Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.III. composition. schlußbemerkungen. queue (motacilla); ote-soin; perce-bois, perce-bosse (n.herbae) perce-foret, perce-muraille (mauerbrecher) perce- neige (n. plantae) perce-oreille (ohrwurm) perce-pierre (n. plantae (steinbrech) perce-val; pleure-pain (geizhals); porte- aiguille, porte-aune, porte-banniere (sahnträger) porte- chaise, porte-dieu, porte-drapeau, porte-enseigne, porte- faix, porte-feuille, porte-malheur (unglücksvogel) porte- mouchettes, porte-piece, porte-voix (sprachrohr); taille- fer, taille-meche; tire-bouchon, tire-balle, tire-sonds, tire-monde (wehmutter) tire-sou; tourne-bride, tourne- broche, tourne-dos, tourne-fil, tourne-main (handum- drehen) tourne-lit, tourne-sol; tranche-montagne, tranche- plume; tue-loup (n. plantae) tue-mouche (fliegentödter) u. a. m. Diese romanischen composita bestätigen, daß das zweite wort einen wahren, vom ersten wort regierten acc. enthalte, der hier sogar oft im plur. steht, während das compositum als ganzes betrachtet emen sing. (und wie im deutschen masc.) bildet. Die griech. sprache verfährt hierin kühner, welche mit unterdrückter flexion dem zweiten wort neue bildungsendungen verleiht und diese für jedes geschlecht braucht (z. b. Homers parthenoi al- phesi-boiai) obgleich vorzugsweise auch die gr. zusam- mensetzungen dieser art masc. sind. Besondere rücksicht verdient aber, daß fast alle romanischen composita bloß mit den imperativen einer schwachen (nämlich der lat. ersten) conjugation gebildet sind, kaum mit denen der starken (lat. dritten) noch der schwachen, welchen ablei- tendes e und i zu grunde liegt (lat. zweiten und vierten conj.) *). Hierzu stimmt das lat. mota-cilla und flex- animus (geschlechtig und declinierbar gleich den griech.) von motare, flexare. Im griech. hingegen stehen vor- zugsweise starke verba im ersten wort, deutsch sowohl starke als schwache. Das alter der romanischen ist nicht zu bestreiten, perce-val, perce-forest, brise-fer etc. finden sich schon in altfranz. gedichten (chante-clair im rom. du re- nard) und Ducange führt mehrere derselben in mittellat. form auf, z. b. garda-roba (gen. garda-robae) garda-corsium etc. 9) in das englische sind, wie zu erwarten ist, franzö- *) ausnahme das franz. bat-beurre (butterstößel) bat-cul
(schwanzrieme) bat-queue (motacilla) von battre, das span. bati- hoja (blechschläger) von batir, ital. batti-cuore (herzschlag) batti- fuoco (feuerstahl) batti-segola (kornblume, die ans korn stoßende) von battere, vielleicht noch andere. III. compoſition. ſchlußbemerkungen. queue (motacilla); ôte-ſoin; perce-bois, perce-boſſe (n.herbae) perce-forêt, perce-muraille (mauerbrecher) perce- neige (n. plantae) perce-oreille (ohrwurm) perce-pierre (n. plantae (ſteinbrech) perce-val; pleure-pain (geizhals); porte- aiguille, porte-aune, porte-banniere (ſahnträger) porte- chaiſe, porte-dieu, porte-drapeau, porte-enſeigne, porte- faix, porte-feuille, porte-malheur (unglücksvogel) porte- mouchettes, porte-piece, porte-voix (ſprachrohr); taille- fer, taille-mêche; tire-bouchon, tire-balle, tire-ſonds, tire-monde (wehmutter) tire-ſou; tourne-bride, tourne- broche, tourne-dos, tourne-fil, tourne-main (handum- drehen) tourne-lit, tourne-ſol; tranche-montagne, tranche- plume; tue-loup (n. plantae) tue-mouche (fliegentödter) u. a. m. Dieſe romaniſchen compoſita beſtätigen, daß das zweite wort einen wahren, vom erſten wort regierten acc. enthalte, der hier ſogar oft im plur. ſteht, während das compoſitum als ganzes betrachtet emen ſing. (und wie im deutſchen maſc.) bildet. Die griech. ſprache verfährt hierin kühner, welche mit unterdrückter flexion dem zweiten wort neue bildungsendungen verleiht und dieſe für jedes geſchlecht braucht (z. b. Homers παρθένοι αλ- φεσί-βοιαι) obgleich vorzugsweiſe auch die gr. zuſam- menſetzungen dieſer art maſc. ſind. Beſondere rückſicht verdient aber, daß faſt alle romaniſchen compoſita bloß mit den imperativen einer ſchwachen (nämlich der lat. erſten) conjugation gebildet ſind, kaum mit denen der ſtarken (lat. dritten) noch der ſchwachen, welchen ablei- tendes e und i zu grunde liegt (lat. zweiten und vierten conj.) *). Hierzu ſtimmt das lat. mota-cilla und flex- animus (geſchlechtig und declinierbar gleich den griech.) von motare, flexare. Im griech. hingegen ſtehen vor- zugsweiſe ſtarke verba im erſten wort, deutſch ſowohl ſtarke als ſchwache. Das alter der romaniſchen iſt nicht zu beſtreiten, perce-val, perce-foreſt, briſe-fer etc. finden ſich ſchon in altfranz. gedichten (chante-clair im rom. du re- nard) und Ducange führt mehrere derſelben in mittellat. form auf, z. b. garda-roba (gen. garda-robae) garda-corſium etc. 9) in das engliſche ſind, wie zu erwarten iſt, franzö- *) ausnahme das franz. bat-beurre (butterſtößel) bat-cul
(ſchwanzrieme) bat-queue (motacilla) von battre, das ſpan. bati- hoja (blechſchläger) von batir, ital. batti-cuore (herzſchlag) batti- fuoco (feuerſtahl) batti-ſegola (kornblume, die ans korn ſtoßende) von battere, vielleicht noch andere. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f1000" n="982"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">III. <hi rendition="#i">compoſition. ſchlußbemerkungen.</hi></hi></fw><lb/> queue (motacilla); ôte-ſoin; perce-bois, perce-boſſe (n.<lb/> herbae) perce-forêt, perce-muraille (mauerbrecher) perce-<lb/> neige (n. plantae) perce-oreille (ohrwurm) perce-pierre (n.<lb/> plantae (ſteinbrech) perce-val; pleure-pain (geizhals); porte-<lb/> aiguille, porte-aune, porte-banniere (ſahnträger) porte-<lb/> chaiſe, porte-dieu, porte-drapeau, porte-enſeigne, porte-<lb/> faix, porte-feuille, porte-malheur (unglücksvogel) porte-<lb/> mouchettes, porte-piece, porte-voix (ſprachrohr); taille-<lb/> fer, taille-mêche; tire-bouchon, tire-balle, tire-ſonds,<lb/> tire-monde (wehmutter) tire-ſou; tourne-bride, tourne-<lb/> broche, tourne-dos, tourne-fil, tourne-main (handum-<lb/> drehen) tourne-lit, tourne-ſol; tranche-montagne, tranche-<lb/> plume; tue-loup (n. plantae) tue-mouche (fliegentödter) u.<lb/> a. m. Dieſe romaniſchen compoſita beſtätigen, daß das<lb/> zweite wort einen wahren, vom erſten wort regierten<lb/> acc. enthalte, der hier ſogar oft im plur. ſteht, während<lb/> das compoſitum als ganzes betrachtet emen ſing. (und wie<lb/> im deutſchen maſc.) bildet. Die griech. ſprache verfährt<lb/> hierin kühner, welche mit unterdrückter flexion dem<lb/> zweiten wort neue bildungsendungen verleiht und dieſe<lb/> für jedes geſchlecht braucht (z. b. Homers <hi rendition="#i">παρθένοι αλ-<lb/> φεσί-βοιαι</hi>) obgleich vorzugsweiſe auch die gr. zuſam-<lb/> menſetzungen dieſer art maſc. ſind. Beſondere rückſicht<lb/> verdient aber, daß faſt alle romaniſchen compoſita bloß<lb/> mit den imperativen einer ſchwachen (nämlich der lat.<lb/> erſten) conjugation gebildet ſind, kaum mit denen der<lb/> ſtarken (lat. dritten) noch der ſchwachen, welchen ablei-<lb/> tendes e und i zu grunde liegt (lat. zweiten und vierten<lb/> conj.) <note place="foot" n="*)">ausnahme das franz. bat-beurre (butterſtößel) bat-cul<lb/> (ſchwanzrieme) bat-queue (motacilla) von battre, das ſpan. bati-<lb/> hoja (blechſchläger) von batir, ital. batti-cuore (herzſchlag) batti-<lb/> fuoco (feuerſtahl) batti-ſegola (kornblume, die ans korn ſtoßende)<lb/> von battere, vielleicht noch andere.</note>. Hierzu ſtimmt das lat. mota-cilla und flex-<lb/> animus (geſchlechtig und declinierbar gleich den griech.)<lb/> von motare, flexare. Im griech. hingegen ſtehen vor-<lb/> zugsweiſe ſtarke verba im erſten wort, deutſch ſowohl<lb/> ſtarke als ſchwache. Das alter der romaniſchen iſt nicht<lb/> zu beſtreiten, perce-val, perce-foreſt, briſe-fer etc. finden<lb/> ſich ſchon in altfranz. gedichten (chante-clair im rom. du re-<lb/> nard) und Ducange führt mehrere derſelben in mittellat. form<lb/> auf, z. b. garda-roba (gen. garda-robae) garda-corſium etc.</p><lb/> <p>9) in das <hi rendition="#i">engliſche</hi> ſind, wie zu erwarten iſt, franzö-<lb/> ſiſche zuſammenſetzungen als: garde-robe, gard-manger,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [982/1000]
III. compoſition. ſchlußbemerkungen.
queue (motacilla); ôte-ſoin; perce-bois, perce-boſſe (n.
herbae) perce-forêt, perce-muraille (mauerbrecher) perce-
neige (n. plantae) perce-oreille (ohrwurm) perce-pierre (n.
plantae (ſteinbrech) perce-val; pleure-pain (geizhals); porte-
aiguille, porte-aune, porte-banniere (ſahnträger) porte-
chaiſe, porte-dieu, porte-drapeau, porte-enſeigne, porte-
faix, porte-feuille, porte-malheur (unglücksvogel) porte-
mouchettes, porte-piece, porte-voix (ſprachrohr); taille-
fer, taille-mêche; tire-bouchon, tire-balle, tire-ſonds,
tire-monde (wehmutter) tire-ſou; tourne-bride, tourne-
broche, tourne-dos, tourne-fil, tourne-main (handum-
drehen) tourne-lit, tourne-ſol; tranche-montagne, tranche-
plume; tue-loup (n. plantae) tue-mouche (fliegentödter) u.
a. m. Dieſe romaniſchen compoſita beſtätigen, daß das
zweite wort einen wahren, vom erſten wort regierten
acc. enthalte, der hier ſogar oft im plur. ſteht, während
das compoſitum als ganzes betrachtet emen ſing. (und wie
im deutſchen maſc.) bildet. Die griech. ſprache verfährt
hierin kühner, welche mit unterdrückter flexion dem
zweiten wort neue bildungsendungen verleiht und dieſe
für jedes geſchlecht braucht (z. b. Homers παρθένοι αλ-
φεσί-βοιαι) obgleich vorzugsweiſe auch die gr. zuſam-
menſetzungen dieſer art maſc. ſind. Beſondere rückſicht
verdient aber, daß faſt alle romaniſchen compoſita bloß
mit den imperativen einer ſchwachen (nämlich der lat.
erſten) conjugation gebildet ſind, kaum mit denen der
ſtarken (lat. dritten) noch der ſchwachen, welchen ablei-
tendes e und i zu grunde liegt (lat. zweiten und vierten
conj.) *). Hierzu ſtimmt das lat. mota-cilla und flex-
animus (geſchlechtig und declinierbar gleich den griech.)
von motare, flexare. Im griech. hingegen ſtehen vor-
zugsweiſe ſtarke verba im erſten wort, deutſch ſowohl
ſtarke als ſchwache. Das alter der romaniſchen iſt nicht
zu beſtreiten, perce-val, perce-foreſt, briſe-fer etc. finden
ſich ſchon in altfranz. gedichten (chante-clair im rom. du re-
nard) und Ducange führt mehrere derſelben in mittellat. form
auf, z. b. garda-roba (gen. garda-robae) garda-corſium etc.
9) in das engliſche ſind, wie zu erwarten iſt, franzö-
ſiſche zuſammenſetzungen als: garde-robe, gard-manger,
*) ausnahme das franz. bat-beurre (butterſtößel) bat-cul
(ſchwanzrieme) bat-queue (motacilla) von battre, das ſpan. bati-
hoja (blechſchläger) von batir, ital. batti-cuore (herzſchlag) batti-
fuoco (feuerſtahl) batti-ſegola (kornblume, die ans korn ſtoßende)
von battere, vielleicht noch andere.
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