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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. consonantische ableitungen. M.

e) schwache feminina entspringen aus adjectiven die-
ser form, goth. hleid-umei (sinistra); ein goth. taihs-umei
f. taihsvo (dextera) finde ich so wenig, als ein ahd. zes-
uma f. zes-awa, lese aber mhd. in der heil. Martina diu
zeseme (dextra): beseme gereimt. --

2) adjectiva
es ist ein alter, schon fast verwischter zug deutscher
sprache, daß sie adjectiven des begriffs der lage und folge
die bildung -um anfügt. Eigentlich, wie cap. VII. aus-
führen soll, scheint dieses -um superlativisch, gilt auch
zuweilen so, wird aber gewöhnlich wieder zum positiv
genommen und alsdann gleich den übrigen adjectiven
nochmahls compariert *). Bemerkenswerth, daß die po-
sitivisch stehenden adj. dieser bildung organischerweise nur
schwach declinieren.

goth. fr-uma (primus) fr-umei (prima) galt gewis schon
seit uralter zeit für frum-a und wurde dann ablautend
(nr. 568.); gleiches gilt von einem bloß muthmaßlichen
thr-uma (extremus) n. 567; deutlicher liegt die bildung
in den folgenden vor: aft-uma (ultimus); auh-uma (su-
perus); hind-uma (postremus); hleid-uma (sinister) hleid-
umei (sinistra); ist-uma (posterus); mid-uma (medius);
sped-uma (novissimus) und wohl manche andere.

ahd. nicht mehr vr-umo (primus) sondern vrum,
vrum-er (provectus, probus); aber noch mit umo, met-
umo (medius, mediocris) wofür fehlerhaft geschrieben
steht oder gebraucht wird met-amo, mitt-amo, vgl. meta-
min-pahhe Neug. nr. 49. und K. 55b T. 77. 189, 3. 230.
1. 333, 5. mittimo O. III. 17, 100. mittemo N. 81, 1;
reht-umo (rectus)? reht-emo O. I. 1, 104; duerh-umo
(obliquus) tuerh-eme gl. herrad 179a falls es kein dat. sg.
von tverh ist?; viele andere, z. b. hint-umo, spat-umo,
laß-umo sind leicht zu vermuthen.

ags. äft-ema (posterus); for-ma (primus) Beov. 58. 171;
hind-ema (ultimus) Beov. 154. 187; inn-ema (intimus);
(novissimus); med-ema (medius); nid-ema (infimus); nord-
ema (septentrionalis); sid-ema (novissimus); saud-ema (an-
stralis); uf-ema (superior); aut-ema (exterior); vest-ema
(occidentalis); verschiedne darunter folgere ich bloß aus

*) dies verfahren hat analogie mit den verbis zweiter anoma-
lie, deren praet. wieder zum praesens wird, welches dann ein
neues, schwaches praet. zeugen muß. Auch dürftc man den alten
superlativ -um den starken, den spätern -ist den schwachen nennen.
III. conſonantiſche ableitungen. M.

ε) ſchwache feminina entſpringen aus adjectiven die-
ſer form, goth. hleid-umei (ſiniſtra); ein goth. taíhſ-umei
f. taihſvô (dextera) finde ich ſo wenig, als ein ahd. zëſ-
uma f. zëſ-awa, leſe aber mhd. in der heil. Martina diu
zëſeme (dextra): bëſeme gereimt. —

2) adjectiva
es iſt ein alter, ſchon faſt verwiſchter zug deutſcher
ſprache, daß sie adjectiven des begriffs der lage und folge
die bildung -um anfügt. Eigentlich, wie cap. VII. aus-
führen ſoll, ſcheint dieſes -um ſuperlativiſch, gilt auch
zuweilen ſo, wird aber gewöhnlich wieder zum poſitiv
genommen und alsdann gleich den übrigen adjectiven
nochmahls compariert *). Bemerkenswerth, daß die po-
ſitiviſch ſtehenden adj. dieſer bildung organiſcherweiſe nur
ſchwach declinieren.

goth. fr-uma (primus) fr-umei (prima) galt gewis ſchon
ſeit uralter zeit für frum-a und wurde dann ablautend
(nr. 568.); gleiches gilt von einem bloß muthmaßlichen
þr-uma (extremus) n. 567; deutlicher liegt die bildung
in den folgenden vor: aft-uma (ultimus); aúh-uma (ſu-
perus); hind-uma (poſtremus); hleid-uma (ſiniſter) hleid-
umei (ſiniſtra); ïſt-uma (poſterus); mid-uma (medius);
ſpêd-uma (noviſſimus) und wohl manche andere.

ahd. nicht mehr vr-umo (primus) ſondern vrum,
vrum-êr (provectus, probus); aber noch mit umo, mët-
umo (medius, mediocris) wofür fehlerhaft geſchrieben
ſteht oder gebraucht wird mët-amo, mitt-amo, vgl. mëta-
min-pahhe Neug. nr. 49. und K. 55b T. 77. 189, 3. 230.
1. 333, 5. mittimo O. III. 17, 100. mittemo N. 81, 1;
rëht-umo (rectus)? rëht-emo O. I. 1, 104; duërh-umo
(obliquus) tuërh-eme gl. herrad 179a falls es kein dat. ſg.
von tvërh iſt?; viele andere, z. b. hint-umo, ſpât-umo,
laƷ-umo ſind leicht zu vermuthen.

agſ. äft-ema (poſterus); for-ma (primus) Beov. 58. 171;
hind-ema (ultimus) Beov. 154. 187; inn-ema (intimus);
(noviſſimus); mëd-ema (medius); nið-ema (infimus); norð-
ema (ſeptentrionalis); ſið-ema (noviſſimus); ſûð-ema (an-
ſtralis); uf-ema (ſuperior); ût-ema (exterior); vëſt-ema
(occidentalis); verſchiedne darunter folgere ich bloß aus

*) dies verfahren hat analogie mit den verbis zweiter anoma-
lie, deren praet. wieder zum praeſens wird, welches dann ein
neues, ſchwaches praet. zeugen muß. Auch dürftc man den alten
ſuperlativ -um den ſtarken, den ſpätern -iſt den ſchwachen nennen.
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[152/0170] III. conſonantiſche ableitungen. M. ε) ſchwache feminina entſpringen aus adjectiven die- ſer form, goth. hleid-umei (ſiniſtra); ein goth. taíhſ-umei f. taihſvô (dextera) finde ich ſo wenig, als ein ahd. zëſ- uma f. zëſ-awa, leſe aber mhd. in der heil. Martina diu zëſeme (dextra): bëſeme gereimt. — 2) adjectiva es iſt ein alter, ſchon faſt verwiſchter zug deutſcher ſprache, daß sie adjectiven des begriffs der lage und folge die bildung -um anfügt. Eigentlich, wie cap. VII. aus- führen ſoll, ſcheint dieſes -um ſuperlativiſch, gilt auch zuweilen ſo, wird aber gewöhnlich wieder zum poſitiv genommen und alsdann gleich den übrigen adjectiven nochmahls compariert *). Bemerkenswerth, daß die po- ſitiviſch ſtehenden adj. dieſer bildung organiſcherweiſe nur ſchwach declinieren. goth. fr-uma (primus) fr-umei (prima) galt gewis ſchon ſeit uralter zeit für frum-a und wurde dann ablautend (nr. 568.); gleiches gilt von einem bloß muthmaßlichen þr-uma (extremus) n. 567; deutlicher liegt die bildung in den folgenden vor: aft-uma (ultimus); aúh-uma (ſu- perus); hind-uma (poſtremus); hleid-uma (ſiniſter) hleid- umei (ſiniſtra); ïſt-uma (poſterus); mid-uma (medius); ſpêd-uma (noviſſimus) und wohl manche andere. ahd. nicht mehr vr-umo (primus) ſondern vrum, vrum-êr (provectus, probus); aber noch mit umo, mët- umo (medius, mediocris) wofür fehlerhaft geſchrieben ſteht oder gebraucht wird mët-amo, mitt-amo, vgl. mëta- min-pahhe Neug. nr. 49. und K. 55b T. 77. 189, 3. 230. 1. 333, 5. mittimo O. III. 17, 100. mittemo N. 81, 1; rëht-umo (rectus)? rëht-emo O. I. 1, 104; duërh-umo (obliquus) tuërh-eme gl. herrad 179a falls es kein dat. ſg. von tvërh iſt?; viele andere, z. b. hint-umo, ſpât-umo, laƷ-umo ſind leicht zu vermuthen. agſ. äft-ema (poſterus); for-ma (primus) Beov. 58. 171; hind-ema (ultimus) Beov. 154. 187; inn-ema (intimus); (noviſſimus); mëd-ema (medius); nið-ema (infimus); norð- ema (ſeptentrionalis); ſið-ema (noviſſimus); ſûð-ema (an- ſtralis); uf-ema (ſuperior); ût-ema (exterior); vëſt-ema (occidentalis); verſchiedne darunter folgere ich bloß aus *) dies verfahren hat analogie mit den verbis zweiter anoma- lie, deren praet. wieder zum praeſens wird, welches dann ein neues, ſchwaches praet. zeugen muß. Auch dürftc man den alten ſuperlativ -um den ſtarken, den ſpätern -iſt den ſchwachen nennen.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/170>, abgerufen am 03.10.2024.