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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. consonantische ableitungen. R.
druck: auf dem aeber (a. w. 3, 109). Lachm. vermuthet
(ausw. 267) ein schw. fem. = ahd. ab-ira. Ist jedoch
jener neuere dat. aeber (nicht aebern) hinreichend, uns
zu versichern, daß nicht abiro (schw. masc.) die echte
form war? und wäre sies, so dürfte auch abiro f. abirjo,
abarjo stehen, wie vetiro für vatarjo (vorhin s. 133.)?
oder ist aeber ein neutr. zweiter decl. ahd. ab-iri f.
ab-ari? In einer wie der andern annahme fiele das wort
der ar-form anheim. Darin bestärkt sogar, daß man in
Graubündten spricht: es abert (nix solvitur). Bei den
weiteren beispielen stelle man sich ähnliche oder gleiche
schwierigkeiten vor: trest-ir (vinacea, floces, acini) jun.
195. mons. 338. 400. trest-er N. 8, 1. (schwerlich pl. neutr.
da der sg. trast doch vorkommen müste) -- meß-ir, mess-
ir? neutr. (culter)? blas. 49a trev. 43b mhd. meß-er; --
die schw. masc. chev-iro (bruchus) trev. 15a, doch N. 104.
34, 35. chev-ir, chev-er; mhd. kev-ere jun. 270.; nhd.
kaef-er; -- heig-iro (caradrion? alcedo) mons. 412. doc.
heig-ir; -- hreig-iro (ardea) ags. hrag-ra, mhd. reig-er. --
accar-bi-gengir-o (agricola T. 167, 1. vgl. for-leit-ero (se-
ductor) T. 215, 2. (f. bigengeri, forleiteri?) Die schw.
fem. hual-ira (balaenae, dentix) flor. 986b 988b (gl. blas.
70a walirim trev. 13a walrin f. waliraun balaenae) jun. 278.
walre unterschieden vom masc. hual, wal (cetus) altn. hvalr,
ags. hvät; -- el-ira (alnus) mons. 414; -- sleng-ira (funda)
blas. 46b -- zund-ira (isca? fomes) flor. 988b zundera trev.
51b, auch ags. thyndre (fomes). Ueber mart-ira, welches stark
decliniert, nachher. Im fünften cap. wird das ahd. adv.
vurd-ir (amplius, porro) angeführt, davon stammt vurd-
r-jan (promovere) mhd. vürd-er-n Wig. 23. 1432. nhd.
förd-er-n, verschieden von dem vorhin angegebnen vord-
ar-on, vord-er-n, ford-er-n (exigere) dem ein adv. vord-
ar (ultra) unterliegt, das ich ahd. nicht nachweisen kann,
das aber ags. furd-or, engl. furth-er lautet, woneben
kein fyrd-er gilt, wohl aber fyrd-r-jan (provehere).
Näher besehen ist also vurdir aus vurdiri (mons. 398.)
gekürzt, dies aber assim. von vurdari und allcs gehört
zur ar-form. Auch das mhd. enk-er (anchora), dessen
sich einzelne dichter statt ank-er bedienen, deutet auf
kein ursprüngliches -ir, vielmehr wohl auf ein neutr.
anh-ari, assim. anh-iri, enh-iri, bestätigt durch das altn.
neutr. akkeri, vgl. oben s. 133.


[UR] gothisch gilt wiederum aur für ur, kommt
aber so wenig als air in irgend einer ableitung vor. In-

III. conſonantiſche ableitungen. R.
druck: auf dem æber (a. w. 3, 109). Lachm. vermuthet
(ausw. 267) ein ſchw. fem. = ahd. âb-ira. Iſt jedoch
jener neuere dat. æber (nicht æbern) hinreichend, uns
zu verſichern, daß nicht âbiro (ſchw. maſc.) die echte
form war? und wäre ſies, ſo dürfte auch âbiro f. âbirjo,
âbarjo ſtehen, wie vetiro für vatarjo (vorhin ſ. 133.)?
oder iſt æber ein neutr. zweiter decl. ahd. âb-iri f.
âb-ari? In einer wie der andern annahme fiele das wort
der ar-form anheim. Darin beſtärkt ſogar, daß man in
Graubündten ſpricht: es âbert (nix ſolvitur). Bei den
weiteren beiſpielen ſtelle man ſich ähnliche oder gleiche
ſchwierigkeiten vor: treſt-ir (vinacea, floces, acini) jun.
195. monſ. 338. 400. treſt-er N. 8, 1. (ſchwerlich pl. neutr.
da der ſg. traſt doch vorkommen müſte) — meƷ-ir, meſſ-
ir? neutr. (culter)? blaſ. 49a trev. 43b mhd. meƷƷ-er; —
die ſchw. maſc. chev-iro (bruchus) trev. 15a, doch N. 104.
34, 35. chev-ir, chev-er; mhd. kev-ere jun. 270.; nhd.
kæf-er; — heig-iro (caradrion? alcedo) monſ. 412. doc.
heig-ir; — hreig-iro (ardea) agſ. hrâg-ra, mhd. reig-er. —
accar-bi-gengir-o (agricola T. 167, 1. vgl. for-leit-ero (ſe-
ductor) T. 215, 2. (f. bigengeri, forleiteri?) Die ſchw.
fem. hual-ira (balaenae, dentix) flor. 986b 988b (gl. blaſ.
70a walirim trev. 13a walrin f. walirûn balaenae) jun. 278.
walre unterſchieden vom maſc. hual, wal (cetus) altn. hvalr,
agſ. hvät; — el-ira (alnus) monſ. 414; — ſleng-ira (funda)
blaſ. 46b — zund-ira (iſca? fomes) flor. 988b zundera trev.
51b, auch agſ. þyndre (fomes). Ueber mart-ira, welches ſtark
decliniert, nachher. Im fünften cap. wird das ahd. adv.
vurd-ir (amplius, porro) angeführt, davon ſtammt vurd-
r-jan (promovere) mhd. vürd-er-n Wig. 23. 1432. nhd.
förd-er-n, verſchieden von dem vorhin angegebnen vord-
ar-ôn, vord-er-n, ford-er-n (exigere) dem ein adv. vord-
ar (ultra) unterliegt, das ich ahd. nicht nachweiſen kann,
das aber agſ. furð-or, engl. furth-er lautet, woneben
kein fyrd-er gilt, wohl aber fyrð-r-jan (provehere).
Näher beſehen iſt alſo vurdir aus vurdiri (monſ. 398.)
gekürzt, dies aber aſſim. von vurdari und allcs gehört
zur ar-form. Auch das mhd. enk-er (anchora), deſſen
ſich einzelne dichter ſtatt ank-er bedienen, deutet auf
kein urſprüngliches -ir, vielmehr wohl auf ein neutr.
anh-ari, aſſim. anh-iri, enh-iri, beſtätigt durch das altn.
neutr. akkeri, vgl. oben ſ. 133.


[UR] gothiſch gilt wiederum aúr für ur, kommt
aber ſo wenig als aír in irgend einer ableitung vor. In-

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[140/0158] III. conſonantiſche ableitungen. R. druck: auf dem æber (a. w. 3, 109). Lachm. vermuthet (ausw. 267) ein ſchw. fem. = ahd. âb-ira. Iſt jedoch jener neuere dat. æber (nicht æbern) hinreichend, uns zu verſichern, daß nicht âbiro (ſchw. maſc.) die echte form war? und wäre ſies, ſo dürfte auch âbiro f. âbirjo, âbarjo ſtehen, wie vetiro für vatarjo (vorhin ſ. 133.)? oder iſt æber ein neutr. zweiter decl. ahd. âb-iri f. âb-ari? In einer wie der andern annahme fiele das wort der ar-form anheim. Darin beſtärkt ſogar, daß man in Graubündten ſpricht: es âbert (nix ſolvitur). Bei den weiteren beiſpielen ſtelle man ſich ähnliche oder gleiche ſchwierigkeiten vor: treſt-ir (vinacea, floces, acini) jun. 195. monſ. 338. 400. treſt-er N. 8, 1. (ſchwerlich pl. neutr. da der ſg. traſt doch vorkommen müſte) — meƷ-ir, meſſ- ir? neutr. (culter)? blaſ. 49a trev. 43b mhd. meƷƷ-er; — die ſchw. maſc. chev-iro (bruchus) trev. 15a, doch N. 104. 34, 35. chev-ir, chev-er; mhd. kev-ere jun. 270.; nhd. kæf-er; — heig-iro (caradrion? alcedo) monſ. 412. doc. heig-ir; — hreig-iro (ardea) agſ. hrâg-ra, mhd. reig-er. — accar-bi-gengir-o (agricola T. 167, 1. vgl. for-leit-ero (ſe- ductor) T. 215, 2. (f. bigengeri, forleiteri?) Die ſchw. fem. hual-ira (balaenae, dentix) flor. 986b 988b (gl. blaſ. 70a walirim trev. 13a walrin f. walirûn balaenae) jun. 278. walre unterſchieden vom maſc. hual, wal (cetus) altn. hvalr, agſ. hvät; — el-ira (alnus) monſ. 414; — ſleng-ira (funda) blaſ. 46b — zund-ira (iſca? fomes) flor. 988b zundera trev. 51b, auch agſ. þyndre (fomes). Ueber mart-ira, welches ſtark decliniert, nachher. Im fünften cap. wird das ahd. adv. vurd-ir (amplius, porro) angeführt, davon ſtammt vurd- r-jan (promovere) mhd. vürd-er-n Wig. 23. 1432. nhd. förd-er-n, verſchieden von dem vorhin angegebnen vord- ar-ôn, vord-er-n, ford-er-n (exigere) dem ein adv. vord- ar (ultra) unterliegt, das ich ahd. nicht nachweiſen kann, das aber agſ. furð-or, engl. furth-er lautet, woneben kein fyrd-er gilt, wohl aber fyrð-r-jan (provehere). Näher beſehen iſt alſo vurdir aus vurdiri (monſ. 398.) gekürzt, dies aber aſſim. von vurdari und allcs gehört zur ar-form. Auch das mhd. enk-er (anchora), deſſen ſich einzelne dichter ſtatt ank-er bedienen, deutet auf kein urſprüngliches -ir, vielmehr wohl auf ein neutr. anh-ari, aſſim. anh-iri, enh-iri, beſtätigt durch das altn. neutr. akkeri, vgl. oben ſ. 133. [UR] gothiſch gilt wiederum aúr für ur, kommt aber ſo wenig als aír in irgend einer ableitung vor. In-

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/158>, abgerufen am 07.10.2024.