozu auch das agſ. vëoð-uma, vëoð-oma (Lyes un- belegte ſchreibung vëotuma, vëotoma iſt kaum recht? doch vgl. botm, engl. bottom mit ahd. podum) paßt. Ge- hört hierher das agſ. gärſ-uma (gaza, theſaurus)? das man bald ſchwach, bald ſtark declinieren findet, vgl. agſ. chro- nik (Ingram p. 208. 274. 275.) **). — mhd. glid-eme (jubilum)? Wittich z. 3545; ſchalmeien, flœten und glidemen (jubila): bidemen, vgl. glädma vor- hin ſ. 148; vielleicht auch wid-eme (dos). — *) mit eidàm vorhin ſ. 148. broſàm und rinnſal ſ. 107., mit wit- thûm f. widum, widèm (während das verbum widmen blieb) her- nach unten beim þ heimàt, armût etc. zu vergleichen. **) das altn. gerſemi (vgl. Yngl. ſaga cap. 13. mit Snorraedda p. 37.) iſt weiblich und wird aus ger-ſemi componiert erklärt, wo- für auch das adv. gër-ſam-liga (omnino) ſpricht, und daß ſich das agſ. gärſ-uma ſchwerer deuten läßt als gär-ſuma.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/169
Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/169>, abgerufen am 27.04.2024.